Neues Aufreger-Buch eines Österreicher. Zum Weinen komisch & sehr lehrreich...
In der Schule, da war ich der fette Stefan mit dem kleinen Schwanz“, erzählt Stefan Scheiblecker (24), ohne dabei eine Miene zu verziehen. Er spricht klar und deutlich über die Fakten seines Lebens. Wie auch über seine Körpermaße. „Elf Zentimeter“ heißt deshalb auch der neue Tatsachenroman des Schalterbeamten am Wiener Westbahnhof, in dem er auf mehr tragische als komische Jahre zurückblickt – ein Leben zwischen Minderwertigkeitskomplexen, gescheiterten Liebschaften und erbitterten Selbstversuchen mit diversen Verlängerungstechniken. Zu welcher Erkenntnis er kam, erzählt Stefan Scheiblecker, der nebenbei auch Kabarettprogramme schreibt, im MADONNA-Talk.
Was war Ihre Intention für „Elf Zentimeter“? Ein Aufregerbuch zu verfassen?
Stefan Scheiblecker: Ich weiß nicht, ob es aufregt. Mir war wichtig, den Frauen einen Einblick in die Gefühlswelt der meisten Männer zu geben. Nämlich wie viel Bedeutung viele dem Thema Penislänge beimessen. Und jenen Männern, die dasselbe Problem haben, das ich sehr lange hatte, wollte ich zeigen: Ihr seid nicht allein. Lasst euch nicht von den Klischees fertigmachen. Was man in den Medien, in der Pornoindustrie oder woanders sieht, entspricht nicht der Wahrheit. Die Durchschnittsgröße liegt meist viel weiter darunter. Nach vielen Jahren psychischen Leids lautet meine Botschaft: Man soll sich so akzeptieren, wie man ist!
Sie haben Ihre Probleme recht witzig beschrieben. War Ihr Leidensdruck in der Realität nicht fürchterlich traurig?
Scheiblecker: Am schlimmsten war es in der Pubertät, als ich nach dem Sport in der Dusche von den anderen Buben gehänselt wurde. Das hat sehr wehgetan! Und auch später als mein Sexual- und Liebesleben sehr unter meinem Komplex litt, war das schon sehr traurig. Im Nachhinein betrachtet ist das Problem natürlich banal und eigentlich lächerlich.
Sie haben in unzähligen Selbstversuchen probiert, eine Penisverlängerung zu bewirken. Wäre nicht eine Psycho-Therapie hilfreicher gewesen?
Scheiblecker: Auf jeden Fall! Ich habe wahnsinnig viel Zeit mit all diesen Mittelchen, Pumpen und der Recherche über OPs und Methoden vergeudet. Und mir damit auch viele körperliche Schmerzen zugefügt. Aber ich konnte damals einfach mit niemandem über dieses intime Problem sprechen. Auch nicht mit einem Therapeuten.
Jetzt schreiben und sprechen Sie jedoch sehr offen über diese Intimzone. Wie reagiert Ihr Umfeld auf diesen Tabubruch?
Scheiblecker: Natürlich gab es in der Familie anfangs Reaktionen wie: Das kannst du nicht machen! Meine Mutter hat sich vor allem darüber Sorgen gemacht, warum ich nie mit ihr darüber gesprochen habe. Aber unter meinen Freunden und auch in der Arbeit ernte ich relativ viel Bewunderung für meine Offenheit.
Sie wollten schlussendlich sogar eine komplizierte, operative Penisverlängerung durchführen lassen ...
Scheiblecker: Ja, und heute weiß ich, das hätte nichts an meinem Problem geändert. Denn die Vergrößerung wäre nur geringfügig gewesen. Und die Angst, einen zu kleinen Penis zu haben, sitzt ja im Kopf. Der Knackpunkt war eine Frau, die ich kennen und lieben gelernt habe, die mir zeigte, dass mein Körper so wie er ist, völlig okay ist. Und dass eine Frau das Problem gar nicht sieht, wenn der Mann keines damit hat.
