Wenig bis nichts spricht dafür, dass die Serie von Meister Salzburg 2022/23 reißt.
Die "Bullen" blicken dem Fußball-Frühjahr, das mit dem Cup-Viertelfinalschlager gegen Sturm Graz am Freitag (ab 20.45 Uhr im Sport24-Liveticker) und dem Bundesligaauftakt gegen Austria Lustenau am 11. Februar anhebt, dementsprechend optimistisch entgegen. "Wir haben wieder richtig Kraft", betonte Sportdirektor Christoph Freund. Der Konkurrenzkampf im Team von Matthias Jaissle hat sich noch einmal erhöht.
Vorfreude auf vielversprechenden Gloukh
Salzburg darf sich auf die Fahnen heften, dem eher flauen Winter-Transfergeschehen in der Liga mit der Verpflichtung von Oscar Gloukh eine besondere Note verliehen zu haben. Der 18-jährige offensive Mittelfeldmann von Maccabi Tel Aviv wird in seiner Heimat als "Wunderkind" tituliert, spielte bereits zweimal für die A-Auswahl Israels und soll die kolportierten 7 Millionen Euro mehr als wert sein. Es könnte einst einer der inzwischen vielen lukrativen Deals von Salzburg sein. Siehe Erling Haaland, Brenden Aaronson oder Karim Adeyemi.
"Er ist ein Perspektivspieler mit extrem viel Potenzial. Er ist ein richtig super Fußballer", sagte Freund über den nur 1,70 m großen Gloukh, dem er freilich etwas Zeit zugestehen will. "Israel ist eine andere Liga, eine andere Intensität. Wir sehen in ihm aber sehr, sehr viel. Er kann sich wirklich zu einem Topspieler entwickeln." Für die Europa League, in deren Play-off am 16. (heim) und 23. (auswärts) Februar AS Roma von Jose Mourinho wartet, hat man Gloukh vorsorglich schon bei der UEFA gemeldet.
Wöber-Abgang schmerzt
Insgesamt rund 36 Mio. Euro hat Salzburg in dieser Saison (inkl. Sommer) bereits in Neuverpflichtungen investiert, so viel wie nie zuvor. 108 Mio. waren dem Club in den jüngsten vier Saisonen die Einkäufe wert, deutlich mehr als in den sieben Jahren davor (70 Mio.). 2012/13 hatte bekanntlich der nunmehrige ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick die aktuelle Clubphilosophie begründet. Die regelmäßigen Teilnahmen in der Champions League seit 2019/20 hinterlassen also ebenso ihre Spuren wie die für österreichische Verhältnisse schwindelerregenden Transfereinnahmen. 105 Mio. sind es in dieser Spielzeit, im Jänner kassierte man 12,5 für Abwehrchef und Vizekapitän Maximilian Wöber, der zu Leeds United in die Premier League wechselte.
Freund bedauert den einzigen namhaften Abgang ("Er war auf dem Feld und auch abseits ein ganz wichtiger Spieler"), weiß aber auch, dass solche Verluste Teil des Geschäftsmodells sind. "Die Spieler können bei uns den nächsten Schritt machen, wir verbauen ihnen das nicht", erklärte der 45-Jährige. Wöber hinterlässt auf der linken Defensivseite zwar keine klassische Lücke, die Nachfolge bleibt aber noch zu klären. Routinier Andreas Ulmer bietet sich ebenso an wie Bernardo oder der vom FC St. Gallen zurückgeholte Daouda Guindo.
Spielpraxis im Ausland für Salzburger
Andere "gehören" zwar weiterhin Salzburg, wurden im Winter aber verliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Innenverteidiger Kamil Piatkowski (KAA Gent) zählt dazu, ebenso wie Zweiergoalie Nico Mantl, der sich bei Aalborg für den Sommer fitmachen soll. Dann könnte der Deutsche nämlich Philipp Köhn beerben, der Angebote unter anderem aus der deutschen Bundesliga haben soll. Vorerst ebenfalls verliehen wurde der 19-jährige Stürmer Roko Simic, der für den FC Zürich in zwei Partien prompt bereits zweimal getroffen hat.
Freund jongliert mit vielen Bällen, respektive Spielern. "Es ist nicht so selbstverständlich, wie es immer hingestellt wird. Die Balance zu finden, gute Transfers zu machen und die Qualität nicht zu verschlechtern", betonte er. Die regelmäßigen Teilnahmen an der Königsklasse kommen ihm jedenfalls äußerst gelegen. "Das hilft uns (bei Verhandlungen, Anm.) sicher, dass wir die Champions League als Beispiel hernehmen können. Wir sind noch einmal attraktiver geworden für ganz große junge Talente."
Viel Personal in der Offensive
Aktuell ist es vielleicht so schwer wie nie zuvor, beim heimischen Aushängeschild einen Platz in der Startelf zu ergattern. Gerade in der Offensive ist man nach Gloukhs Verpflichtung mehr als üppig ausgestattet. Neben ihm kann Jaissle aus den Nonett Luka Sucic, Dijon Kameri, Junior Adamu, Amankwah Forson, Noah Okafor, Benjamin Sesko, Fernando, Karim Konate und Sekou Koita wählen. "Der Konkurrenzkampf ist sehr, sehr groß", bestätigte Freund. "Das ist super, wir haben auch fast keine Verletzten, das war im Herbst nicht so", sagte er im Rückblick. Da kämpften etwa der im Sommer geholte Stürmer Fernando, Mittelfeldmann Nicolas Capaldo oder Innenverteidiger Oumar Solet immer wieder mit Verletzungen.
Nun soll die "Bullen" nichts mehr stoppen, auch nicht Sturm Graz, das mit sechs Punkten Rückstand erster Verfolger ist. "Kampfansagen machen null Sinn", betonte Sturms Sportdirektor Andreas Schicker erst am Dienstag. "Intern sprechen sie vermutlich anders", entgegnete dem freilich Freund, der die Steirer als größten Herausforderer sieht: "Weil sie es extrem konstant und stabil machen, ihr System durchziehen." Noch gespannter blickt er freilich dem Duell mit der Roma entgegen. "Die sind aktuell sehr, sehr gut drauf", urteilte Freund über den Tabellensechsten, der noch um den Vizemeistertitel mitmischt. "Da sind wir einmal nicht in der Favoritenrolle."