Nach dem tapferen 1:1 bei Anderlecht haben die Hütteldorfer den Aufstieg in die Gruppenphase in den eigenen Händen.
Der SK Rapid hat die Tür zum erstmaligen Einzug in die Gruppenphase des Fußball-UEFA-Cups weit aufgestoßen. Nach dem 1:1 im Erstrunden-Hinspiel am Donnerstag auswärts gegen Anderlecht haben die Hütteldorfer für die Retour-Partie am 4. Oktober vor eigenem Publikum alle Trümpfe in der Hand, auch wenn Trainer Peter Pacult warnte: "Das Ergebnis ist für uns sehr gut, aber genau hier liegt auch die Gefahr."
Warnung vor Anderlecht-Kontern
So könnte in zwei Wochen im
Hanappi-Stadion das Szenario eintreten, dass die Rapidler - angetrieben von
einem wohl ausverkauften Haus - dem Gegner ins offene Messer laufen. "Die
Belgier sind aus Kontern vielleicht gefährlicher als wenn sie das Spiel
machen müssen", befürchtete Pacult, ergänzte aber auch: "Doch
natürlich sind wir jetzt im Vorteil. Die Stimmung wird toll sein und es wird
eine Mannschaft auf dem Feld sein, die voll motiviert in dieses Spiel geht."
Pacult zufrieden
Die Motivation war den Grün-Weißen schon in
Brüssel nicht abzusprechen, allerdings hatte Rapid vor allem in der ersten
Hälfte nach dem 0:1 in der 11. Minute durch Akin phasenweise große Probleme,
ehe in der zweiten Hälfte eine klare Steigerung erfolgte. Pacult war jedoch
schon mit der Leistung vor dem Seitenwechsel zufrieden.
"Wir haben in den ersten zehn Minuten gut begonnen, uns auch vom Gegentreffer nicht beirren lassen und versucht, nach vorne zu spielen. In der zweiten Hälfte haben wir noch mehr in das Offensivspiel investiert und sind dafür mit dem Tor belohnt worden", so die Analyse des früheren 1860-München-Trainers, der sich über das so heiß ersehnte Auswärtstor freute und von einem "über den gesamten Spielverlauf gesehen verdienten Resultat" sprach.
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Linke Abwehrseite macht Sorgen
Bei allem Jubel über das positive
Ergebnis wurde aber auch wie schon beim 1:5 am Samstag gegen Sturm Graz
augenscheinlich, dass Rapid nach dem Kreuzbandriss von Markus Katzer auf der
linken Abwehrseite ein Problem bekommen könnte. Gegen Anderlecht schlüpfte
der gelernte Innenverteidiger Jürgen Patocka in diese Rolle und sah prompt
beim Gegentreffer nicht gut aus. "Katzer ist für uns nicht zu ersetzen,
aber er fällt eben sechs Monate aus, deswegen müssen wir auf dieser Position
improvisieren. Aber jeder, der dort spielt, hat mein vollstes Vertrauen",
versicherte Pacult.
Hofmann als Europacup-Spezialist
Dies gilt natürlich auch für
Steffen Hofmann, der Rapid per Freistoß die gute Ausgangsposition bescherte.
Für den Mittelfeldspieler war es bereits der achte Treffer im siebenten
internationalen Match in diesem Jahr. Warum es derzeit gerade auf
europäischer Ebene so gut für ihn läuft, konnte sich der Deutsche selbst
nicht ganz erklären. "Ich glaube, das ist einfach Zufall. Aber
wenn man Tore in internationalen Spielen macht, gibt einem das fast noch
mehr Auftrieb", erklärte der Deutsche.
Den Freistoß hatte Hofmann selbst herausgeholt, indem er dem ansonsten starken Argentinier Biglia den Ball abnahm und in der Folge vom U20-Weltmeister gefoult wurde. Unmittelbar vor seinem Tor hatte der 27-Jährige bereits eine positive Vorahnung. "Ich habe mich gut gefühlt und bin schon mit einer Euphorie zum Freistoß gegangen."
Nicht überraschen lassen
So wie sein Trainer hob aber auch
Hofmann im Hinblick auf das Rückspiel mahnend den Zeigefinger. "Im
zweiten Spiel müssen wir eine konzentrierte Leistung zeigen, sonst erleben
wir eine böse Überraschung." Hofmann und seine Kollegen
verließen Brüssel erst am Freitag Richtung München, von wo es anschließend
weiter nach Tirol ging. Am Sonntag gastiert Rapid beim Tabellenletzten
Wacker Innsbruck.
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Randale
Im Vorfeld des FSpiels haben sich in Brüssel unschöne
Szenen abgespielt. Unmittelbar vor dem Constant-Vanden-Stock-Stadion kam es
zu Zusammenstößen zwischen mitgereisten grün-weißen Fans und der zahlreich
erschienenen Polizei, die 17 Personen vorübergehend in Gewahrsam nahm. "Die
Polizei war sehr streng und hat null Toleranz gezeigt. Zwei bis drei von den
17 Fans haben nicht einmal gewusst, warum sie zum Handkuss gekommen sind",
berichtete Rapids Clubservice-Leiter Andy Marek.
Präventivhaft
Aufgrund einer neuen Präventivhaft-Regelung,
die in Belgien nach den Ausschreitungen zwischen Anderlecht und Fenerbahce
im vergangenen August eingeführt wurde, wären die Anhänger eigentlich zwölf
Stunden in Polizeigewahrsam geblieben - dass sie schließlich doch noch bald
nach dem Schlusspfiff die Heimreise antreten durften, hatten sie vor allem
Marek zu verdanken.
Marek "rettet" verhaftete Fans
Der "Fan-Beauftragte"
von Rapid schaffte es nach langwierigen Gesprächen mit der Exekutive, die
vorzeitige Freilassung zu erwirken. "Ich habe mit allem, was in meiner Macht
steht versucht, sie freizubekommen. Alle konnten wie geplant heimreisen",
erzählte Marek. Er hatte den Beginn der Ausschreitungen gar nicht
mitbekommen. Der Niederösterreicher traf später als geplant beim Stadion
ein, weil es bereits Probleme mit dem Transport aller Fans via Bus von der
Brüsseler Innenstadt zum Stadion gegeben hatte.
"In einem Lokal in der Innenstadt waren 200 Rapid-Fans. Zwischen 40 und 50 davon wollten mit der U-Bahn ins Stadion fahren, obwohl im vorhinein ausgemacht war, dass alle mit dem Bus anreisen müssen", nannte Marek den Grund warum es schon dort zu ersten "für die folgenden Probleme wohl entscheidenden Meinungsverschiedenheiten" mit der belgischen Polizei gekommen war. "Die Situation hat sich danach immer mehr aufgeschaukelt."