Champions League

Real feiert sich als Fußball-Großmacht

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Clubchef Perez denkt schon an elften Titel.

Zwölf Jahre des Wartens sind seit Samstag vorbei. Real Madrid holte durch ein 4:1 nach Verlängerung im Champions-League-Finale in Lissabon gegen Atletico Madrid die lang ersehnte "La Decima", und Präsident Florentino Perez blickte schon forsch voraus. "Wir denken ab sofort an die Undecima", tönte der langjährige Clubchef.

Die "Königlichen" haben ihr Selbstverständnis als Fußball-Großmacht wiedergewonnen und wollen in den kommenden Jahren in Europa dominieren. Triumph Nummer elf in der Königsklasse soll bereits 2015 beim Finale in Berlin her.

Große Party
Vorerst beschäftigten sich die Real-Profis aber noch wenig mit solchen Gedanken - bereits im Stadion begann die große Party. Ein Teil der Mannschaft stürmte sogar die Pressekonferenz, in der Trainer Carlo Ancelotti gerade erzählte, was der zehnte Titel für den Club und auch für ihn bedeutet.

Spät in der Nacht ging es zurück nach Madrid, wo am Cibeles-Brunnen Zehntausende Anhänger im Glücksrausch auf ihre Stars warteten. Die Spieler trafen dort erst gegen sechs Uhr morgens ein, nachdem sie nach der Landung sofort zum Bernabeu-Stadion und von dort im offenen Bus zum Brunnen gefahren waren. Goalie und Kapitän Iker Casillas - einzig verbliebener Spieler aus dem Sieger-Kader von 2002 - stellte fest: "Der zehnte Champions-League-Titel mit Real ist genauso wichtig oder wichtiger als die WM. Darauf haben wir alle so lange gewartet."

Sergio Ramos der Held
Überschäumende Emotionen zeigte auch Sergio Ramos, der die "Königlichen" mit seinem Kopfball-Treffer in der 93. Minute in die Verlängerung gerettet hatte. "Das Tor gehört nicht nur mir, sondern allen Real-Fans und meiner Frau und meinem Kind", sagte der Innenverteidiger. Bei der Siegerehrung herzte und liebkoste Spaniens König Juan Carlos - ein bekennender Real-Fan - Ramos inniglich.

Zweiter Real-Held war Gareth Bale mit seinem 2:1 in der 110. Minute. Der teuerste Spieler der Welt war im Sommer für rund 100 Millionen Euro von Tottenham gekommen - diese Investition sollte sich nun bezahlt machen. "Aber ich wäre auch für einen Penny hergekommen, um große Titel zu gewinnen", schwärmte der Waliser, der seinen Verein vor einem Monat schon zum Cup-Titel geschossen hatte, und meinte: "Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen."

Bale zweiter Real-Held
Dass Bale ansonsten ebenso wie Cristiano Ronaldo eher blass blieb, war nach dem Finalsieg vergessen. Der Portugiese durfte kurz vor Schluss immerhin einen Elfmeter zu seinem 17. Saisontor in der abgelaufenen Saison der "Königsklasse" verwandeln und ist damit der erste Spieler, der in Champions-League-Endspielen für zwei verschiedene Vereine traf. 2008 hatte der 29-Jährige für Manchester United gegen Chelsea seine Visitenkarte abgegeben.

"Seit ich bei Real bin, habe ich auf diesen Moment gewartet", jubelte der Weltfußballer. Mit insgesamt 67 Toren liegt Ronaldo nun gleichauf mit seinem Dauerrivalen Lionel Messi, auf Rekordhalter Raul fehlen dem Duo vier Treffer.

Verdienter Triumph
Der Real-Triumph war auch ein Verdienst von Trainer Ancelotti, der bereits in seiner ersten Saison schaffte, was prominenten Vorgängern wie Fabio Capello oder Jose Mourinho verwehrt geblieben war. "Das war eine ganz spezielle Nacht, man konnte etwas Magisches in der Luft spüren", sagte der Italiener und ergänzte voller Stolz: "Wir haben den wichtigsten Clubbewerb der Welt gewonnen, und wir haben ihn verdient gewonnen."

Ancelotti holte schon als Milan-Spieler zweimal (1989, 1990) den wichtigsten Europacup-Bewerb und gewann nun als erster Trainer dreimal die Champions League. Die ersten beiden Titel schaffte der 54-Jährige mit dem AC Milan (2003, 2007). Drei Triumphe im Vorgänger-Bewerb Meistercup gelangen auch dem legendären Liverpool-Coach Bob Paisley in den Jahren 1977, 1978 und 1981.

