Daniela Schimke schreibt über Eva Herman und ihre 'Wahrheiten'
Eines gleich vorweg: Dass mir die Spucke wegbleibt, dazu braucht es schon einiges. Eva Herman machte gestern das nahezu Unmögliche möglich. Die Autorin, die vor Jahren bereits das erste Mal mit ihrem Meisterwerk "Das Eva Prinzip" für heftige Diskussionen sorgte (man erinnere sich an ihre fulminanten Anti-Karriere-Mütter-Thesen und ihren Aufruf, Frauen sollen sich endlich wieder auf ihre von Natur gegebenen Verpflichtungen besinnen) , die Frau, die sich schließlich - im Rahmen der Präsentation ihres zweiten Meisterwerks - mit Äußerungen zu den familiären Werten im Nationalsozialismus endgültig disqualifizierte und sogar aus Johannes B. Kerners Sendung flog – genau diese Frau hat wieder "gesprochen". Gesprochen unter Anführungszeichen, denn Interviews gibt die ehemalige "Tagesschau-Sprecherin" ja nicht. Sie schreibt lieber. Dieser Tage meldete sich die "Missionarin" in Sachen Loveparade zu Wort. Auf der Internet-Seite des Koppverlags, der ihr – vielleicht sogar im Wortsinn - letztes Werk "Die Wahrheit und ihr Preis" herausbrachte, sinnierte die Mutter eines 13-jährigen Sohnes über die Hintergründe des Dramas von Duisburg. "Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte mit eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen. Was das angeht, kann man nur erleichtert aufatmen!", schrieb Eva Herman unter dem Titel "Sodom und Gomorrah in Duisburg" – das friedliche Fest fröhlicher junger Menschen sei in Wahrheit eine riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie, bei der viele Mädchen den Busenblank gezogen hätten, manche seien sogar völlig nackt. "Begriffe wie Sittlichkeit und Anstand haben sich in den abgrundtiefen Bassschlägen ins Nichts aufgelöst."
Und wieder gibt sich die Missionarin – Herman bemüht seit Jahren gerne Gott und Glaube als ihren Ansporn zu Weltbekehrung – mehr als überrascht ob der heftigen Reaktionen, der Kritik an ihren pietätlosen Äußerungen. Wieder einmal seien nur einzelne Textpassagen abgedruckt worden. Wieder einmal sei sie falsch verstanden worden, bekundet sie auf ihre Homepage, ebenso wie der Kopp-Verlag auf seiner Site. "Ich versuche mich in all meiner Arbeit grundsätzlich FÜR das Leben einzusetzen", so Herman aktuell in ihrem Gästebuch. "Wozu allerdings auch gehört, Einrichtungen wie die Loveparade in Frage zu stellen."
Liebe Frau Herman, nachdem Sie mich für 24 Stunden in dieser Causa sprachlos gemacht haben, möchte ich Ihnen gerne nur eines sagen: Ich versuche mich, so wie wohl die meisten meines Berufsstandes, FÜR eine korrekte Berichterstattung einzusetzen – wozu allerdings auch gehört, Aussagen von Menschen wie Ihnen in Frage zu stellen.
PS: Vielleicht könnte ein neuer Thesen-Ansatz von Ihnen lauten: "Schweigen ist Gold" – dann kann Sie auch niemand mehr falsch verstehen.