Buch der Woche

Natascha Kampusch: "Ich bin Expertin in Sachen Überleben"

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Wie hat Natascha Kampusch die Zeit bei ihrem Entführer mental überlebt? Neues Buch gewährt Einblick! 

Natascha Kampusch wurde als zehnjähriges Kind von ihrem Entführer in ein Verlies gesperrt, als 18 Jahre alte Frau entkam sie. Diese für jeden Menschen prägenden Jahre des Aufwachsens, wie hat Kampusch sie in einer so schrecklichen Umgebung erlebt, wie hat sie es geschafft, durchzuhalten, jeden Tag weiterzumachen?

Liebe und gemalte Türklinke

Strategien. Diese Frage beantwortet die nun 34 Jahre alte Natascha in ihrem neuen Buch "Stärke zeigen". Es ist eine Analyse ihrer eigenen Situation, sie veranschaulicht Strategien, wie sie beispielsweise durch Wachsmalstifte ihr Verlies gestaltet hat, um sich so ein bisschen bekanntes Früher ins bedrohliche Jetzt zu holen. Oder, dass eine gezeichnete Türklinke ihr dabei half, sich vorzustellen, jederzeit gehen zu können. Kampusch führt auch aus, dass die Erinnerung an die Liebe ihrer Bezugspersonen draußen ihr Kraft und Willensstärke verlieh. Das Buch berührt beim Lesen, Nataschas Worte wirken persönlich, offen. Damit macht sie sich einmal mehr angreifbar. Leider muss die junge Frau mit (Cyber-)Anfeindungen leben. Doch es gelingt ihr immer wieder, Stärke zu zeigen und sich nicht unterkriegen zu lassen. 

Kampusch: »Muss sich und anderen verzeihen« 

oe24. TV: Worum geht es im Buch und warum haben Sie es geschrieben?

Kampusch: Es geht in dem Buch darum, Leuten zu helfen, zu sich selbst zu finden, sich zu zentrieren und vor allem auch, Kraft aus sich selbst heraus zu entwickeln. ich habe mich darum dafür entschieden, weil ich ja so oft gefragt wurde, wie ich denn meine gefangenschaft überstanden hätte; und als so starke Person hervorging.

Video zum Thema: Fellner! LIVE: Natascha Kampusch im Interview

oe24.TV: Wie zeigt man Stärke, was sind Ihre Tipps?

Kampusch: Da gibt es unterschiedliche Wege, es ist ja nicht gesagt, dass jeder am selben Punkt einer Selbstfindung angelangt ist. Wichtig ist, sich selbst mal und anderen verzeihen zu können. Das ist auch schon ein Schritt in die richtige richtung. Und wichtig ist auch, einfach für sich Selbstfürsorge zu haben. Also zu wissen, okay, ich bin in einer schwierigen Situation, ich war in einer schwierigen Situation, meine Biografie machte es mir nicht so leicht. Aber ich stehe über dem ganzen, es geht nicht drum, dass man jetzt sagt, es ist ein rezept. Es geht einfach drum, dass die Leute sich Zeit lassen.

oe24.TV: Können Sie ein unbeschwertes Leben führen?

Kampusch: Da möchte ich jedem Mut machen. Jeder kann, auch wenn sein Leben vielleicht noch so schlimm war, an einem gewissen Punkt von null beginnen und sein Leben so lebenswert gestalten wie möglich. ich denke, das ist mir sehr gut gelungen und ich bin eben generell ein Mensch, der in der Lage ist, das immer wieder aufs Neue zu beweisen.
 

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