Nach Canadi

So baute Djuricin Rapid-Stars auf

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Was Canadi nicht gelang, scheint für Djuricin kein Problem. Er klärt auf:

Die Übungseinheit war schon lange beendet, da befand sich Goran Djuricin noch auf dem Rasen: Er saß neben Stefan Schwab, einem Führungsspieler. Sie plauderten. Ganz zwanglos. Das ist dem neuen Cheftrainer des SK Rapid wichtig. Er könne zwar Tacheles reden, sagt er über sich selbst, aber: Dafür müsse er kein Arschloch sein.

Ihm, dem früheren Assistenten von Damir Canadi, der kürzlich seine Beförderung für 2017/18 erhielt, liegt viel an der Kommunikation auf Augenhöhe. Unter ihm fühlen sich die Kicker wohl. Sie spüren wieder Vertrauen. Etwas, das über weite Strecken dieser enttäuschenden Saison fehlte. Im ÖFB-Cup-Finale gegen Red Bull Salzburg (1. Juni) kann nun trotz Platz fünf ein versöhnlicher Schlusspunkt gesetzt werden. Wie es dazu kommen konnte, verrät Djuricin im Exklusiv-Interview.

SPORT 24: Herr Djuricin, nach Canadis Abgang war man auf dem Boden, mitten im Abstiegskampf. Wie gelang es, die Spieler aufzubauen? Immerhin arbeiteten Sie bereits zuvor als Co-Trainer.

Djuricin: Wir haben in einer Situation die Verantwortung übernommen, als es nicht so leicht war. Wir waren im Abstiegskampf. Da brauchst du die Sensibilität, musst mit den Spielern viel reden, ihnen Mut zusprechen. Ich habe teilweise in den Partien viel riskiert, ob jetzt mit jungen Talenten, mit dem System oder mit der Spielanlage. Uns ist es aufgegangen. Wir konnten uns in der kurzen Zeit in eine gute Richtung entwickeln. Das muss jetzt weitergehen.

SPORT 24: Sportchef Fredy Bickel meinte zuletzt, dass es vielleicht die intelligenteste Mannschaft ist, die er jemals hatte. Was meinte er damit?

Djuricin: Sie ist intelligent und besonders sensibel. Die Jungs wissen genau, was zu tun ist in gewissen Situationen. Wenn man ihnen das Gegenteil vermitteln will, drehen sie sich kurz um und fragen sich, was das denn ist, warum das jetzt passiert. Man hinterfragt sehr viel. Aber: Das ist nicht nur bei Rapid so, sondern generell im heutigen Fußball. Deshalb heißt es als Trainer, fachlich wie menschlich auf Zack zu sein. Man muss viel mehr Sachen erklären.

Djuricin
© oe24

SPORT 24: Canadi ist daran gescheitert, die Mannschaft mitzureißen.

Djuricin: Wir hatten eine gute Zusammenarbeit. Ich bin ihm dankbar. An Spekulationen über Gründe beteilige ich mich nicht. Klar ist: Die Stimmung ist positiv. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass alle gerne mit mir arbeiten. Spieler, die auf der Bank oder der Tribüne sitzen, können mal ein, zwei Tage böse auf mich sein. Das gehört dazu. Wenn sie gerne mit mir arbeiten, obwohl sie nicht spielen, habe ich das erreicht, was ich wollte. Im Endeffekt zählt das Menschliche.

SPORT 24: … und der Erfolg. Rapid greift nach dem Cup-Titel, agiert selbstbewusster als unter Canadi. Wie wird man in der neuen Saison auftreten?

Djuricin: Wir sind in den letzten neun Spielen unter meiner Führung offensiv aufgetreten. Ballbesitz hatten wir zuvor schon, jetzt waren wir auch effizienter. Wir konnten mehr Tore erzielen - so soll es weitergehen. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen.

Christoph Köckeis

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