0:3 bei AEK macht Aufstieg in Gruppenphase für Salzburg so gut wie unmöglich. Trapattoni bleibt aber Bullen-Coach.
Krisenstimmung am Tag danach. Wenig wurde auf dem Rückflug aus Athen gesprochen. Vielleicht haben auch einige Spieler von Red Bull Salzburg gemerkt, dass es ihnen an internationaler Klasse mangelt. Oder zumindest an der Motivation. Österreichs Fußball-Meister steht nach dem klaren 0:3 (0:1) bei AEK Athen wie in der vergangenen Saison bereits in der ersten Hauptrunde des UEFA-Cups vor dem Aus.
Trap bleibt (vorerst)
Gleiches gilt mittlerweile NICHT mehr für
Star-Trainer Giovanni Trapattoni: Der Italiener und Klub-Boss Didi
Mateschitz kamen in einem Gespräch zu dem Entschluss, dass "Trap" in
Salzburg weiterwerken darf. "Wir haben die Sache heute gemeinsam
analysiert", erklärte Trapattoni, der unmittelbar nach seiner Rückkehr aus
Athen zum Mittagessen mit Mateschitz zusammengetroffen war. Allerdings:
Sollte es beim Rückspiel am 4. Oktober keine packende Aufholjagd der Bullen
geben, könnten Trapattonis Tage bei Salzburg doch gezählt sein.
Trap: "Mein Fehler"
Unmittelbar nach dem Debakel von
Athen hatte Trapattoni erstmals Fehler eingestanden. "Es ist mein Fehler.
Vielleicht habe ich Fehler in der Aufstellung gemacht", gab der 67-jährige
Italiener zu - deutlich wie nie in den 15 Monaten, die er seit Sommer 2006
im Amt ist. Trapattoni wirkte verärgert, beinahe gekränkt. "Diese Niederlage
trifft mich persönlich, weil ich einigen Spielern Vertrauen gegeben habe und
diese haben nicht darauf geantwortet", erklärte der Meistertrainer. "Es war
mein Fehler, ihnen zu vertrauen."
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Interne Probleme
Die Vertrauensbasis mit einem Großteil der
Mannschaft scheint nicht mehr existent, ebenso das Mannschaftsgefüge, die
Hierarchie. Die Leistung in Athen grenzte an Arbeitsverweigerung. "Salzburg
war gar nicht auf dem Feld. AEK hatte sogar Chancen auf ein 5:0", spottete
die griechische Zeitung "Ora", nachdem die Bullen bei dessen erfolgreichem
Debüt nicht ein einziges Mal gefährlich aufs Tor des österreichischen
Teamkeepers Jürgen Macho geschossen hatten.
Mit dem Ziel Champions League waren die Salzburger in den Europacup 2007/08 gegangen. Nun ist sogar die UEFA-Cup-Gruppenphase in weite Ferne gerückt. "Wir haben auf voller Linie versagt", gestand Niko Kovac. Im Vorjahr waren die Salzburger an Valencia und den Blackburn Rovers gescheitert, 2007 heißen die Stolpersteine wohl Schachtjor Donezk und AEK Athen. Dabei hatten die Griechen, die in dieser Saison noch kein einziges Meisterschaftsspiel absolviert haben, selbst alles andere als sattelfest gewirkt.
Hochhauser zornig
Der Einzige, der nach der blamablen Vorstellung
aber wirklich polterte, war Salzburgs neuer Sportdirektor Heinz Hochhauser.
"Es kann nicht sein, dass wir die schönsten Bedingungen haben, die schönsten
Autos fahren, die schönsten Anzüge tragen, aber den schlechtesten Fußball
spielen in Österreich", sagte der 60-Jährige, der seinen Posten als
Nachwuchschef demnächst abtreten wird. "Jeder Spieler, der so spielt, muss
sich selbst hinterfragen. Haben die keine Ehre, keinen Stolz? Haben die
überhaupt nichts mehr?"
Hochhauser verlangt Erklärungen von seinem Starensemble. Dabei nimmt er vor allem sogenannte Führungsspieler wie Kovac in die Pflicht. "Jeder weiß, dass im Endeffekt der Trainer für die Leistung verantwortlich ist. Man darf die Mannschaft aber nicht immer mit irgendwelchen Entschuldigungen davonkommen lassen", betonte Hochhauser, der die Trainerfrage nicht als seine Aufgabe betrachtet. Das liege einzig und allein in der Verantwortung von Mateschitz.
Erinnerungen an Rapid 1985
AEK geschlagen geben will sich vor dem
Rückspiel am 4. Oktober in Salzburg zwar noch niemand, es ist allerdings 22
Jahre her, dass eine österreichische Mannschaft im Europacup zuletzt ein 0:3
aufgeholt hat - Rapid am 20. März 1985 gegen Dynamo Dresden. Die
Hütteldorfer hatten das Viertelfinal-Hinspiel im Cup der Cupsieger mit 0:3
verloren, siegten aber im Rückspiel im Hanappi-Stadion sensationell mit 5:0
und zogen im Anschluss sogar ins Endspiel (1:3 in Rotterdam gegen Everton)
ein.