Ärzte sagten, er könne wegen Parkinson nie wieder vor die Kamera.
Es war einer der traurigeren Momente der TV-Geschichte: 32 Millionen Amerikaner sahen zu, als der an Parkinson leidende Star Michael J. Fox (52) in der TV-Serie Sin City 2000 in den Ruhestand geschickt wurde. Zu auffällig waren die Symptome. Das unkontrollierte Zucken von Kopf und Gliedmaßen, die undeutliche Aussprache, die gebückte Haltung – all das Symptome der Nervenkrankheit, die seinem Beruf als Schauspieler zu sehr in die Quere gekommen waren, fand Fox selbst. Am Ende der Folge winkte er den Zusehern im Studio zu. Es blieb kein Auge trocken. Alles schien final: Das tragische Ende einer Karriere – nachdem der Senkrechtstarter mit dem Baby-Face in den Achtzigern für die Studios zum Goldjungen wurde (einer der Hits: Zurück in die Zukunft).
Leibrolle
Umso erstaunlicher ist nun das Comeback des quirligen Kanadiers in seiner neuen TV-Serie The Michael J. Fox Show, die am Donnerstag bei NBC Premiere feiert. Fox wollte es – 23 Jahre nach der Diagnose mit der Zitterlähmung – nochmal wissen. Leute hätten ihn gefragt, erzählte er im Rolling Stone Magazin
, ob er sich das alles zutraue? „Ich bin mir nicht sicher, aber ich möchte es versuchen“, sagte er trotzig. Freilich imitiert seine Rolle das wirkliche Leben: Sein Charakter Mike Henry ist ein TV-Anchor, der an Parkinson erkrankt und sich statt dem Job mehr seiner Familie zuwendet. Als Filmfrau wurde Betsy Brandt verpflichtet.
Gut erinnert sich Michael noch an den Moment, als sich sein Leben dramatisch ändern sollte. Er wachte im November 1990 – seine Laufbahn nach Zurück in die Zukunft III gerade am Zenit – in einer Hotelsuite in Florida auf, als sein kleiner Finger plötzlich unkontrolliert zitterte. Als er Monate später die niederschmetternde Diagnose erhielt, sagte der Arzt nüchtern: Er könne noch zehn Jahre vor der Kamera stehen, dann wären die Symptome zu stark.
Kampf
Doch der Vierfach-Vater gilt unter Fachleuten fast als medizinisches Wunder: Bei den meisten Patienten lässt die Wirkung des eingenommen, synthetischen Dopamins nach, das den durch absterbende Gehirnzellen verursachten Mangel an Neurotransmitter ausgleichen soll. Fox hingegen spricht weiter auf die Behandlung an. Er tüftelte eine effektive Medikamenten-Kombo aus, mit der er die Symptome besser im Griff habe, als noch vor zehn Jahren. So schafft er es durch die zermürbenden 14-Stunden-Arbeitstage am Set der 22-teiligen TV-Serie.
Dennoch, es gibt arge Durchhänger: Als ihn ein Reporter in seinem Büro trifft, ist sein Gesicht starr wie eine Maske, seine Beine vibrieren, er lallt leicht. Erst eine grüne Pille bringt den Körper unter Kontrolle. Sein Selbstvertrauen ist aber ungebrochen: „Parkinson hat aus mir einen besseren Schauspieler gemacht.“
Forschung
Fox wurde auch zur Hoffnung für Parkinson-Kranke: 350 Millionen Dollar sammelte er für die Forschung zur Heilung der Krankheit. Es gab mittels Gentherapien und Stammzellenforschung kleine Fortschritte, aber noch keinen Durchbruch. Er selbst brauchte eine Weile, um sich in sein Schicksal einzufinden: Er ertränkte seine Frustrationen zuerst derart exzessiv mit Alkohol, dass ihm seine Frau Tracy Pollan (53) ein Ultimatum stellte. 21 Jahre ist er nun trocken. Was ihn aber kränkt, ist die Reaktion vieler Menschen auf seinen Zustand: „Sie sehen mich mit einem Mix aus Angst und Mitleid an“, sagt er. „Sie sehen nicht, dass ich eigentlich OK bin.“ Sein Glück im Leben habe er dank seiner Familie gefunden, sagt er. Michael J. Fox schafft es heute auch, sein Leiden mit Witzen auf die leichte Schulter zu nehmen. Deshalb bezweifelt kaum wer, dass die TV-Serie ein Hit wird.
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