ÖFB-Teamchef nannte am Tag nach der Niederlage die Gründe für das 0:2 Österreichs in Litauen.
Österreichs Fußball-Teamchef Karel Brückner hat sich am Tag nach dem 0:2 in der WM-Qualifikation auswärts gegen Litauen auf die Suche nach den Gründen für die Niederlage gegen die Balten-Truppe gemacht. In taktischer Hinsicht wollte der Tscheche seiner Mannschaft keine Vorwürfe machen, dafür bemängelte er am Donnerstag das ineffiziente Spiel nach vorne.
"Kein Zufall"
"Es war das erwartet harte Spiel gegen
die Litauer. Sie haben mit großer Geschwindigkeit gespielt, ihr Sieg gegen
Rumänien war nicht zufällig", sagte der Nationaltrainer über den Gegner, um
danach Ursachenforschung in den eigenen Reihen zu betreiben. "In der finalen
Angriffsphase hatten wir Probleme, daran müssen wir arbeiten, an unserem
Spielsystem und Spielordnung. Leider hatten wir nur Chancen und haben kein
Tor gemacht."
Auch Lob
Der 68-Jährige hatte für seine Spieler aber auch Lob
übrig. "Ich sehe in diesem Match nicht alles negativ. Trotz der Niederlage
bin ich mit unserem Kampf und Einsatz in den letzten 30 Minuten zufrieden."
In dieser Phase kam Erwin Hoffer ins Spiel und brachte neuen Schwung, was
Brückner dazu animierte, die Leistung des Rapidlers als "positiv" zu
bezeichnen. An einen Einsatz des flinken Stürmers von Beginn an sei aber nie
gedacht gewesen - auch nicht nach dem Ausfall von Marc Janko und der dadurch
resultierenden Aufstellung von Stefan Maierhofer, der sich allein auf weiter
Flur sichtlich unwohl fühlte.
Kein "Hollywood"-System
"Wir können nicht gleich von
Anfang an Risiko spielen, sondern müssen hinten gut stehen und auf unsere
zwei, drei Möglichkeiten warten", erzählte Brückner. Laut "Team-Trainer" Jan
Kocian wollte man für Hoffer keinen der beiden zentralen defensiven
Mittelfeldspieler opfern, und ein Einsatz anstelle von Martin Harnik sei
ohnehin undenkbar gewesen, weil Hoffer kein Flügelspieler sei und "wir ihn
nicht auf der Außenbahn verbrennen wollten".
Janko fehlte schmerzlich
In der Offensive fehlte der an einer
Magen-Darm-Grippe erkrankte Janko nach den Angaben von Brückner "sehr viel",
damit allein waren die bis zum 0:2 zumeist harmlosen Angriffsbemühungen für
den Teamchef aber nicht zu erklären. "Die zweite Reihe muss mehr im Angriff
helfen", forderte der frühere tschechische Nationalcoach.
Trainingsarbeit am Offensivspiel
Für Kocian kam die
Charakteristik des Spiels, das bis zum ersten Tor von zurückhaltender Taktik
bei mäßigem Tempo und Niveau geprägt war, nicht unerwartet. "Bis zum ersten
Tor haben sich beide Mannschaften eliminiert, keiner wollte ins offene
Messer laufen. Beide waren in der Defensive stark, hatten aber keine klaren
Torchancen. Nach den Gegentoren war es klar, dass wir anders spielen
mussten, aber leider ist es uns nicht gelungen, unsere gute Defensivleistung
auch im Spiel nach vorne zu bringen", meinte der Slowake, der bereits auf
die kommende Doppelrunde auswärts gegen die Färöer (11. Oktober) und vier
Tage später im seit Donnerstag verkauften Wiener Happel-Stadion
blickte. "Wir müssen uns jetzt mehr mit der Offensive beschäftigen, gerade
vor diesen beiden Spielen."
Pflichtsieg gegen Färöer
Die Ausgangslage vor dem
Färöer-Match ist für Kocian klar. "Wenn wir da über irgendetwas anderes als
über einen Sieg sprechen würden, wären wir im falschen Film." Gegen die
Insel-Kicker wolle man sich Selbstvertrauen für das Duell mit den Serben
holen. "Aber uns jetzt unter Druck zu setzen und zu sagen, wir müssen aus
diesen zwei Spielen sechs Punkte holen, wäre das falsche Signal", warnte der
50-Jährige.
Sein Chef Brückner deutete an, gegen die Färöer eventuell mehr Risiko zu nehmen. "Selbstverständlich werden wir in diesem Match anders als gegen Frankreich spielen, aber auch Rumänien hat dort nur 1:0 gewonnen."
Kaum Nachrücker
Der Kader für die Oktober-Partien dürfte
laut Kocian mit dem aktuellen Aufgebot weitgehend identisch sein. "Zu großen
Änderungen wird und kann es nicht kommen. Wir haben praktisch alle Spieler,
die infrage kommen, gesehen. Mit Korkmaz können wir wahrscheinlich noch
nicht rechnen und die U21-Mannschaft wollen wir vor dem EM-Playoff nicht
schwächen. Aber wenn wir den einen oder anderen aus diesem Team brauchen,
werden wir ihn uns holen", kündigte der Slowake an.