Der 31. Oktober ist nicht nur Halloween, sondern auch der Gedenktag des heiligen Wolfgang, eines bayerischen Bischofs aus dem 10. Jahrhundert. In alten Bauernkalendern spielt dieser Tag eine wichtige Rolle: Er markiert das Ende des landwirtschaftlichen Jahres und den Übergang in die Winterzeit.
Wenn am 31. Oktober der Regen an die Fenster prasselt, stöhnen viele über das ungemütliche Wetter. Doch nach alter Bauernregel ist das gar kein Grund zur Klage, denn Regen an diesem Tag verheißt Glück fürs kommende Jahr.
Die Bauernregel dazu lautet:
„Regen am Sankt-Wolfgangs-Tag, gut für das nächste Jahr sein mag.“
Was heute nach einer charmanten Redensart klingt, hatte für unsere Vorfahren eine ganz handfeste Bedeutung – und verrät viel über den Lauf der Jahreszeiten.
Ein heiliger und der Wandel der Zeit
Der 31. Oktober ist nicht nur der Tag, an dem Kinder in Gruselmasken von Haus zu Haus ziehen, sondern auch der Gedenktag des heiligen Wolfgang von Regensburg. Er war ein bayerischer Bischof des 10. Jahrhunderts, bekannt für seinen Fleiß, seine Bodenständigkeit und seinen Einsatz für das einfache Volk. In vielen Regionen Süddeutschlands, Österreichs und der Schweiz gilt er als Schutzpatron der Bauern, Holzarbeiter und Winzer – also jener Menschen, die besonders vom Wetter abhängig waren.
Für die Landbevölkerung markierte der St.-Wolfgangstag traditionell das Ende des landwirtschaftlichen Jahres. Die Ernte war eingebracht, das Vieh stand wieder im Stall, und man blickte dankbar – oder sorgenvoll – auf die kommende Winterzeit. Entsprechend aufmerksam beobachteten die Bauern das Wetter an diesem Tag: Sie glaubten, dass sich daraus etwas über die Fruchtbarkeit des nächsten Jahres ablesen lasse.
Warum Regen als gutes Omen galt
In der Regel heißt es: Regen im Herbst, Segen im Frühjahr. Wenn es am 31. Oktober regnete, bedeutete das, dass der Boden noch einmal gründlich durchfeuchtet wurde, bevor der Frost einsetzte. Diese gespeicherte Feuchtigkeit half den Feldern, gut über den Winter zu kommen. Im Frühjahr, wenn das Tauwetter begann, konnten die Pflanzen davon profitieren – sie wuchsen kräftiger, die Erde blieb fruchtbar.
Aus heutiger, meteorologischer Sicht hat diese Beobachtung durchaus einen wahren Kern. Ein feuchter Herbst sorgt dafür, dass Böden nicht zu stark austrocknen und dass wichtige Mikroorganismen aktiv bleiben. Das wiederum kann tatsächlich positive Auswirkungen auf die Bodenqualität im kommenden Jahr haben. Die alten Bauernregeln sind also weniger Aberglaube als vielmehr gesammelte Naturerfahrung über Generationen hinweg.
Aber: Natürlich ersetzt eine Bauernregel keine moderne Wetterprognose. Doch sie zeigt, wie sensibel frühere Generationen die Natur wahrnahmen. Jede Wolkenbildung, jeder Wind und jedes Tierverhalten wurde aufmerksam beobachtet. Diese intuitive Verbindung mit der Umwelt ging im Laufe der Zeit vielerorts verloren – genau deshalb faszinieren uns Bauernregeln bis heute. Heute können wir sie als charmante Erinnerung verstehen, den Blick wieder öfter gen Himmel zu richten und den Rhythmus der Natur bewusst wahrzunehmen.