Veggie-Küche als Gesundheits-Geheimnis in der "Blue Zone"
In gewissen Regionen der Erde scheint die Zeit stillzustehen, denn dort leben außergewöhnlich viele 100-Jährige. Was das Geheimnis der Superalten ist und was wir uns von ihren Lebensgewohnheiten abschauen können – wir sind dem auf den Grund gegangen.
Ein langes, gesundes und erfülltes Leben – wer wünscht sich das nicht? Die Weltbevölkerung wird zwar stetig älter – in Österreich erreicht man durchschnittlich ein Alter von 81,8 Jahren – dennoch hat sie mit Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes und Arthrose zu kämpfen. An manchen Menschen in gewissen Regionen der Erde (den Blue Zones) scheinen solche Probleme aber abzuprallen, sie leben vital bis ins hohe Alter und werden überdurchschnittlich oft 100 Jahre alt. Dan Buettner, Autor des Bestsellerromans „The Blue Zones Solution“ hat sich auf die Spuren der Superalten begeben und fand heraus, dass diese Menschen nicht nur gute Gene, sondern auch eine ähnliche, gesunde Lebensweise haben. Eine Lebensweise, von der auch wir lernen können ...
Blue Zones – Was ist das?
Als Blue Zones werden insgesamt fünf Gegenden der Welt bezeichnet, in denen Menschen am ältesten werden und am längsten gesund bleiben. Dazu zählen Ikaria (Griechenland), Okinawa (Japan), Ogliastra (Sardinien), Loma Linda (Kalifornien) und die Halbinsel Nicoya (Costa Rica). Man erkennt schon jetzt, dass diese Menschen völlig unabhängig von geografischer Lage oder Klimazone das gleiche Schicksal teilen. Die Ernährung, der Lebensstil und das soziale Umfeld sind hingegen sehr ähnlich. Natürlich spielt auch die Genetik eine Rolle, diese ist mit 10 bis 20 Prozent jedoch eher zweitrangig. Das bedeutet, dass auch wir aktiv etwas für ein längeres Leben tun können!
Rezepte der 100-Jährigen
Eine gesunde Ernährung steht ganz oben auf der Liste für ein langes Leben der 100-Jährigen. In den Blue Zones werden vor allem Obst, Gemüse, Milchprodukte und eine moderate Menge an Fisch und Fleisch zu sich genommen. Die meisten dieser Lebensmittel werden lokal produziert und die Herstellung ist sehr simpel – Konservierungsmittel, künstliche Aromen und Pestizide kennt man dort nicht. In Sardinien stehen vor allem Fenchel, Tomaten, Bohnen, Olivenöl und Ziegenmilch auf dem Speiseplan. Die Ziegenmilch gilt sogar als Lebenselixier, denn sie ist der Muttermilch dank der Proteine sehr ähnlich und auch leichter bekömmlich als Kuhmilch. Auf der Insel Okinawa bauen die Menschen vor allem Gemüse selbst an: Süßkartoffeln, Soja und Reis kommen hier auf den Tisch. Das wohl größte Geheimnis der Bewohner von Okinawa sind aber nicht die Lebensmittel selbst, sondern die Menge. Durchschnittlich nehmen sie etwa 20 Prozent weniger Kalorien zu sich als die restlichen Japaner – sie essen sich also niemals ganz satt. In Nicoya setzen die Menschen auf Mais, Kürbis und Bohnen und auch die Bewohner in Loma Linda leben überwiegend vegetarisch oder vegan. Die Ikarioten schwören auch auf den traditionell aufgebrühten griechischen Kaffee und durchschnittlich zwei Gläser Rotwein aus der Region pro Tag. Ansonsten trinkt man in den Blue Zones ausschließlich Wasser oder ungesüßte Tees – Softdrinks sucht man hier vergeblich. Die Hauptmahlzeit wird übrigens in allen fünf Blue Zones immer mittags verzehrt, Frühstück und Abendessen fallen dort eher klein aus. Zusammenfassend kann man also sagen, dass eine vorwiegend vegetarische Ernährung aus lokalen, hochwertigen Produkten einen Beitrag zu einem langen Leben leistet.
Natürlich bewegen
Klassischen Sport, wie wir ihn kennen, gibt es in den Blue Zones nicht. Hier setzen die Bewohner auf natürliche Bewegung: Kürzere Wege zur Arbeit oder zum Einkaufen werden zu Fuß bestritten, Spaziergänge im hügeligen Gelände (wie etwa in Ikaria oder Ogliastra) stehen außerdem an der Tagesordnung. Auch Leistungssportler wie Marathonläufer wird man hier nicht finden, die Menschen absolvieren ihr tägliches Workout lieber bei der Gartenarbeit oder beim Brotteig-Kneten. Prinzipiell hören die Bewohner in den Blue Zones auch nie auf zu arbeiten, so bleiben sie bis ins hohe Alter agil. Und wir sprechen jetzt von körperlicher Arbeit am Feld, beim Fischen oder Befördern von Lasten und nicht vom klassischen Bürojob. Auch der Sinn der Arbeit hat einen hohen Stellenwert.
