Rapids Finanzlage sei unter Präsident Rudolf Edlinger "so gut wie noch nie".
Vor dem großen Schlager am Sonntag in der Mozartstadt beträgt der Abstand zwischen Red Bull Salzburg und dem SK Rapid zwar nur vier Punkte, in finanzieller Hinsicht trennen die beiden österreichischen Fußball-Spitzenclubs allerdings Welten. Während die "Bullen" dank Dietrich Mateschitz aus dem Vollen schöpfen und ihren Kader in jeder Transferzeit adaptieren können, ist beim Rekord-Champion beinhartes Kalkulieren angesagt - die Manövrierfähigkeit innerhalb des Zwölf-Millionen-Euro-Budgets ist begrenzt, obendrein drücken die Hütteldorfer noch Altlasten in Millionenhöhe.
"Negatives Eigenkapital"
Im Rahmen der Mitgliederversammlung am vergangenen Dienstag im Schönbrunner Parkhotel sprach Rapid-Präsident Rudolf Edlinger über das "negative Eigenkapital", wie es der frühere Finanzminister formulierte. "Ich habe die Sachlage genau erläutert, und die Leute sind zufrieden nach Hause gegangen", schilderte der Clubchef seine Eindrücke von der Veranstaltung und betonte: "Unser derzeitiges Budget ist ausfinanziert."
Überschuss erwirtschaftet
Nach den Angaben von Edlinger wurde in der vergangenen Saison ein Überschuss von 400.000 Euro erwirtschaftet, am Ende des laufenden Spieljahres soll ein Gewinn von 600.000 Euro bleiben. "Zu Saisonende rechnen wir mit einem negativen Eigenkapital von 3,5 bis 3,8 Millionen Euro, das stellt für uns kein Problem dar. Ganz im Gegenteil, unsere wirtschaftliche Situation ist so gut wie noch nie, seit ich Präsident bin", erklärte der seit Oktober 2001 amtierende Edlinger.
Keine großen Sprünge
Dennoch dürfte sich Rapid im Sommer auf dem Transfermarkt ähnlich nobel zurückhalten wie zuletzt in der Winterpause. "Diese Frage stellt sich im Moment aber auch gar nicht, weil wir eine gute Mannschaft und viele gute Nachwuchsspieler haben."
Für die Lizenzierung erwartet der seit Freitag 69-Jährige keine Probleme. "Wir haben vor zwei Jahren die Auflage bekommen, die Schulden tendenziell abzubauen, und das machen wir." Ein langfristiger Plan, bis wann die Altlasten beseitigt sein sollen, existiert laut Edlinger allerdings nicht.
Kein Stadion-Neubau
Nicht nur wegen der angespannten finanziellen Lage bei Rapid, sondern auch wegen der allgemeinen Krise müssen ehrgeizige Projekte vorläufig hintangestellt werden - so etwa ein Stadion-Neubau, den Edlinger begrüßen würde. "Doch die allgemeine wirtschaftliche Situation ist im Moment nicht dazu geeignet, um Investoren zu finden. Das wird nicht so kurzfristig passieren, wie ich es mir wünschen würde." Allerdings sei innerhalb der Vereinsführung noch nicht einmal die Grundsatz-Entscheidung getroffen worden, ob das Hanappi-Stadion ausgebaut oder eine neue Arena errichtet werden soll.
Edlinger selbst präferiert einen Neubau, der nur unweit der aktuellen Heimstätte entstehen sollte. "Das neue Stadion müsste auf jeden Fall in Hütteldorf stehen, wir gehen hier nicht weg." Finanziert werden müsste die Arena durch öffentliche Gelder und Sponsor-Unterstützung, "denn Rapid alleine kann kein Stadion bauen, das kann fast kein Club in Europa". Einfacher wäre es wohl mit einem Geldgeber wie Red Bull im Rücken. "Aber das ist nicht der Weg, den wir gehen wollen. Damit wäre die Einzigartigkeit von Rapid nicht mehr gewährleistet", sagte Edlinger.