Liebesbetrug im Netz: Fälle von "Love Scams" häufen sich, auch hierzulande. Nun wurden zwei Mittäter in Wien verurteilt.
Zwei Mitglieder einer seit 2017 aus dem Ausland operierenden Bande, die sich auf so genannte "Love Scam"-Betrügereien spezialisiert hat, sind am Dienstag am Wiener Landesgericht rechtskräftig zu teilbedingten Haftstrafen verurteilt worden. Den Opfern - in diesem Fall acht Frauen - wird bei dieser Deliktsform vorgemacht, sie hätten auf Singlebörsen oder Dating-Plattformen im Internet den Mann ihrer Träume kennengelernt.
Betrugsopfer überwiesen hohe Summen an Hochstapler
Per Mail oder Chat werden die Frauen von ihrer vermeintlich gut aussehenden neuen Bekanntschaft umgarnt und insofern um den Finger gewickelt, als ihr Vertrauen erschlichen und das am Ende ausgenutzt wird, indem der "Traummann" plötzlich Geld für einen Notfall bzw. das Zustandekommen eines Treffens verlangt. Wie in allen derartigen Fällen beruhte auch in der Verhandlung vor einem Schöffensenat alles auf Lug und Trug. Der Chat-Partner, an den eines der Opfer im November 2017 geriet, gab sich etwa als US-Soldat aus, der sich für ein Jahr in Kabul in Afghanistan verpflichtet habe, es dort nicht mehr aushalte und Geld brauche, um sich "freikaufen" zu können. Die Frau, die ihm auf den Leim ging, überwies insgesamt 7.700 Euro auf Konten in Ghana und Russland, ehe ihr das Ganze spanisch vorkam und sie Anzeige erstattete.
Drei weitere Frauen hatten sich virtuell in einen gewissen "Martin Moore" verknallt, wobei dessen Foto von einem Facebook-Profil gestohlen worden war. Der Schwindler gab sich einer Frau gegenüber als Hausbesitzer aus Atlanta aus, der der Liebe wegen nach Österreich ziehen wolle. Für die Überstellung seiner Goldbarren-Vorräte benötige er 40.000 Euro. Das Opfer nahm einen Kredit auf, um für den Schwindler die vorgeblichen Zollgebühren auslegen zu können, und sie übergab in weiterer Folge einem unbekannt gebliebenen Mittäter das Geld auf einem Supermarkt-Parkplatz in Wien.
Wiederkehrende Betrugsmasche
Eine Akademikerin geriet gar an einen vermeintlichen Kaffeebohnen-Händler, der für eine angeblich stockende Lieferung von der Frau 25.200 Euro überwiesen bekam. Weitere 50.000 Euro reichte das Opfer nicht nach, die der Mann, den sie unbedingt persönlich kennen lernen wollte, mit der Behauptung verlangte, er sei jetzt am Flughafen in Dubai festgenommen worden, weil er Rohdiamanten nicht verzollt hätte.
Achtung: Drahtzieher noch nicht gefasst!
Die Hintermänner und Strippenzieher dieser perfiden Betrügereien konnten von der Staatsanwaltschaft Wien bisher nicht ermittelt werden. Bei den Angeklagten handelte es sich um untergeordnete Beteiligte, die für Überweisungen ihre Kontoverbindungen und ihre Ausweise zur Verfügung gestellt hatten. Sie hoben auch Gelder von Konten ab und transferierten die Beträge gegen eine Provision, die sie behalten durften, weiter. Der Ältere der beiden, ein 30-Jähriger aus Ghana, hatte allerdings auch im April 2022 auf einer Singlebörse ein Profil erstellt, mit dem sich ein um drei Jahre jüngerer Landsmann - dieser wird sich dafür Ende April am Landesgericht verantworten müssen - an eine Frau heranmachte, von der er 35.000 Euro für ein Investment in eine Diamanentenmine im Kongo erbat.
Die beiden Angeklagten waren umfassend geständig. Der 30-Jährige wurde wegen Beteiligung am schweren gewerbsmäßigen Betrug, Geldwäscherei und krimineller Vereinigung zu 18 Monaten, davon drei Monate unbedingt verurteilt. Der zweite Angeklagte - ein 27-Jähriger mit Wurzeln in der Elfenbeinküste - fasste wegen Beteiligung am Betrug 15 Monate, davon drei Monate unbedingt aus. Sowohl die Staatsanwältin als auch der Verfahrenhelfer waren mit den Urteilen einverstanden.