Die langsame, bedachte Alltagsbewegung – wie viel zu Fuß gehen, wandern oder mit dem Rad fahren – scheint in diesen Regionen wohl der Schlüssel für eine ausgeprägte Vitalität im Alter zu sein. On top werden diese Tätigkeiten auch noch an der frischen Luft und im Sonnenlicht ausgeführt. Daher gibt es dort auch keinen Mangel an Vitamin D, wie es bei uns so oft der Fall ist. Vitamin D unterstützt nicht nur die Knochen und Muskeln, sondern trägt auch zum Zellerneuerungsprozess bei – perfekt fürs Anti-Aging!
Stress? Kennt man nicht!
Bei all der Arbeit machen die Bewohner der Blue Zones auch ebenso viele Pausen. „Stress-Management“ würden wir wohl dazu sagen. Ein Mittagsschläfchen, eine kurze Kaffeepause am Nachmittag oder sich einfach einen ganzen Tag freinehmen – die 100-Jährigen nehmen sich bewusste Auszeiten und hören auf ihren Körper. Auch Zeitdruck ist ihnen nicht bekannt, die Dinge dürfen sich in diesen Regionen einfach entwickeln. Auf Okinawa – sagt man – ist es besser, zu spät zu einer Verabredung zu kommen, als sich zu beeilen und dadurch Gefahr zu laufen, einen Unfall zu begehen. Hektisch durch die Gegend laufen wird hier also niemand, lieber gönnt man sich ein Gläschen Wein mit Freunden. Und die sind ebenso wichtig wie eine sinnvolle Tätigkeit!
Gemeinsam statt einsam
All die gesunde Ernährung und das tägliche Sportprogramm sind aber nicht das einzige Geheimnis der 100-Jährigen, auch die soziale Komponente spielt eine wesentliche Rolle, um länger zu leben. Die Integration in die Gemeinschaft ist sozusagen das bemerkenswerteste Lebensstilmerkmal der Blue-Zones-Bewohner. Sie wohnen meistens mit engen Familienmitgliedern unter einem Dach oder sind in der Dorfgemeinschaft Teil einer Gruppe. Rituale und Traditionen werden so aufrecht erhalten, das gibt den Menschen ein Gefühl von Zweck und Zugehörigkeit. Auch Freundschaften dauern oft ein Leben lang und werden zum Beispiel auf Okinawa über sogenannte Moais ermöglicht. Das sind Gemeinschaften von fünf Freunden, die sich ein Leben lang begleiten. Und in schlechten Zeiten können die Bewohner außerdem mit Unterstützung rechnen – man hilft sich, wo man kann. Manche Bewohner folgen auch einem gemeinsamen spirituellen Weg wie beispielsweise die Adventisten-Gemeinde in Loma Linda. Diese sozialen Netzwerke wirken unterstützend, ausgleichend und lebensverlängernd. Ältere Menschen erfüllen darin eine gleichwertige Funktion wie alle anderen Generationen, sie werden einfach gebraucht und das ist ein schönes Gefühl für die Superalten.
Ab in die Blue Zones?
Das klingt doch alles machbar! Sollten wir dann nicht einfach in die Blue Zones reisen und dort entspannt bis zum (hoffentlich) späten Tod leben? Lieber nicht, denn unser Körper ist an unsere physische Umwelt und auch unsere sozialen Kontakte gewöhnt. Besser ist es, den gesunden Lebensstil der Blue-Zones-Bewohner in unser tägliches Leben zu integrieren. Das kann schon beim Fußweg in die Arbeit oder bei der Veggie-Woche passieren. Dass das Geheimnis für ein langes Leben aber nicht nur Körper-, sondern auch Kopfsache ist, gilt ebenfalls als bewiesen. Weniger Stress in der Arbeit, entspannte Pausen ohne Handy, Tablet und Co. und erholsamer Schlaf können das Wohlbefinden steigern und damit auch lebensverlängernd wirken. Hören Sie also auf Ihren Körper, essen Sie vorwiegend vegetarisch, bewegen Sie sich im Alltag und pflegen Sie soziale Kontakte – so steht einem langen, erfüllten Leben nichts mehr im Weg!
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