Ancelotti erster Trainer mit drei Champions-League-Triumphen
Durch den 4:1-Sieg nach Verlängerung von Real Madrid über Atletico Madrid am Samstag in Lissabon ist Carlo Ancelotti der erste Trainer, der dreimal die Fußball-Champions-League gewonnen hat. Der bisher einzige Coach, der dreimal Meistercup triumphierte hatte, war Bob Paisley, der 1977, 1978 und 1981 mit Liverpool die wertvollste Europacup-Trophäe in seinen Besitz gebracht hatte.

Auf Seite 2 die Pressestimmen zum CL-Finale

Spanien:

"El Pais": "Real macht seine Legende noch größer. Der Europapokal war derart konsequent mit seiner Geschichte, dass er Real Madrid, seinen König aller Könige, zum zehnten Mal gekrönt hat und Atletico mit so viel Grausamkeit wie vor vier Jahrzehnten bestraft hat."

   "Marca": "LA DECIMA! Ein von der Vorsehung bestimmter Kopfball von Sergio Ramos in der 93. Minute zerstört Atleti und öffnet Real die Pforten zum Himmel."

   "La Vanguardia": "Die Hexen von Heysel treten in Lissabon wieder auf. Wie 1974 gegen Bayern München lässt das Pech Atletico nach einem grausamen Schluss ohne Titel dastehen."

   "El Mundo": "Helden in Lissabon. Sie alle sind Männer, Fußballspieler. Aber eine immaterielle Qualität unterscheiden die einen von den anderen, wenn sie diese beinahe sakramentale Handlung durchführen und das Trikot von Real Madrid überziehen. Sergio Ramos ist heute derjenige, der diesen "ewigen Madridismo" am besten repräsentiert, der immer noch atmet, wenn die anderen schon gestorben sind. La Decima ist sein Seelenfrieden."

   "As": "Das Vertrauen gibt Real La Decima"

   "Mundo Deportivo": "Real Madrid hat die Saison in großem Stil gerettet."

Italien:

   "Gazzetta dello Sport": "Real im Delirium. Carletto (Anm: Ancelotti) reckt La Decima in die Höhe. Atletico stürzt auf der Zielgeraden. Die Aufholjagd der Weißen war eine Kopfsache."

   "Corriere dello Sport": "Unglaubliche Aufholjagd. Der 10. Titel gehört Real. Dritter Triumph für Ancelotti, er ist der König Europas. Real Carlo, Eins mit Sternchen. Die Besessenheit hat ein Ende, Real hat La Decima erobert und dankt Carlo Ancelotti."

   "Tuttosport": "Ancelotti triumphiert in letzter Minute. Real verwirklicht in der Verlängerung den Traum vom zehnten Titel. Aber was für ein Nervenkitzel nach dem Schnitzer von Casillas."

   "Corriere della Sera": "La Decima sollte es sein und La Decima ist es geworden. In der unglaublichsten Art und Weise mit dem Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit. Und auch in der grausamsten Art und Weise für Atletico, das die Hände schon am Pokal hatte."

   "La Stampa": "Mister Decima. Real holt die Champions League, Ancelotti den Rekord. Atletico in der Verlängerung bezwungen."

Deutschland:

   "Bild": "Champions-League-Wahnsinn! Real schlägt Atletico 4:1 n.V. Real kam spät, aber gewaltig. Erst in der Nachspielzeit rettet sich Real in die Verlängerung. Dann setzt 100-Mio-Mann Bale den Königlichen in der 110. Minute die Krone Europas auf."

   "Abendzeitung": "Real schafft La Decima in einem hochdramatischen Finale. Die großen Helden im Stadtduell gegen Atletico waren aber nicht Rückkehrer Khedira oder Superstar Cristiano Ronaldo."

   "Süddeutsche": "Plötzlich weht ein Orkan über Atletico hinweg: Real Madrid sichert sich die Champions League in einem Spiel, das in den letzten 30 Minuten eine besondere Dramatik erhält. Cristiano Ronaldo nutzt den Gewinn von "La Decima" für einen späten Triumphzug."

Niederlande:

   "De Telegraaf": "Dank des 100-Millionen-Mannes erhielten die 'Königlichen' am Ende im Beisein des Königs von Spanien den zehnten Europa Cup."

   "Algemeen Dagblad": "Real hat die 'Decima' nach historischem Kampf gegen Atletico."

   "Voetbal International": "12 Jahre nach dem wunderschönen Tor von Zinedine Zidane gegen Bayer Leverkusen ist La Decima eine Tatsache für die Königlichen. Es war ein Finale wie so viele: Unglaublich spannend, aber sicher nicht das schönste Spiel."
 

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