Für Empörung sorgte der Veranstaltungsort am Rande eines vom russischem Staat unterstützten Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg.
Der italienische Sänger Al Bano Carrisi (82) sorgt mit einem umstrittenen Auftritt in Russland für Schlagzeilen. Gemeinsam mit der Sängerin Iva Zanicchi trat er am vergangenen Freitag im Rahmen eines Konzerts am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg auf – und sang ausgerechnet den Gute-Laune-Hit „Felicità“. Die Reaktionen in Italien fielen heftig aus: Von geschmacklos bis politisch naiv reichte die Kritik. Besonders seine Ex-Frau und langjährige Gesangspartnerin Romina Power zeigte sich entsetzt.
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„Felicità“ in Kriegszeiten: Fehl am Platz
Der Schauplatz des Auftritts ist heikel: Das Wirtschaftsforum gilt als Teil von Moskaus Imagepflege und wird vom russischen Staat unterstützt. Dass in diesem Kontext ein Lied über das Glück performt wird, empörte viele in Italien. „Felicità“ – das steht für die Leichtigkeit der 1980er-Jahre, nicht für ein Land im Krieg“, so ein Kommentar in der Tageszeitung La Repubblica. Der politische Subtext wurde durch die Nähe des Events zur russischen Regierung zusätzlich verstärkt.
Romina Power lehnt Teilnahme ab – und kritisiert Ex-Mann
Romina Power, die mit Al Bano in den 80ern Welterfolge feierte, hatte selbst eine Einladung zum Konzert erhalten – und diese bewusst ausgeschlagen. In einem deutlichen Social-Media-Post schrieb sie: „Ich distanziere mich von der Aufführung des Liedes ‚Felicità‘ in Russland. Ich habe die Einladung abgelehnt. Es ist weder der richtige Ort noch der richtige Moment, um von Glück zu singen.“
Obwohl das Paar seit 1999 geschieden ist, stehen die beiden bis heute immer wieder gemeinsam auf der Bühne. In diesem Fall ist aber klar: Romina geht auf Distanz.
Al Bano verteidigt Auftritt – mit umstrittenem Russland-Bild
Gegenüber dem italienischen Sender RAI 1 rechtfertigte Al Bano seinen Auftritt. Auf die Frage einer Journalistin, ob sein Auftritt in Russland angesichts des Krieges angebracht sei, antwortete er: „Wenn man in Italien den Fernseher einschaltet, denkt man, hier gibt es nur Bomben und Kanonen. Sehen Sie sich das hier an?“ Die Reporterin entgegnete trocken: „Der Krieg tobt nicht in Sankt Petersburg.“ Das Interview ging viral – und befeuerte die Debatte weiter. Für viele war der Sänger damit endgültig aus dem Takt geraten.
„Ich bin kein Kriegstreiber“ – Al Bano sieht sich als Friedensbotschafter
In einem weiteren Statement bezeichnete sich der Italo-Barde selbst als „Botschafter des Friedens“: „Ich bin kein Kriegstreiber, ich bringe Musik dorthin, wo sie gebraucht wird. Ich mache einfach meinen Job“, sagte der Süditaliener. Kritiker wirft er vor, „nichts von der Realität zu verstehen“.
Al Bano, der bereits 2019 vom ukrainischen Kulturministerium auf eine schwarze Liste gesetzt worden war, gilt als Putin-nah. Seine Verehrung für den russischen Präsidenten ist dokumentiert – etwa durch seinen Auftritt 2017 bei der Feier zum 100. Jubiläum des KGB. Die Bekanntschaft mit Putin reicht bis ins Jahr 1986 zurück, als dieser noch im sowjetischen Geheimdienst tätig war.
Zwischen Schlager und Staatspropaganda
Der Fall Al Bano zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Unterhaltung und Politik geworden ist – besonders in geopolitisch angespannten Zeiten. Während seine Fans in Italien enttäuscht sind, bleibt Al Bano dabei: Musik dürfe nicht politisch vereinnahmt werden.
Ob er sich damit einen Bärendienst erwiesen hat, wird sich zeigen. Fest steht: „Felicità“ klingt derzeit für viele nicht wie Glück, sondern wie Ignoranz.