Spanien und Marokko trennen sich mit 2:2 - WM-Mitfavorit vermeidet in letzter Sekunde Blamage.
Mit Spanien und Portugal haben am Montagabend die beiden favorisierten Teams bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland die Achtelfinal-Tickets in Gruppe B gelöst. Die Spanier sicherten sich trotz eines 2:2 (1:1)-Remis gegen Schlusslicht Marokko den Gruppensieg. Die portugiesischen Europameister fixierten gegen den Iran mit einem 1:1 (1:0) als Zweiter den Aufstieg.
Spanien war gegen Marokko in der 14. Minute aufgrund eines Treffers von Khalid Boutaib in Rückstand geraten. Fünf Minuten später besorgte Isco den Ausgleich. Youssef En-Nesyri brachte die Afrikaner in Minute 81 abermals in Führung, ehe Iago Aspas den 2:2-Endstand herstellte (91.). Spanien bekommt es damit im Achtelfinale am Sonntag im Moskauer Luschniki-Stadion mit Gastgeber Russland zu tun. Portugal spielt schon am Samstag in Sotschi gegen Gruppe-A-Sieger Uruguay.
Hochspannung herrschte vor der Partie in Gruppe B! Die Ausgangslage des live auf oe24.TV übertragenen Spiels: Mitfavorit Spanien brauchte gegen Marokko einen Punkt, um fix weiterzukommen. Für den Gruppensieg musste ein Sieg gegen die Afrikaner her. Bei einer Niederlage drohte sogar das vorzeitige WM-Aus.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf durfte beim großen Favoriten eigentlich nichts passieren, doch die bereits ausgeschiedenen Marokkaner lieferten den Iberern einen mutigen Kampf und nutzen ihre erste Chance eiskalt: Missverständnis zwischen Sergio Ramos und Andres Iniesta - und Khalid Boutaib nutzt die Möglichkeit zum 1:0!
Der Außenseiter führte völlig überraschend, doch Spanien zog danach sein gewohntes Spiel auf. Mit vielen Pässen wollte man den Gegner müde machen. Isco kam schnell zur Ausgleichschance, nachdem ihn Iniesta perfekt in Szene setzte. Der Real-Star ließ sich das nicht entgehen und knallte den Ball aus kurzer Distanz unter die Querlatte. 1:1! Die Spanier hatten vor der Pause wie erwartet deutlich mehr vom Spiel, aber Probleme, sich gefährliche Aktionen zu erarbeiten. Hinzu kamen grobe Mängel in der Abwehr, die auch prompt zu diesem Fehlstart führten.
Sonst verteidigte Marokko geschickt und kam gar der neuerlichen Führung sehr nahe. Spaniens Abwehr schlief bei einem Einwurf, Boutaib konnte wieder mit dem Ball aufs Tor laufen, fand diesmal aber in De Gea seinen Meister (25.). Auf der anderen Seite setzte Sergio Busquets einen Kopfball aus bester Position deutlich drüber (37.) und brachte Diego Costa eine Iniesta-Hereingabe nicht im Tor unter (45.+2). Costa blieb diesmal insgesamt völlig farblos.
Spanien mühte sich weiter, war aber auch nicht effizient genug ....
Nach Seitenwechsel änderte sich wenig am Spielgeschehen. Spanien hatte wieder mehr Ballbesitz, Marokko kämpfte aber verbissen und setzte auch in der Offensive die ersten Akzente. Bei einem herrlichen Weitschuss von Noureddine Amrabat rettete das Lattenkreuz für die Spanier (55.). De Gea wäre machtlos gewesen. Sonst drückte der Favorit auf das 2:1. Bei einem Isco-Kopfball konnte Ghanem Saiss in höchster Not vor der Linie klären (62.), bei einem Pique-Kopfball fehlte nicht viel (63.).
