unser WM-Traum lebt auch nach dem 0:2 in Litauen weiter. Das Spiel gegen Serbien ist bereits ausverkauft. Sensationell!
Um 3.17 Uhr landete der Flieger (OS 2702) aus Kaunas in Wien-Schwechat. Ganz sanft setzte die Boeing 737-800 auf. Im Gegensatz zur Nationalmannschaft, die unsanft aus allen Träumen gerissen wurde. Aber Österreichs Teamchef Karel Brückner (68) wirkte weder müde, noch sonderlich enttäuscht. Er strahlte Zuversicht und Gelassenheit aus, sagte: „Ich sehe nicht alles negativ.“
Brückner sprach lange mit Abwehrchef Martin Stranzl, während er auf sein Gepäck wartete. Er machte Stranzl Mut, legte ihm den Arm um die Schulter: „Es geht weiter – noch ist überhaupt nichts verloren.“
Riesen-Unterstützung
Das sehen auch die Fans so. Alle knapp
48.000 Karten für das WM-Qualifikationsspiel am 15. Oktober im Ernst
Happel-Stadion gegen Serbien sind seit Donnerstag weg. Kapitän Andreas
Ivanschitz: „Das ist wirklich gewaltig. Die Euphorie darf und wird auch
nicht abreißen. Der Bonus ist nicht ganz weg. Drei Punkte aus zwei Spielen –
das passt.“ Gegen die Färöer Inseln (11. Oktober, Torshavn) und Serbien sind
zwei Siege eingeplant. Dann würde das Team wieder voll auf Kurs liegen.
Brückner weiß jedoch: „Wir müssen unser Spielsystem, den Spielstil und die
Spielordnung überarbeiten.“
Erkenntnis
Brückners Taktik ging in Marijampole nicht auf. Vorne
fehlte der durch einen Magen-Darm-Virus geschwächte Marc Janko. Stefan
Maierhofer war als Solo-Spitze leicht überfordert, suchte aber keine
Ausreden: „Von Ivanschitz und Fuchs sind viele Bälle gekommen. Da kann ich
mich nicht beschweren.“ Wenn Maierhofer spielt, dann braucht er auch Jimmy
Hoffer an seiner Seite – wie bei Rapid. Brückner dazu: „Hoffer hat mir nach
seiner Einwechslung sehr gefallen. Das war positiv.“ Kapitän
Ivanschitz meint: „Vielleicht haben wir gegen Litauen zuwenig riskiert, aber
nachher ist man immer gescheiter.“
Kritik
Bei der Pressekonferenz im Wiener Hilton am Stadtpark
(sieben TV-Teams, 28 Reporter) hat der Teamchef Schwächen in der „finalen
Angriffsphase“ kritisiert. Brückner: „Da muss einfach mehr aus der zweiten
Reihe kommen.“ Das Spiel über die Flügel ließ ebenfalls zu wünschen
übrig. Martin Stranzl: „Wir sind kaum nachgerückt. Wir wollten in die
Schnittstelle zwischen der Innen- und Außenverteidigung von Litauen stoßen
– das ist ihr wunder Punkt, doch es hat nicht funktioniert. Der Abschluss
hat gefehlt.“
Enttäuschung
Teamchef-Assistent Andreas Herzog (40) ist
bitter enttäuscht: „Wir haben uns die tolle Ausgangsposition zerstört. Aber
wer gedacht hat, dass wir eine Wundermannschaft sind, ist sowieso am
falschen Dampfer.“
Lob
Brückner hat der Kampfgeist imponiert: „Die Spieler haben
auch beim Stand von 0:2 zwei Minuten vor Schluss alles gegeben und alles
versucht, um zum Tor zu kommen.“ Die Moral passt – das merken auch die Fans!
Von Christian Russegger/ÖSTERREICH