Rauchen tötet laut Ärzteangaben nicht nur via Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aktiv- und Passivrauchen verursacht - so Sprecher der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) - auch Diabetes. Im Lichte der Erkenntnisse "unzulässig" sei es von Gesundheitsminister Alois Stöger (S) auf neue Studienergebnisse zu warten, was die Umsetzung einer strikteren Anti-Rauch-Gesetzgebung betreffe, hieß es bei einer Pressekonferenz in Wien.
Bernhard Ludvik, Diabetologe am Wiener AKH und ehemaliger Präsident der ÖDG, fasste die wissenschaftlichen Studien bezüglich eines Zusammenhanges zwischen Rauchen und Zuckerkrankheit zusammen:
- Die Physician's Health Study mit 21.068 US-Ärzten, die jahrelang beobachtet wurden, hat ergeben, dass ab einem Konsum von 20 Zigaretten pro Tag die Häufigkeit von Typ-2-Diabetes um 60 bis 70 Prozent zunimmt.
- Eine Studie mit rund 5.000 jungen Erwachsenen (18 bis 35 Jahre alt) zeigte, dass es bei Aktiv-Rauchern zu einer Verdopplung der Häufigkeit des Auftretens einer Glukose-Intoleranz als Vorstufe des Diabetes kommt.
- Bei Jugendlichen im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren bedeutet Rauchen - so eine bereits im Jahr 2005 veröffentlichte wissenschaftliche Untersuchung - das neunfache Risiko für ein metabolisches Syndrom - ebenfalls eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes.
Katastrophal ist es, wenn Zuckerkranke weiter rauchen: Dann potenziert sich das Risiko. Kaum ein Diabetiker stirbt an der Zuckerkrankheit selbst, die meisten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil bei ihnen die Atherosklerose an sich schon schneller abläuft.
Der Grazer Diabetologe Hermann Toplak: "Das Hauptrisiko des Altersdiabetikers (Typ-2-Diabetes, Anm.) sind Blutdruck, Cholesterin und Rauchen. Leider lässt man in den österreichischen Restaurants das Rauchen noch immer zu. Das ist eine Frechheit." Die österreichische Tabak-Gesetzgebung sei "nicht verständlich". Die ÖDG wird sich verstärkt dafür einsetzen, dass das Thema Rauchen in jede Betreuungssituation aufgenommen wird, in der es um Diabetes geht.
Ludvik: "Ich finde es unzulässig, dass der Minister (Gesundheitsminister Alois Stöger, Anm.) auf neue Studienergebnisse warten will." Dies sei fahrlässig.
Laut wissenschaftlichen Studien dürfte das Rauchen sowohl über die Vermehrung des Bauchfetts als auch über das Anheizen der Stressreaktionen im Körper zu dem erhöhten Diabetes-Risiko beitragen. Hinzu kommt eine unterschwellige Entzündungsreaktion, die möglicherweise auch auf eingeatmeten Feinstaub zurückgeht. Experimente haben ergeben, dass drei Zigaretten, die in einer leeren Garage verglühen, die Feinstaubbelastung extrem erhöhen - auf das Zehnfache des Wertes, den ein 30 Minuten lang laufender Dieselmotor verursacht.