Heiße Temperaturen = hitzige Gemüter? Bei vielen Menschen ist die Zündschnur bei hohen Temperaturen besonders kurz. Doch es gibt einen überraschenden Grund, warum die Hitze unsere Stimmung kippen lässt.
Während sich die einen am warmen Wetter erfreuen, erleben die anderen den Sommer als wahre Belastungsprobe. Es ist ein Phänomen, das sich jedes Jahr wiederholt: Die Temperaturen steigen und mit ihnen die Laune – oder besser gesagt: die schlechte Laune. Doch warum sind wir bei heißen Temperaturen so gereizt? Die Antwort liegt in einem wissenschaftlich belegten Phänomen.
Das „Long-Hot-Summer“-Phänomen
Kaum steigt das Thermometer über 30 Grad, scheint es, als würde bei vielen Menschen die Zündschnur plötzlich kürzer werden. Der Verkehr wird chaotischer, der Ton schärfer und Streitigkeiten breiten sich fast genauso schnell aus wie der Schweiß auf der Stirn. Das hat sogar einen Namen: Der Long-Hot-Summer-Effekt und dieser ist wissenschaftlich bewiesen.
Bereits in den 1970er Jahren untersuchten die Psychologen Paul Bell und Robert Baron, wie hohe Temperaturen unser Verhalten beeinflussen. In ihrem Experiment stellten sie zwei Gruppen von Studierenden in einem Raum auf und ließen sie sich gegenseitig Elektroschocks verabreichen, als Reaktion auf Kritik. Das Ergebnis? Je heißer es im Raum war, desto häufiger wurden die Schocks ausgelöst.
Mehr Verbrechen bei Hitze
Doch die Auswirkungen der Sommerhitze gehen noch weiter. Während Hitzewellen steigt die Zahl der Straftaten in vielen Regionen. Der US-Psychologe Craig Anderson konnte nachweisen, dass an heißen Tagen insbesondere Gewalt- und Sexualverbrechen zunehmen. Polizei und Notaufnahmen haben in der Sommerhitze alle Hände voll zu tun.
Darum werden wir bei Hitze aggressiv
Hinter dem aggressiven Verhalten steckt das Hormon Vasopressin. Normalerweise ist dieses Hormon dafür verantwortlich, unseren Wasserhaushalt zu regulieren. Doch bei hohen Temperaturen wird es in größeren Mengen ausgeschüttet, weil unser Körper versucht, möglichst viel Flüssigkeit zu speichern und den Wasserverlust zu minimieren.
Dieser Prozess hat jedoch einen unangenehmen Nebeneffekt: Vasopressin sorgt auch dafür, dass wir aggressiver und reizbarer werden. Unsere Blutgefäße erweitern sich, das Herz schlägt schneller und unser Nervensystem wird in Alarmbereitschaft versetzt. Kein Wunder also, dass die Laune kippt und die kleinste Kleinigkeit uns auf die Palme bringen kann.
Unser Körper leidet unter der Sommerhitze
Ab einer Temperatur von 28 Grad Celsius steht der Körper unter einer großen Belastung. Stressfaktoren wie das ständige Schwitzen, der unruhige Schlaf in tropischen Nächten und die verminderte Auffassungsgabe beeinträchtigen unser Wohlbefinden. Und wer sich nicht wohlfühlt, der wird eben schneller gereizt!