Sonst fehlten größtenteils die zündenden Ideen oder der letzte Pass. Die Marokkaner präsentierten sich ohne Druck stark und belohnten sich mit dem 2:1. Nach einem Eckball stieg En-Nesyri am höchsten, behielt gegen Ramos die Oberhand und köpfelte wuchtig ins Eck ein.
Die Spanier verhinderten eine völlige Blamage gerade noch. Ein Ferserl-Tor von Aspas nach Carvajal-Flanke sicherte dem Favoriten gerade noch einen Punktgewinn. Der Treffer wurde erst nach Videostudium gegeben, der usbekische Schiedsrichter Irmatov hatte zuvor eine vermeintliche Abseitsstellung gesehen.
Spanien ist damit schon 23 Partien ungeschlagen, um eine Fortsetzung dieser Serie geht es am Sonntag (16.00 Uhr) in Moskau gegen Russland. Marokko kann nach zuvor knappen Niederlagen gegen den Iran und Portugal erhobenen Hauptes die Heimreise antreten.
Statistik zum Spiel
Fußball-WM in Russland, Gruppe B, 3. Runde: Spanien - Marokko Endstand 2:2 (1:1). Kaliningrad, Kaliningrad-Stadion, SR Irmatov/UZB.
Torfolge: 0:1 (14.) Boutaib
1:1 (19.) Isco
1:2 (81.) En-Nesyri
2:2 (91.) Aspas
Spanien: De Gea - Carvajal, Pique, Ramos, Alba - Busquets, Thiago (74. Asensio) - Silva (84. Rodrigo), Iniesta, Isco - Diego Costa (74. Aspas)
Marokko: El Kajoui - Dirar, Da Costa, Saiss, Hakimi - Amrabat, El Ahmadi, Boussoufa, Ziyach (85. Bouhaddouz) - Belhanda (63. Fajr) - Boutaib (72. En-Nesyri)
Gelbe Karten: Keine bzw. El Ahmadi, Amrabat, Da Costa, Boussoufa, El Kajoui, Hakimi
Die Besten: Iniesta, Isco bzw. Boutaib, Saiss, Amrabat
Meinungen zum Fußball-WM-Spiel Spanien - Marokko (2:2):
Fernando Hierro (Spanien-Teamchef): "Ich habe schon gestern gesagt, dass es ein hartes Match werden wird und Marokko alles geben wird. Sie haben eine starke Mannschaft, die bei den beiden 0:1-Niederlagen zuvor mehr verdient gehabt hätte. Diese ausgeglichene Gruppe war sehr schwierig für uns, trotzdem haben wir mit etwas Glück den Gruppensieg geholt. Wir müssen jetzt weiter positiv denken. Natürlich können wir uns steigern, es gibt Sachen, an denen wir definitiv arbeiten müssen. Fünf Gegentore in drei Spielen sind nicht das, was ich mir vorstelle.
Herve Renard (Marokko-Teamchef): "Wir haben gelitten, wie jedes Team, das gegen Spanien antreten muss, weil ihr Team aus einem Mix aus Spielern von Real Madrid und dem FC Barcelona besteht. Ich glaube aber, dass meine Spieler, das gesamte Team, gelobt werden sollte für dieses Spiel und die gesamte WM. Wir hätten uns in einigen Spielen bessere Resultate verdient gehabt. Aber wir haben gezeigt, dass wir es mit zwei der besten Teams der Welt, Spanien und Portugal, aufnehmen können, und haben Marokko gut vertreten."
Isco (Spanien-Offensivspieler/"Man of the match"): "Insgesamt bin ich zufrieden. Ich bin glücklich, dass wir Gruppensieger geworden sind, was unser Ziel war. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit und ich habe volles Vertrauen in die Mannschaft. Wir haben aber jetzt noch nichts gewonnen und es war auch ein sehr hartes Match. Vielleicht waren wir nicht voll fokussiert von Beginn an und möglicherweise hatten wir etwas Probleme, das Spiel zu kontrollieren in Ballbesitz. Normalerweise gelingt uns dies besser."