"Death in Venice" im Theater an der Wien

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Einem stummen Gegenüber verfallen, als Außenseiter gemieden, hilflos im Kontrollverlust: Als moribunder Schriftsteller Gustav von Aschenbach steht Tenor Kurt Streit derzeit in Benjamin Brittens Oper "Death in Venice" im Theater an der Wien auf der Bühne - und liefert unter der Regie von Ramin Gray eine tolle Show ab. Nächste Vorstellung ist am 27. September (19.00 Uhr).

Die Oper kulminiert im letzten Moment des ersten Aktes. "Ich liebe dich", schreit Aschenbach. Unerträgliches Schweigen folgt. Denn das nun ausgesprochene Begehren des alternden Autors gilt einem keineswegs erwachsenen Knaben. Britten und seine Librettistin Myfanwy Piper führten Thomas Manns Venedig-Novelle zurück auf die griechische Tragödie, auf den Kampf zwischen Apoll und Dionysos, zwischen ästhetischer Vergeistigung von gestählten Bubenkörpern und lustgreisiger Notgeilheit zurück. Mit der Ausnahme, dass sich die alten Griechen über ihre Lustknaben nicht so den Kopf und die Seele zermartert haben wie Aschenbach

Und auch Britten: Das späte, breit abdiskutierte Outing des Komponisten, der wegen seiner Partnerschaft mit dem Sänger Peter Pears in Großbritannien jahrzehntelang Strafverfolgung fürchten musste und darüber hinaus auch noch von pubertierenden Burschen fasziniert war, zeugt in seiner letzten Oper in Reduktion und Dramatik von aufgestauter Verzweiflung des Lebens im doppelten Tabu.

Eine Tabuwelt, die durchaus den Weg auf die Bühne des Theaters an der Wien findet. Jünglinge tanzen über die Bühne und Aschenbach leidet auf der kargen mit einfallsreichen Szenenwechseln bespielten Bühne im heißen Wüstenwind in der Cholera-durchseuchten Lagunenstadt. Und das ORF Radiosymphonieorchester unter Donald Runnicles arbeitet aus der Komplexität der komprimierten Klangsprache des hochpersönlichen Alterswerkes eine vielstimmige Erzählung heraus. Kurz gesagt, eine empfehlenswerte Abendbeschäftigung.

INFO: "Death in Venice" von Benjamin Britten, Oper, 27.9.2009, 19.00 Uhr, Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien; Nähere Infos unter Tel. +43/1/588 30 200 und http://www.theater-wien.at; Tickets unter +43/1/58885.

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