69. Berlinale

'Privates ist politisch' - Kosslicks letztes Festival

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Ein entspannter Berlinale-Direktor betrat das Podium zur Vorstellung des Filmfestspiel-Programms. 

Ein entspannter Berlinale-Direktor betrat heute, Dienstag, laut Plan auf die Sekunde genau das Podium in Berlin für die Pressekonferenz zur offiziellen Vorstellung des diesjährigen Filmfestspiel-Programms. Dieter Kosslick bestreitet zwischen 7. und 17. Februar die 18. und letzte Berlinale unter seiner Leitung. "Das Private ist politisch" - so lautet Kosslicks Motto für die heurige Ausgabe.
 
Fatih Akin und Agnieszka Holland sind Regisseure, die nicht zum ersten Mal bei der Berlinale zu Gast sind. Von der polnischen Regisseurin läuft "Mr. Jones" im Wettbewerb, laut Kosslick "ein ziemlich hartes Teil" über einen Journalisten in der Sowjetunion zur Stalinzeit. Und Fatih Akins "Der Goldene Handschuh" über einen Frauenmörder in Hamburg werde auch keine leichte Kost, kündigte der Berlinale-Chef an. Mit "One Second" von Zhang Yimou, einem Film über den Film und die Familie, endet der Wettbewerb. Und aus Österreich präsentiert Marie Kreutzer im Wettbewerb mit "Der Boden unter den Füßen" den Zerfall der Welt einer Unternehmensberaterin.
 
Die Präsidentin der internationalen Jury ist die französische Schauspielerin Juliette Binoche. Weitere Mitglieder sind der chilenische Regisseur Sebastian Lelio und die Schauspielerin Sandra Hüller, beide bereits in Filmen bei der Berlinale zu sehen gewesen, sowie der amerikanische Filmkritiker Justin Chang, der amerikanische Filmkurator Rajendra Roy und die britische Schauspielerin Trudie Styler.
 

"In Zukunft werden Filmfestivals"

"Ich glaube, in Zukunft werden Filmfestivals noch bedeutender werden, weil man da Filme sieht, die man sonst nicht mehr zu sehen bekommt", sagte Kosslick im Hinblick auf die Zunahme von Streaming-Diensten. "Ich glaube, dass es da Koexistenz geben wird. Ja, die Welt hat sich verändert."
 
Vor wenigen Tagen hatte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu gefordert, die Berlinale nicht mehr zu fördern, weil diese antiisraelische Aktivitäten unterstütze, namentlich das Netzwerk "Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen". Dieter Kosslick meinte dazu: "Ich kann mir vorstellen, dass er die Filme nicht mag, die wir spielen. Wir mögen auch nicht alles, was er macht."
 
Auch Musik wird bei der diesjährigen Berlinale, deren Gastland Norwegen ist, eine Rolle spielen. Nicht nur, weil sich die Toten Hosen angesagt haben. Es werde etwa eine indische Weltpremiere geben, die einen "organischen Anschluss an alle Bollywood-Filme" darstelle, so Kosslick: "Indian Rap. Wer Spaß haben will, kann ihn haben." Außerdem werden zwei chinesische Filme gezeigt, "mit zwei Musikern, das ist die absolute chinesische Boygroup mit einer Milliarde Facebook-Followern", sagte der Berlinale-Direktor. Und es würden "zwei absolute Superstars des chinesischen Films" zur heurigen Berlinale erwartet.
 
Womit der Berlinale-Direktor bei der Liste jener war, die über den roten Teppich schreiten werden: Christian Bale (er spielt im Wettbewerbsbeitrag außer Konkurrenz "Vice" über den ehemaligen Vizepräsidenten Dick Cheney), Catherine Deneuve, Diane Krüger, Martin Freeman, Zoe Kazan (sie spielt die Mutter im Eröffnungsfilm "The Kindness of Strangers" von Lone Scherfig), Peter Sarsgaard, Andrea Riseborough, Stellan Skarsgard, Tilda Swinton, Moritz Bleibtreu, Sophie Rois, Henry Hübchen und Adele Neuhauser.
 
Nach denen, die kommen, drehte sich am Ende die Präsentation noch um denjenigen, der geht: den 70-jährigen Direktor selbst. "Ich komme aus Köln, da übergibt man ja den Schlüssel im Karneval. Wir werden auch auf dem roten Teppich sein und die Übergabe auch so machen, dass man sieht, dass wir Freunde sind", sagte er bezüglich seiner Doppelnachfolge, dem Italiener Carlo Chatrian und der Niederländerin Mariette Rissenbeek.
 
Nach 18 Jahren im Amt sei er "ein glücklicher Mensch, dass ich von bisher vier Festivaldirektoren einer sein darf, dass die Berlinale so groß geworden ist, denn man soll die Leute nicht abhalten, ins Kino zu gehen", sagte Dieter Kosslick zum Abschied. "18 ist eine Zahl in der Hebro-Numeristik, die aufaddiert sagt, dass man Glück und Geld hat." Langer Schlussapplaus der zahlreichen Journalistenschar.
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