Bundesliga

Austria: Auf 'Kinderfußball' folgte Tor-Festival

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Wiener bei 5:1 gegen Altach mit völlig unterschiedlichen Gesichtern - WSG-Trainer Silberberger ärgerte sich über "Ego-Gedanke"

Die Austria darf nach einer Partie mit zwei völlig konträren Hälften weiter hoffen. Mit einem 5:1 gegen Altach wahrten die Violetten die Chance auf die Meistergruppe der Fußball-Bundesliga. Eine Halbzeit lang agierten die Wiener mit "Kinderfußball", wie Christoph Schösswendter nach dem Spiel anmerkte. Dank der offenbar richtigen Worte in der Kabine und begünstigt durch eine Fehlentscheidung der Unparteiischen gelang der Austria aber dank fünf Toren in 30 Minuten die Wende.
 
Der Rückstand der Wiener auf den ersehnten Platz in der oberen Tabellenhälfte schmolz dadurch auf drei Zähler. Die WSG Tirol kassierte in Innsbruck gegen den SKN St. Pölten nämlich eine 0:1-Niederlage. Austrias nächster Gegner meldete sich somit auch im Top-Sechs-Rennen zurück. Nach dem ersten Erfolg nach sieben sieglosen Spielen fehlt St. Pölten nur ein Zähler auf den zuvor liegenden Tabellennachbarn aus Wien.
 
 
In Wien-Favoriten trafen Dominik Fitz (46., 56.) und Manprit Sarkaria (72., 75.) nach Seitenwechsel im Doppelpack, nachdem vom Offensivduo wie auch ihren Nebenleuten zuvor kaum etwas Konstruktives zu sehen war. "In der ersten Halbzeit war es ein erschreckend schwacher Auftritt", meinte Schösswendter. Der Innenverteidiger und Torhüter Patrick Pentz waren bei der Austria die Männer der Partie.
 
Pentz legte den Grundstein für die fulminante zweite Hälfte

Pentz legte den Grundstein für die fulminante zweite Hälfte

© GEPA
× Pentz legte den Grundstein für die fulminante zweite Hälfte
 

Pentz hält Austria im Spiel

Entschärfte Pentz nach dem 0:1 noch zwei hochkarätige Chancen der Altacher, verhinderte Schösswendter das postwendende 1:2, indem er den Ball knapp vor der Linie wegbugsierte. Das 3:1 (68.) schoss der 32-Jährige dann selbst. Dabei war Schösswendter schon nach zwei Minuten Spielzeit gehandicapt, nachdem ihm Altachs Torschütze Chinedu Obasi (25.) unbeabsichtigt auf die Hand gestiegen war. Schösswendter biss die Zähne zusammen und spielte mit Bandage und Schmerzmittel weiter. Nach der Partie ging es ins Krankenhaus.
 
Davor analysierte der Ex-Deutschland-Legionär das Gesehene noch beinhart. "Wir sind eine Profimannschaft, das ist kein Kinderfußball. Es geht um Leidenschaft und Einsatz. Wenn man dann noch das Spiel auf den Endzweck vermissen lässt, wird es schwer", sagte Schösswendter über die ersten 45 Minuten. Peter Stöger konnte dem beipflichten. "In der zweiten Halbzeit haben die selben Jungs gespielt. Sie sind nicht zweikampfstärker geworden, aber Technik, Tempo, Passgenauigkeit waren besser. Irgendwas muss man anbieten, sonst kann man nicht Bundesliga spielen", erklärte der Austria-Trainer.
 

 

Konstanz bleibt Knackpunkt

Stögers größte Aufgabe bleibt weiter, die Konstanz im Spiel seines Teams zu heben. "Qualität ist, wenn man es über einen längeren Zeitraum hinbekommt", sagte er. In der kommenden Woche wird es bei der Austria einmal abseits des Rasens richtungsweisend. In Sitzungen des Aufsichtsrats und des Präsidiums soll die Suche nach einem strategischen Partner finalisiert werden. Dieser - es soll der georgische Geschäftsmann Merab Jordania sein - soll die finanziellen Sorgen vor der Lizenzvergabe Anfang März entscheidend lindern.
 
Stöger war in Hälfte Eins nach desolater Leistung mehr als unzufrieden

Stöger war in Hälfte Eins nach desolater Leistung mehr als unzufrieden

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× Stöger war in Hälfte Eins nach desolater Leistung mehr als unzufrieden
 
Alex Pastoor sprach von der Organisation, die seiner Elf abhandengekommen sei. Altachs Trainer ärgerte sich schon im Spiel und auch danach über Referee Andreas Heiss. "So viele Fehlentscheidungen habe ich noch nicht oft erlebt sowohl als Spieler als auch als Trainer", meinte der Niederländer, der vom Tiroler die Gelbe Karte sah. Dass die Abseitsstellung von Benedikt Pichler vor dem 1:1 nicht auffiel, überraschte sogar den Torschützen. "Das hat mich extrem gewundert", meinte Fitz.
 
Mit dem Schiedsrichter habe der Rückfall aber grundsätzlich nichts zu tun gehabt, so Pastoor. "Die Organisation ist dann völlig zusammengebrochen." Neuzugang Neven Subotic ging beim Stand von 1:4 vom Feld. Die Leistung des Verteidigers sehe er so wie jene der gesamten Mannschaft, meinte Pastoor. Altach trat den Heimweg somit wieder als Tabellen-Schlusslicht an. Die Admira war erst am Sonntag im Einsatz.
 

WSG Tirol - St. Pölten: "Wie ein Kreisligaspiel"

Hadern durfte auch die WSG Tirol. "Wir haben die Tabellensituation unnötig scharf gemacht", ärgerte sich Trainer Thomas Silberberger nach der Heimniederlage des Fünften. Als Grund führte er ins Treffen, dass sein Team nicht als Mannschaft aufgetreten sei. "Der Ego-Gedanke war bei den Spielern wesentlich höher", meinte der Tiroler. Mittelfeldspieler Thanos Petsos ergänzte: "Es war wie ein Kreisligaspiel. Einfach nur lange Bälle, Zweikämpfe und ein Standard entscheidet." Kofi Schulz (73.) war nach einem Freistoß per Kopf zur Stelle.
 
Die WSG hat allerdings nach wie vor alle Trümpfe in der eigenen Hand, auch da am Dienstag in Hartberg noch das Nachtragsspiel der 16. Runde angesetzt ist. "Wir können es in eine wahnsinnig lässige Richtung bringen. Wenn wir nicht gewinnen, dann brennt es, dann wird es brutal eng", ist sich Silberberger der Situation bewusst. Die Steirer haben die Möglichkeit, auf zwei Punkte an Rang sechs heranzurücken. "Wir haben das Streben nach den Top Sechs noch nicht ad acta gelegt, aber um richtig Druck zu machen, hätten wir heute einen Sieg benötigt", sagte Hartberg-Trainer Markus Schopp nach dem 1:1 gegen die auf Rang zehn liegende SV Ried.
 
St. Pölten darf ebenfalls noch hoffen. Im Lager der Niederösterreicher will man sich mit der Meisterrunde aber nicht beschäftigen. "Für mich ist das Thema durch, das muss ich ganz ehrlich sagen", betonte Coach Robert Ibertsberger. Nach einem Sieg nach sehr langer Zeit wolle man nicht gleich wieder von irgendwas reden. "Da sind andere in einer besseren Position."
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