Klartext

Nagelsmann ätzt über WM-Niveau

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Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann kritisiert das Niveau der WM-Spiele deutlich.

Noch-Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann findet klare Worte zur Fußball-WM in Russland. Der nach der Saison zu Leipzig wechselnde Jungtrainer fand das Niveau wenig berauschend wie er im Bild-Interview sagt: "Ich habe nicht viele Spiele gesehen, aber die ich gesehen habe, waren wenig fesselnd. Es gab schon ein paar Mannschaften. Kroatien hat teilweise sehr gut gespielt. Belgien hat teilweise sehr gut gespielt. Aber sie haben das auch selten über 90 Minuten so gemacht, dass man da begeistert auf der Couch saß. Es lag auch viel an den Gegnern. Es gab einfach sehr viele destruktive Spielweisen."

Die Erwartungen an die WM waren wohl auch sehr hoch. Wie bei jedem großen Turnier erhoffen sich Fußballfans, aber auch Fußball-Insider wie Nagelsmann etwas Spektakuläres oder Revolutionäres: "Ich hatte das Gefühl, dass eine WM immer ein bisschen etwas Freigeistiges ist, wo der schöne Fußball noch im Fokus steht und nicht dieser extreme Druck. Ich hatte immer das Gefühl, dass ein Nationaltrainer nicht so einen extremen Druck hat wie ein Vereinstrainer. Aber man hat bei Jogi Löw gesehen, wie die Berichterstattung war. Dass der Druck anscheinend auch in der Nationalmannschaft unglaublich groß und immer größer wird. Dass es dann auch eher destruktives Spiel gibt und immer mehr verhindern wollen, anstatt etwas zu probieren. Dieses Schöngeistige, was ich mit einer WM verbunden habe, habe ich dieses Jahr leider nicht gesehen."

Auch neue Trend hätte der 30-Jährige nicht entdeckt: "Ich habe wenig faktische Neuerungen gesehen. Auch wenig verschiedene Grundordnungen. Fast alle haben 4-2-3-1 oder 4-4-2 gespielt. Da war jetzt nicht wirklich Neues dabei. Es ist halt die Frage, ob man immer einen neuen Trend sehen muss? Ich glaube nicht! Man kann auch mit alt bewährten Dingen vielleicht ein bisschen was attraktiver machen."

Und wie geht es mit dem DFB-Team weiter? "Wir haben es in Deutschland in den letzten Jahren immer gut gemacht. Dieses Jahr hat es nicht so gut geklappt. Es gab auch viele Teams, die nicht Fußball spielen möchten, die eher verhindern wollen. Ich glaube, gerade wenn ich eine kleine Nation bin, rechnet keiner damit, dass ich mal etwas probiere. Und das ist für mich ein kleiner Wunsch für die nächsten großen Turniere, oder auch für die Bundesliga-Saison: dass wir nicht alle so einen extremen Druck haben, sondern etwas probieren und das Spiel genießen, was eigentlich sehr schön ist. Ich glaube, dass wir gut daran tun, Fußball zu spielen. Deswegen heißt der Sport auch Fußball-Spiel."

 

 

 

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