Dennoch ist die Größe immer wieder Thema – spielt sie nun eine Rolle oder nicht?
Scheiblecker: Es kommt darauf an, über welchen Bereich wir sprechen. Es gibt sogenannte Mikro-Penisse, was auch medizinisch ein Problem ist. Da spielt sie ganz sicher eine Rolle. Aber da die erogene Zone der Frau nur rund sieben Zentimeter ins Innere reicht, würde ich sagen: bei allem, was über sieben Zentimeter ist, spielt die Größe keine Rolle. Vor allem auch, wenn man eine gute Technik beherrscht.
Würden Sie sich selbst auch als technisch talentierter als so manch bestückteren Mann bezeichnen?
Scheiblecker: Selbst kann man das natürlich nicht beurteilen. Aber mir haben schon Frauen so etwas in der Richtung attestiert (lacht). Außerdem: die elf Zentimeter hören sich ziemlich klein an, aber damit liegt man ja gar nicht so weit entfernt vom Durchschnitt, der zwischen 13 und 14 Zentimeter beträgt.
Sie haben einen kleinen Sohn. Haben Sie Angst, dass er möglicherweise in der Pubertät auch mit solchen Problemen konfrontiert ist?
Scheiblecker: Die Beschäftigung mit der Thematik kommt unweigerlich bei jedem Burschen. Deshalb werde ich ganz bestimmt immer sehr offen mit ihm über alles sprechen. Ich werde ihm auch meine Geschichte erzählen und versuchen, ihm mit auf den Weg zu geben, dass es um ganz andere Dinge im Leben geht.
Sind Sie mit der Frau, die Ihnen zur Selbsterkenntnis verholfen hat, noch zusammen?
Scheiblecker: Wir haben ein bisschen eine On/Off-Beziehung. Aber nicht wegen unseres Sexuallebens. Das funktioniert immer bestens (lacht). Auf welche äußerlichen Kriterien legen Sie bei einer Frau wert?
scheiblecker: Das klingt abgedroschen, aber wirklich auf keine. Die besagte Freundin hat zum Beispiel einen kleinen Busen. Aber mir ist das auch nicht wichtig, wahrscheinlich, weil sie auch selbst kein Problem daraus macht.
Die besten Auszüge aus dem neuen Aufreger-Roman: Selbstversuche. Ich hatte von einer in Indien gebräuchlichen Methode der Penisverlängerung gehört ... Ich entwickelte die Jelq-Massage zu einer Kombinationsmassage aus Melken, Abwürgen und Massieren weiter, weil ich damit schneller Erfolg zu haben hoffte. (...) Im Krankenhaus krümmte ich mich unter Schmerzen... Trotzdem gab ich die Hoffnung nicht auf, meinen Penis durch Medikamente vergrößern zu können. (...) Den Sex-Shop zu betreten, fühlte sich an, wie durch das Riesentor des Stephansdoms zu schreiten. „Helfen diese Pumpen wirklich?“ Meine Kombinationstherapie sah so aus, dass ich alle zwei Tage am Nachmittag pumpte, jeden Abend das durchblutungsfördernde Gel auftrug und jeden Morgen eines der drei Medikamente einnahm. (...) Im Paket mit der Verdickung durch Eigenfett kostete die Operation 8.900 Euro. An der Reise in die Verlängerungsklinik war nicht mehr zu rütteln. Erkenntnis. „Keiner war so ein guter Liebhaber wie du“, sagte Tatjana. Fazit: Ein Mann, der eins mit sich selbst ist, ist auch eins mit seinem Schwanz. Ist ein Mann zufrieden mit seinem Schwanz, hinterfragt keine Frau dessen Länge. Wer glücklich werden will, muss lernen, sich so zu akzeptieren, wie er ist. |
Der Tatsachenroman über Stefan Scheibleckers 'Elf Zentimeter' ist im Verlag edition a um 19,95 Euro erschienen. HIER können Sie das Buch bestellen!