Auf einem zusammengestellten Word-Music-Sampler des Spiegels befindet sich Musik von Oliver Shanti, Kinderschänder und Sektenguru.
Für eine Qualitätszeitung wie den Spiegel, die sich gerne mit dem Prädikat der ausgezeichneten wie intensive Recherche brüstet, ein veritabler Fehler, der in Deutschland nun zu einem ziemlichen Skandal in der Medienbranche geführt hat: Wie mittlerweile jedes Medium bietet auch der Spiegel einen Online-Shop an, über den CD's oder andere Medien günstiger erworben werden können. Die Redaktion beschloss unlängst, in Kooperation mit der Plattenfirma Sony eine CD-World-Music-Reihe herauszubringen - grundsätzlich eine befürwortenswerte Idee, doch die "wunderschöne Weltreise", der Titel mit dem die Zeitung für die Musikreihe geworben hat, ist jetzt innerhalb kürzester Zeit zum Albtraum avanciert.
Gesuchter Kinderschänder
So ist nun auf der indischen
Compilation neben anderen Klassikern wie Ravi Shanka auch Musik des von der
deutschen Bundeskriminalpolizei gesuchten Ulrich Schulz zu finden - und zwar
unter seinem Künstlernamen Oliver Shanti. Die Redaktion hatte einfach
übersehen, um wen es sich hier handelt.
Noch immer auf der Flucht
Dieser befindet sich seit 2002 auf der
Flucht vor der Polizei. Von der Münchner Staatsanwaltschaft wird Schulz
gesucht wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in über 110 Fällen. Auf der
Fahndungsliste rangiert er sogar noch vor September-Eleven-Terroristen. Die
Schlamperei bezüglich der Zusammenstellung der Songs äußerte sich aber nicht
nur in dieser Form, Shanti, der in den Neunziger Jahren sogar kommerzielle
Erfolge feiern konnte - das Video Oliver Shanti and Friends "Water - Four
Circles of Life" wurde auf den gängigen Musik-TV's rauf und runter gespielt
- ist zwar tatsächlich für sein esoterisch angehauchtes Musikgenre
geachteter Musiker - allerdings in dem Fach der indianischen Musik. Der Spiegel
stellte Shantis Song in die indische Kategorie und ist damit gleich
zweimal hingefallen - vielleicht ein Grund mehr, den Shanti-Fall
journalistisch noch einmal neu aufzurollen.
Ein YouTube-Ausschnitt hier
Bildcredit: Sattva Music