Im Akademietheater feierte "Der Weibsteufel" unter Martin Kusej seine großartige Premiere. Eine Kritik von Christoph Hirschmann.
Martin Kusej ist wahrscheinlich der derzeit beste Theaterregisseur im deutschsprachigen Raum. Das bewies er nun einmal mehr, indem er das sonst eher entbehrliche Stück von Karl Schönherr, "Der Weibsteufel", zu einem heutigen, hautnahen Erlebnis machte. Schon der erste Eindruck ist überwältigend: Kusejs Leib-und-Magen-Bühnenbildner Martin Zehetgruber hat riesige, gefällte Baumstämme quer über die Szene platziert, auf denen die handelnden Personen auf und ab balancieren.
À la Salome
Und wie sie balancieren: Die immer gute Birgit
Minichmayr war noch nie so famos wie als Kusejs "Weibsteufel": Von ihrem
ungeliebten Schmuggler-Ehemann zum Lockvogel degradiert - sie muss den
notgeilen Grenzjäger ablenken -, wirft sie alle erdenklichen Waffen einer
Frau in die bravourös geführte Geschlechterschlacht. Am Ende gelingt es ihr,
mit einem ganz eigenartigen Verführungstanz - den Salome nicht besser
hingelegt hätte - gleich beide Mannsbilder auszuschalten: Der brünstige
Grenzjäger sticht den drögen Ehemann ab und muss fliehen. Zwei Fliegen auf
einen Schlag.
Jubel
Kongenial: Werner Wölbern als Gehörnter und Nicholas
Ofczarek als Horn. Applaus, Jubel, Ovationen wie lange nicht.