Keine Samba-Show der Seleçao gegen die Schweiz

1:0 - Brasilien mit Arbeitssieg im Achtelfinale

Teilen

Brasilien ist der nächste Achtelfinalist bei der WM in Katar. Der Seleçao reicht ein knapper 1:0-Erfolg über die Schweiz. Casemiro erlöst die Südamerikaner spät (83.) mit dem Goldtor. Zuvor wurde ein Treffer von Vinicius Junior (64.) wegen Abseits aberkannt.

Der fünffache Fußball-Weltmeister Brasilien ist nach einem späten 1:0-Sieg über die Schweiz am Montag in das Achtelfinale der Fußball-WM in Katar eingezogen. In einem lange von Sicherheit geprägten Spiel beider Seiten, die mit einem Sieg den Aufstieg fixieren konnten, setzten sich die Brasilianer durch ein Tor von Casemiro in der 83. Minute durch. Der Star von Manchester United bezwang den Schweizer Tormann Yann Sommer durch einen abgefälschten Schuss ins lange Eck.

Das Spiel verlief vor 43.649 Zuschauern im Stadion 974 in der ersten Halbzeit enttäuschend und ohne große Höhepunkte. Beide Mannschaften spielten von Beginn an abwartend und möglichst risikolos. Die Brasilianer - ohne die verletzten Neymar und Danilo - hatten eine leichte Überlegenheit, taten sich aber schwer, Chancen zu kreieren. Die größte hatten sie, als die Schweizer Abwehr bei einer Flanke von rechts Vinicius Junior am langen Eck vergaß. Der Real-Star schloss per Fuß ab, traf den Ball aber nicht voll. So konnte Yann Sommer zur Ecke klären.

Der zweite Aufreger ereignete sich kurz vor der Pause. Unmittelbar vor einem Corner der Brasilianer ging im Stadion für wenige Sekunden das Flutlicht aus, wurde aber gleich wieder eingeschaltet. Der Eckball segelte in den Fünf-Meter-Raum, Sommer faustete ihn mit einer Hand weg und traf einen Mitspieler. Die Brasilianer kamen aber nicht an den Ball, die Schweizer konnten klären. Auf der Gegenseite gab es kaum nennenswerte Szenen.

Vinicius zunächst mit Abseitstor, dann Casemiro-Hammer

Reals Rodrygo sollte in der zweiten Halbzeit statt Lucas Paqueta für mehr Schwung sorgen. Das Spiel nahm aber nur langsam etwas mehr Fahrt auf. Für den ersten Aufreger sorgte aber die Schweizer "Nati" in der 53. Minute. Einen Stanglpass vom rechts des völlig freistehenden Silvan Widmer fing die brasilianische Abwehr gerade noch vor Ruben Vargas ab und klärte auf Raten. Auf der Gegenseite rutschte Richarlison knapp am Pass von Vinicius Junior vorbei.

Das Spiel nahm an Intensität zu. Vor allem die Schweizer intensivierten ihre Angriffsbemühungen, das 1:0 schossen aber vermeintlich die Brasilianer in der 64. Minute. Vinicius Junior wurde nach Ballverlust der Eidgenossen auf der linken Seite bedient und lief allein auf das Tor von Sommer, an dem er den Ball überlegt ins lange Eck vorbeischob. Der VAR griff ein und hatte eine Abseitsposition von Richarlison in der Entstehung des Tores ausgemacht. Es blieb beim 0:0. In der 71. Minute bediente Vinicius Junior Richarlison nach einem weiteren Schweizer Fehler im Mittelfeld. Der Doppeltorschütze des Spiels gegen Serbien legte sich den Ball auf den rechten Fuß und wurde geblockt.

Kurze Zeit später war für Richarlison und Raphinha Schluss, für die beiden kamen Gabriel Jesus bzw. Antony, auf Schweizer Seite wurden Breel Embolo und Djibril Sow gegen Haris Seferovic und Michel Aebischer gewechselt. Als alle schon mit einem torlosen Unentschieden rechneten, kam Casemiro: Nach schneller Kombination der Selecao kam der Mittelfeldspieler in der 83. Minute im Strafraum zum Abschluss und traf unhaltbar für Sommer ins lange Eck. Der Ball war noch leicht abgefälscht worden. Die Brasilianer hatten noch Chancen, weil die Schweizer aufmachten. Aber es blieb beim 1:0.

Für die Brasilianer hat der Abschluss in der Gruppe gegen Kamerun am kommenden Freitag reinen Testspielcharakter. Für die Schweiz geht es gegen Serbien hingegen in ein echtes Endspiel, bei dem den Schweizern aber ein Unentschieden reichen sollte. Kamerun muss gewinnen und auf ein günstiges Resultat im Parallelspiel hoffen.

Die Stimmen zum Spiel:

Murat Yakin (Schweiz-Trainer): "Klar kann man nicht zufrieden sein. Aber der Gegner ist halt Brasilien, den wir 80 Minuten lang kontrolliert haben. Wir hätten mutiger sein müssen, aber im entscheidenden Moment hatten wir nicht die Ruhe und konnten den Ball nicht halten. Der entscheidende Pass ist nicht gekommen. Vielleicht waren wir etwas zu kontrolliert, statt das Risiko zu suchen. Der Matchplan hat hervorragend funktioniert, aber am Schluss kamen wir nicht mehr raus. Shaq (Shaqiri, angeschlagen) hat gefehlt, der etwas Genialität reinbringen kann. Okafor (verletzt) mit seiner Schnelligkeit hat auch gefehlt."

Casemiro (Brasilien-Torschütze): Wir wussten, dass es keine leichte Gruppe ist und dass die Schweizer viel zu bieten haben. Das sind keine schönen Spiele, da sind Kleinigkeiten ausschlaggebend. Dieses Mal habe ich den Ball voll erwischt, aber wichtiger ist, dass wir gewonnen haben."

Granit Xhaka (Schweiz-Kapitän): "Kämpferisch war das eine gute Leistung. Brasilien hat eine super Qualität, da müssen wir ehrlich sein. Kämpferisch und mit dem Teamspirit haben wir es gut gemacht. Ein bisschen enttäuscht sind wir schon, ein Unentschieden wäre nicht gestohlen gewesen. Mannschaftlich war es heute fast besser als gegen Kamerun, vielleicht hätten wir ein bisschen frecher etwas machen können, aber eben, das ist Brasilien."

+++ Alles zum Spiel können Sie hier nachlesen +++

Fußball-WM in Katar, Gruppe G (2. Runde):

Brasilien - Schweiz Endstand 1:0 (0:0)

Doha, Stadium 974, 43.649 Zuschauer, SR Barton (SAL)

Tor: 1:0 (83.) Casemiro

Brasilien: Alisson - Militao, Marquinhos, Thiago Silva, Alex Sandro (86. Telles) - Casemiro - Paqueta (46. Rodrygo), Fred (58. Bruno Guimaraes) - Raphinha (73. Antony), Richarlison (73. Gabriel Jesus), Vinicius Jr.

Schweiz: Sommer - Widmer (86. Frei), Akanji, Elvedi, Rodriguez - Freuler, Xhaka - Rieder (59. Steffen), Sow (76. Aebischer), Vargas (59. Fernandes) - Embolo (76. Seferovic)

Gelbe Karten: Fred bzw. Rieder

Die Besten: Vinicius Jr., Casemiro bzw. Akanji, Xhaka
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.