Der Patriarch der französischen Spitzenköche, Paul Bocuse, hält nichts von dem Trend, in Restaurants wortreiche Erklärungen zur Herkunft von Speisen und Weinen abzugeben. "Wenn ich ein Hendl bestelle, habe ich nicht das Bedürfnis, dass der Oberkellner mir etwas von der Großmutter dieses Huhns erzählt", sagte der 83-Jährige der Pariser Tageszeitung "Le Figaro".
Auch Weinexperten in Gastronomie sollten nicht schwätzen. "Die einzige Frage, die ich gelten lasse, lautet: 'Ist er gut?' oder 'Hat er Ihnen geschmeckt?'. Der Rest: Weg damit", schimpfte der Drei-Sterne-Koch. Er möge identifizierbare Gerichte. "Wenn ich von links nach rechts eine Erklärung brauche, interessiert mich das nicht."
An wirklichen Ruhestand will der Star der französischen Meisterköche nicht denken - obwohl er seit seiner jüngsten Herzoperation ängstlicher geworden sei und weniger Appetit habe. Derzeit plant Bocuse die Eröffnung eines Ausfluglokals am Ufer der Saône bei Lyon. Das Angebot will der Wegbereiter der "Nouvelle Cuisine" einfach halten. "Heiße Würstl, Topfenspeisen, Geflügel" - das würde er gerne anbieten, erzählte er kurz vor seinem 84. Geburtstag am 11. Februar.