Der Reproduktionsmediziner verrät, wie man einer künstlichen Befruchtung aus dem Weg gehen könnte.
Im August jährt es sich zum 30. Mal: das Wunder, an das keiner mehr – wohl am wenigsten die damals 26-jährige Jovanka Jovanovic – geglaubt hatte: Das erste IVF-Baby Österreichs wurde geboren. Dr. Wilfried Feichtinger, damals noch am Beginn seiner medizinischen Karriere, hatte zum ersten Mal einem Paar mit unerfülltem Kinderwunsch mittels künstlicher Befruchtung zum Babyglück verholfen. Inzwischen sind es weit über 3.000 Kinder, die dem weltweit anerkannten Reproduktionsmediziner ihr Leben verdanken. In seinem neuen Buch „Die Unfruchtbarkeitsfalle“ erklärt Feichtinger, selbst siebenfacher (!) Vater –, wie rechtzeitige Familienplanung eine künstliche Befruchtung vermeiden kann. Und spricht darin im Grunde gegen sein eigenes Geschäft. MADONNA traf Feichtinger in seinem berühmten „Wunschbaby“-Institut im 13. Bezirk zum Gespräch über Glücksmomente, Kritiker und die Gefahr, Gott spielen zu wollen.
Woran liegt es, dass Sie so vielen Frauen mittels künstlicher Befruchtung helfen müssen?
Prof. Dr. Feichtinger: Das Problem unserer Zeit ist – und darum geht es auch in meinem Buch –, dass sehr viele Menschen regelrecht den Zug zum Kinderkriegen verpassen. Weil sie Karriere machen möchten oder aus anderen Gründen – und weil die meisten in dem Glauben leben, dass man heutzutage ohnehin auch später noch Kinder bekommen kann.
Ist das denn nicht so? Immerhin liest man immer öfter von Frauen, die mit über 40 noch Mutter werden.
Prof. Dr. Feichtinger: Natürlich gibt es das. Es gibt auch Männer, die im hohen Alter noch Kinder zeugen können – wie etwa Charlie Chaplin. Aber das ist nicht die Regel. Im Normalfall beginnt bei Frauen ab 35 Jahren und bei Männern ab 50 Jahren jedoch die biologische Uhr zu ticken.
Wie viele Babys haben Sie schon in Ihrem Wunschbaby-Institut gemacht?
Prof. Dr. Feichtinger: (lächelt) Bei 3.000 habe ich vor einigen Jahren aufgehört zu zählen. Und trotzdem macht mir mein Beruf jeden Tag aufs Neue Spaß. Das Glück der Paare zu sehen, wenn es endlich geklappt hat, ist das Schönste.
Viele Paare setzen sich im Vorfeld stark unter Druck, wenn es nicht klappt – haben Sie auch schon viele Beziehungen an dem unerfüllten Babywunsch scheitern gesehen?
Prof. Dr. feichtinger: Leider ja. Ich thematisiere das auch in meinem Buch: Der Druck, den sich viele machen, wirkt sich nicht nur negativ auf das Zusammenleben, sondern auch auf die Fruchtbarkeit aus.
Bei vielen Frauen bleibt trotz aller medizinischer Voraussetzungen eine Schwangerschaft aus – glauben Sie an Schicksal?
Prof. Dr. Feichtinger: Durchaus! Oft hat man das Gefühl, dass es manchen Menschen einfach nicht bestimmt ist. Es tut mir dann auch immer noch sehr weh, einem so tief enttäuschten Paar in die Augen zu sehen und zu sagen: Es hat leider nicht geklappt.
Wäre es nicht politisch korrekter, etwa ein Kind durch Adoption zu retten, als mittels künstlicher Befruchtung eine Schwangerschaft regelrecht zu „erzwingen“?
Prof. Dr. feichtinger: Ich bin ein großer Befürworter der Adoption, aber leider ist es ja gar nicht so einfach, ein Kind – etwa aus einem Dritte-Welt-Land – zu bekommen.
Adoptiv- und Pflegeeltern werden hierzulande extrem unter die Lupe genommen.
Achten auch Sie darauf, wem Sie zu einem Kind verhelfen?
Prof. Dr. Feichtinger: Es müssen natürlich alle gesetzlichen Voraussetzungen für eine künstliche Befruchtung (www.wunschbaby.at, Anm.) gegeben sein. Wenn dies der Fall ist, kann und darf ich es mir nicht erlauben, zu urteilen, ob ein Paar für die Elternrolle geeignet ist oder nicht. Ich kann mir nicht anmaßen, Gott zu spielen.
Die älteste Mutter der Welt ließ sich mit 65 künstlich befruchten – würden Sie so etwas tun?
Prof. Dr. Feichtinger: Nein, die Altersgrenze ist erreicht, wenn eine Frau in die Menopause kommt.
Sie haben sieben Kinder...
Prof. Dr. Feichtinger: Ja, und alle sind auf natürlichem Wege entstanden (lächelt).