One Man Show

Barca-Aufstieg dank Ronaldinho

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Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen: Ronaldinho erledigt Werder praktisch im Alleingang.

Mit Genialität, Souveränität und einer Portion Fußball-Kunst hat der FC Barcelona den drohenden K.o.-Schlag, als erster Titelverteidiger schon in der Gruppen-Phase der Champions League zu scheitern, abgewehrt. Die Katalanen zogen am Mittwoch durch ein 2:0 im Camp Nou gegen Werder Bremen ihren Kopf aus der Schlinge, stießen die Deutschen vom zweiten Tabellenplatz im Pool A und zogen mit dem FC Chelsea doch noch ins Achtelfinale ein.

Die Hausherren, die auch mit Pressing dem Gegner keine Luft ließen, verdankten dieses verdiente Happy End vor allem einem Mann - Ronaldinho. Der Superstar der Startruppe erzielte das schnelle 1:0 (13.) aus einem seiner gefürchteten Freistöße selbst und leitete den zweiten Treffer durch Gudjohnsen (18.) mit einem weiten Pass ein. Zur Führung hatte sich der "Weltfußballer 2005" diesmal etwas Neues einfallen lassen. Er zirkelte den Ball nicht wie üblich über die Menschen-Kette, sondern schob ihn unter der hoch springenden Werder-Mauer flach ins Netz.

Geniestreich
Mitspieler, Gegner, die fast 100.000 Zuschauer im Stadion und Millionen vor den TV-Geräten staunten über diesen neuerlichen Geniestreich. Der Mann mit der Rückennummer zehn verriet nach dem Schlusspfiff mit breitem Grinsen: "Den Trick hatten wir in dieser Woche trainiert." Werders Abwehrriegel Per Mertesacker fand fast keine Worte: "Ronaldinho ist einfach eine Wundertüte". Kritischere Worte fand sein Trainer Thomas Schaaf: "So ein Ball darf nicht durchgehen." Und Torhüter Tim Wiese fügte hinzu: "Wir hätten sogar noch mehr Tore kassieren können."

"Eigene Blödheit"
Der deutsche Vizemeister und aktuelle Tabellenführer übte nach dieser Lehrstunde allgemeine Selbstkritik. "Es lag an unserer eigenen Blödheit. Die ersten 20 Minuten waren einer Champions League nicht würdig," gestand Mertesacker. Tatsächlich lag es aber nicht nur an den anfänglich gelähmten und maßlos überforderten Hanseaten selber, sondern vielmehr am atemberaubenden Spaß- und Tempo-Fußball der Weltauswahl mit 19 Teamspielern aus elf Länder in ihrem Kader. Barca, nunmehr seit 17 CL-Heimspielen ungeschlagen, war für die Bremer mindestens eine Nummer zu groß.

Ernüchternd war besonders, dass ausgerechnet international erfahrene Spieler wie Frings, Borowski oder Wome lange wie vor Ehrfurcht erstarrt wirkten. "Zum Glück kam die Pause", bemerkte Schaaf, dessen Truppe wenigsten nachher Ansätze ihres Könnens zeigte. "Schade ist, dass wir den Gegnern nicht einmal die Chance gegeben haben, nervös zu werden. Wenn wir ein Tor erzielt hätten, hätte ich gerne ein bisschen Angst in ihren Augen gesehen", haderte Klubmanager Klaus Allofs mit dem Werder-Schicksal.

Vorgeführt
Der SV Werder ist vorgeführt worden, wie er es sonst mit seinen nationalen Liga-Rivalen macht. Vor allem in den ersten 45 Minuten war die blau-rote Demonstration eklatant, nach 18 Minuten die Partie entscheiden. "Wir haben unseren Job schon vor der Pause erledigt. Das hat uns gereicht", sagte Gudjohnsen. Der Trainer war mit seinen Schützlingen natürlich hochzufrieden. "Wir haben sehr stark begonnen und unsere Chancen genützt", lautete das Kurzresümee von Frank Rijkaard.

Rijkaard zufrieden
Es wäre wichtig gewesen, dass die Bremer etwas zu ängstlich starteten. "Ich hatte das Gefühl, sie spürten mehr Druck als wir." Der Niederländer war glücklich über eine "großartige erste Spielhälfte" und darüber wie seine Truppe in diesem "entscheidenden Spiel Klasse gezeigt, dann gekämpft und den Vorsprung verwaltet" hat. Die Spanier scheinen für den Weg ins Endspiel am 23. Mai in Athen gerüstet, der nächste Gegner wird am 15. Dezember ausgelost, das Achtelfinale Ende März/Anfang Februar ausgetragen.

Als schwacher Trost für die Verlierer bleibt, dass sie als Gruppen-Dritter in die Runde der letzten 32 des UEFA-Cups wechseln dürfen. Trotzdem dürfen die Grünweißen nach ihrem dritten Millionen-Liga-Auftritt in Serie und zehn Punkten eine positives Fazit ziehen. "Wir müssen auf dem Teppich bleiben, das war schließlich Barcelona, und wir waren in der mit Abstand schwersten Gruppe", sagte Allofs, der am Dienstag seinen 50. Geburtstag hatte.

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