Frankreich siegt gegen Uruguay im WM-Viertelfinale relativ problemlos mit 2:0.
Frankreich hat mit einem 2:0-(1:0)-Sieg gegen Uruguay zum ersten Mal seit zwölf Jahren das Halbfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft erreicht. Raphael Varane brachte die Franzosen am Freitag nach einer Freistoß-Flanke von Antoine Griezmann in Führung (40.). Nach einer Stunde sorgte der Star von Atletico Madrid mit Unterstützung von Uruguays Tormann Fernando Muslera selbst für die Entscheidung. Bei Uruguay fehlte Starstürmer Edinson Cavani verletzt.
Der Weltmeister von 1998 trifft am Dienstag (20.00 Uhr) in St. Petersburg entweder auf Rekordweltmeister Brasilien oder Belgien. Uruguay schied hingegen mit nur insgesamt drei Gegentoren aus.
Frankreich-Coach Deschamps vertraute mit Ausnahme von Corentin Tolisso statt des gesperrten Blaise Matuidi auf der linken Außenbahn derselben Startelf, die beim 4:3-Achtelfinalerfolg gegen Argentinien für das bisher vielleicht spektakulärste Spiel in Russland gesorgt hatte.
Frankreich nimmt Zweikämpfe an
Beide Mannschaften starteten mutig in die Partie und drängten auf den frühen Führungstreffer, was vor allem von den Südamerikanern nicht so erwarten zu war. Eine Viertelstunde später zog sich die Tabárez-Mannschaft in die sichere Defensive zurück und zerstörte durch viele kleine Fouls immer wieder den Spielfluss der Franzosen.
Die Franzosen nahmen die Härte des Gegners an, dem Niveau war das weniger zuträglich. Zwar versuchten sich vor allem die Franzosen im manchmal ansehnlichen Kurzpassspiel, sie prallten aber wiederholt an Uruguays Betonabwehr ab. Der Vize-Europameister blieb im ersten Durchgang die dominantere Mannschaft, tat sich über weite Strecken jedoch schwer, durch die kompakte Hinterreihe der Himmelblauen zu kommen.
Die Führung brachte ein einstudierter Freistoß: Griezmann verzögerte im Anlauf und zirkelte den Ball auf den Kopf des einlaufenden Raphael Varane. Der Real-Madrid-Verteidiger vollendete unhaltbar für Goalie Fernando Muslera. Es war erst das zweite Gegentor der "Celeste" bei dieser Endrunde.
Auf der anderen Seite hatte die La Celeste noch die dicke Möglichkeit, vor dem Pausentee auszugleichen, doch scheiterte am starken Hugo Lloris. So war der zweifache Weltmeister im zweiten Abschnitt zu einer aktiveren Spielweise gezwungen.
Nach 45 Minuten führte Frankreich durchaus verdient mit 1:0 gegen Uruguay. Ohne Cavani blieb Uruguays Offensivvorstellung auch nach dem Wechsel ernüchternd. Tabarez saß kopfschüttelnd auf der Bank und reagierte mit einem Doppelwechsel. Stuani und Rodrigo Bentancur wurden von Cristian Rodriguez und Maximiliano Gomez ersetzt.
Tormann-Patzer führt zu Vorentscheidung
Uruguay versuchte tatsächlich mehr für die Offensive zu tun, doch nach einem echten "Eiertor", einem wilden Patzer von Uruguay-Schlussmann Muslera, stand es 2:0. Griezmanns Schuss aus 20 Metern rutschte dem Keeper dabei durch die Hände.
Frankreich ging danach kein Risiko mehr ein und hielt den Ball gekonnt in den eigenen Reihen. Die "Equipe Tricolore" steht damit im Halbfinale - für die tapferen "Urus" ist das Turnier zu Ende.
Stimmen zum Spiel:
Oscar Tabarez (Teamchef Uruguay): "Wir sind alle sehr enttäuscht, wir hatten nicht das nötige Glück. Wir haben in den ersten 20 Minuten einen großen physischen Aufwand betrieben, aber kein Kapital daraus geschlagen. Das hatte sicherlich einen Einfluss auf das Ergebnis. Meine Spieler haben alles gegeben."
Zu seiner Zukunft: "Ich kenne nicht ein Beispiel, in dem der Trainer über seine Zukunft entscheidet. Ich habe einen Vertrag, es ist nicht an mir zu entscheiden, wie es weitergeht. Ich möchte so etwas nicht kommentieren, auch heute nicht."
Diego Godin (Uruguay-Kapitän): "Ich bin stolz auf meine Spieler, sie sind Löwen. Wir sind ein Team, in dem jeder alles gibt. Fernando (Muslera, Anm.) ist ein großartiger Tormann. Wir machen alle Fehler, er hat uns schon oft mit unglaublichen Paraden gerettet."
Didier Deschamps (Frankreich-Teamchef): "Mir fehlen fast die Worte. Ich bin sehr, sehr stolz auf meine 23 Spieler. Es war eine lange Pause seit dem Argentinien-Spiel dazwischen, phasenweise waren die Jungs schon zu sehr in den Wolken. Es ist bereits jetzt eine WM, die uns gelungen ist. Ich bin froh, Franzose zu sein."
Raphael Varane (Frankreich-Torschütze): "Ich fühle reine Freunde. Ich habe eineinhalb Jahre auf ein Tor im Nationaltrikot warten müssen. Ich habe mir den Zeitpunkt sehr gut ausgesucht."