Der Aids-Kongress ging gestern in Wien auf die Straße. Nach der Demonstration folgte ein Gratis-Konzert von Annie Lennox.
Turbulenter Tag bei der Wiener Aids-Konferenz. Zunächst stürmten Prostituierte die Pressekonferenz von Eric Goosby, globaler Aids-Koordinator der USA. Die Demonstranten bekritteln die Anti-Prostitutionshaltung des US-HIV-Programms PEPFAR. Goosby benötigte Leibwächter, musste durch einen Hinterausgang flüchten.
Emotionaler Höhepunkt
Am Abend dann der emotionale
Höhepunkt der AIDS-Konferenz: Zwischen 9.000 (Polizei) und 25.000
(Veranstalter) Menschen nahmen am Marsch für Menschenrechte in
der Wiener Innenstadt teil. Vom Schottentor ging es über den Ring, der
stundenlang gesperrt war, bis zum Heldenplatz. Dort fand die
Abschlusskundgebung statt.
Bunter, lauter Demozug
„Der Marsch ist der wichtigste Teil der
internationalen AIDS-Konferenz“, rief Michael Kazatchkine,
Direktor des „Global Fund“ den Teilnehmern immer wieder zu. Er
blickte in ein prominentes und buntes Demonstranten-Meer: Darunter Life-Ball-Erfinder
Gery Keszler, Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) und
Wiens Gesundheits-Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). „Wer hier
wegsieht, hat aktiv Menschen auf dem Gewissen“, sagte Stöger.
Alles organisiert
Tatsächlich war es ein beeindruckendes Bild,
das der friedliche, bunte und laute Demozug an diesem lauen
Sommerabend in die Stadt zauberte. Zu verdanken war das vor allem der
Organisation im Vorfeld – die Demo war lange geplant und perfekt
vorbereitet: Den Teilnehmern wurde die komplette Ausrüstung zur Verfügung
gestellt – 5.000 orange T-Shirts mit „AIDS 2010“-Aufdruck, Hunderte
Vuvuzela-Tröten und Trillerpfeifen. Auf Wunsch konnten die
multikulturellen Teilnehmer – viele kamen direkt von der Konferenz – sogar
ihr (vorgefertigtes) Schild selbst beschriften.
Fulminantes Lennox-Konzert
Das Gratis-Konzert von
Ex-Eurythmics-Sängerin Annie Lennox am Heldenplatz war ein mehr
als würdiger Abschluss. Die Stimme von „Eurythmics“ spielte „solo“ am
Klavier. Stimmungsvoll.
ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl traf Auma
Obama:
Das Treffen mit Obamas Schwester
Ihr
Halbbruder ist der mächtigste Mann der Welt: US-Präsident Barack
Obama. Auma Obama ist die starke Frau an der Spitze von
CARE-International in Kenia, besucht jetzt den Wiener Aids-Kongress.
Karl
Wendl traf Auma Obama
(c)
Bruna
Für CARE koordiniert sie gemeinsam mit 35 weiteren
Organisationen Projekte für Afrikas Kinder. Ein Teil ihrer Arbeit ist
Aids-Aufklärung: „Sport ist dabei unser Köder“, sagt sie: „Sport lässt den
Kindern vieles leichter erscheinen. Dadurch lernen sie auch ‚Nein‘ zu sagen,
was im Zusammenhang mit Aids-Prävention besonders wichtig ist.“
Auma spricht fast akzentfrei Deutsch
Sie ist Germanistin,
studierte an der Universität in Heidelberg, promovierte in Bayreuth und
besuchte in Berlin die Deutsche Fernsehakademie. 16 Jahre hat sie in
Deutschland gelebt.
Danach zog sie nach London, war in der Erwachsenenbildung tätig, bevor sie nach Kenia zurückkehrte. Ihren Halbbruder Barack hat sie zum ersten Mal gesehen, als sie 20 war („klar bin ich stolz auf ihn, aber er macht seine Arbeit, ich meine“). Auma wuchs bei ihrem Vater in Kenia auf. Ihr Halbbruder Barack auf Hawaii. Obama sen. hat seine Familie verlassen, als Barack ein Kleinkind war. Derzeit lebt Auma wieder in Kenia.