Am Montag tagt die Clubkonferenz: Hinter den Kulissen gibt es wegen der geplanten Eigenvermarktung einen Aufstand. Den Vereinen droht ein finanzielles Debakel in Millionenhöhe.
Am Montag ist D-Day für die Bundesliga. Um 10 Uhr treffen sich im Hilton Double Tree in Wien die Bundesliga-Bosse bei der Clubkonferenz, um über ein besonders brisantes Thema zu sprechen, das über die Zukunft der Liga entscheidet. Es geht um die TV-Rechte ab der Saison 2026/27.
"Harakiri-Aktion"
Im Mai hatten die Liga-Vereine den Entschluss gefasst, die Bundesliga-Spiele künftig über eine eigene Plattform selbst zu vermarkten, nachdem der Vertrag mit dem derzeitigen Rechteinhaber Sky ausläuft (in der heurigen Saison 2025/26 zeigt Sky weiter alle Spiele live). Mittlerweile ist die Stimmung in der Liga allerdings gekippt. Hinter vorgehaltener Hand wird von einer „Harakiri-Aktion“ gesprochen. Denn den Liga-Bossen wird immer klarer, mit welchem finanziellen Risiko eine Eigenvermarktung behaftet ist – und das ist nicht ohne.
Eigenvermarktung kostet Bundesliga bis zu 8 Millionen Euro
Alleine die Produktionskosten würden sich laut Insidern auf 4 bis 5 Millionen Euro belaufen, wenn man den jetzigen Standard halten will. Die billigste Variante für die Produktion wären immer noch 3 Millionen Euro pro Jahr. Dazu kommen die Entwicklungskosten für eine neue Plattform, die bei deutlich über 1 Million Euro liegt und Marketing-Kosten in Höhe von 1 bis 2 Millionen Euro, um die neue Bundesliga-Plattform zu bewerben und Kunden zu gewinnen. „Alle Details sind völlig offen, von der Verrechnung über das Abo-Service bis hin zur Technik“, fasst ein hochrangiger Vereins-Funktionär seinen Unmut über diese „Chaos-Aktion“ zusammen. Bezüglich der Plattform soll es zwar Gespräche mit der ProSieben-Tochter JOYN geben. Der Haken: JOYN ist derzeit eine reine Gratis-Plattform und hat keinerlei Erfahrungen mit Abo-Modellen (von Call-Center bis Verrechnung).
"Maximal 20.000 Kunden"
Den Kosten in Millionenhöhe steht ein mehr als ungewisses Umsatzpotenzial entgegen. TV-Insider rechnen mit „maximal 20.000 Kunden“, die ein solches Bundesliga-Abo abschließen würden. Bei einem Abo-Preis von rund 15 Euro pro Monat käme die Liga auf einen Umsatz von lediglich 3 (!) Millionen Euro im Jahr (bei zwei spielfreien Monaten). „Das wäre ein Total-Desaster, damit würden wir im Jahr bei Kosten von 6 Millionen Euro bis zu 3 Millionen Euro Minus machen“, so ein Liga-Boss zu oe24.
Vereinen droht Millionen-Minus
Noch schlimmer: Bei 10.000 Kunden würde sich das Minus sogar auf über 5 Millionen Euro belaufen – das dann bei den ohnehin finanziell strauchelnden Bundesliga-Vereinen hängen bleibt. Gerade bei den kleineren Vereinen machen die TV-Einnahmen einen beträchtlichen Teil des Budgets aus. „Und dabei ist der Image-Schaden noch gar nicht einberechnet, der uns durch die fehlende Reichweite einer solchen Plattform entsteht, statt 100.000 TV-Zusehern, haben wir dann künftig ein paar tausend pro Spiel. Das wäre auch für die Sponsoren eine Katastrophe und eine Abwärtsspirale nach unten, die kaum aufzuhalten ist.“
In der Liga schrillen jetzt alle Alarmglocken. Die Mehrheit der Club-Chefs ist laut oe24-Informationen mittlerweile gegen eine Eigenvermarktung, allen voran Altach, Austria und LASK. Zünglein an der Waage sind aber Rapid, Sturm und Salzburg, die sowohl die meisten Fans als auch den größten finanziellen Polster haben.
Kommt es am Ende doch zu Deal mit Sky?
Hinzu kommt die zeitliche Komponente: „TV-Produktion, Plattform, Team – all das innerhalb von weniger als einem Jahr aufzustellen, ist de facto unmöglich“, meint der Chef eines Bundesliga-Vereins.Gut möglich, dass es am Ende doch auf eine Lösung mit dem bisherigen Rechteinhaber Sky rausläuft. Das Angebot soll mittlerweile zwischen 25 und 30 Millionen Euro liegen. Das ist zwar weniger als Sky bisher bezahlt hat, aber dennoch weitaus mehr als bei einer Eigenvermarktung der Bundesliga jemals rauskommen könnte. Ein Liga-Chef zu oe24: „Alles andere als eine Einigung mit Sky wäre Selbstmord mit Anlauf.“