Kampf um den Aufstieg

Schweiz gegen Serbien: Hitzige Partie vorprogrammiert

Teilen

Welcher Gruppe-G-Teilnehmer folgt Brasilien ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar?

Das ist die Frage vor der letzten Runde am Freitag. Die beste Ausgangslage hat die Schweiz, die sich mit einem Sieg gegen Serbien (20.00 Uhr MEZ im Sport24 Liveticker) alle Blicke auf das Parallelspiel ersparen würde. Das Spiel ist ein politisch aufgeladenes Déjà-vu des WM-Duells vor vier Jahren, als Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri ihre Tore mit einer pro-albanischen Geste feierten.

Es sei ein Spiel wie jedes andere auch, "eines wie jenes gegen Kamerun und jenes gegen Brasilien", betonte Xhaka. Was aber freilich nicht stimmt. 2018 in Kaliningrad hatten die beiden Söhne beim Torjubel mit ihren Händen den Doppeladler geformt, also jenes Symbol, das die albanische Flagge ziert. Gegenüber Serbien, das die Abspaltung des mehrheitlich von ethnisch albanischer Bevölkerung bewohnten Kosovo bis heute nicht anerkennt, war das ein eindeutiger Affront. Für die beiden selbst nur der emotionale Auswuchs von vernarbten Familiengeschichten: Xhakas Vater war drei Jahre in serbischer Gefangenschaft, wurde gefoltert. Häuser von Verwandten wurden niedergebrannt.

Die Empörung danach war massiv und brachte die Schweizer aus ihrem WM-Flow. Die FIFA verhängte nach dem 2:1-Sieg der Schweizer Geldstrafen gegen Xhaka und Shaqiri. Bei der laufenden WM hat der Weltverband bereits gegen Serbien eine Untersuchung eingeleitet, weil in einer Umkleidekabine eine Fahne mit den Umrissen des Kosovo unter den serbischen Nationalfarben zu sehen gewesen sein soll.

Spiel verspricht Brisanz

Der Gedanke, dass das Match im Stadium 974 in Doha nicht vor einem politischen Hintergrund über die Bühne gehen wird, kann somit getrost verworfen werden. Auch wenn Xhaka sagte: "Wir sind professionell genug, um uns aufs Fußballspielen zu konzentrieren." Trainer Murat Yakin blockte ebenfalls ab: "Ein Achtelfinale wäre etwas Großartiges in dieser schwierigen Gruppe. Wir haben eine gute Ausgangslage. Das ist das einzige, was mich interessiert." Etwas Sorgen bereiteten ihm zuletzt die Erkältungen von Goalie Yan Sommer und Innenverteidiger Nico Elvedi, wenngleich er am Donnerstag versicherte: "Sie hatten eine unruhige Nacht, aber sind für morgen fit."

Kapitän Xhaka und der gegen Kamerun wegen leichten Oberschenkelproblemen fehlende Shaqiri werden am Freitag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit spielen - was dem Dacapo noch mehr Brisanz verleiht. Allerdings wurden die beiden bewusst in den vergangenen Tagen fast komplett von den Medien abgeschirmt. Sie werden auch dann keine Interviews geben, wenn sie gemäß FIFA-Satzung reden müssten, also unmittelbar nach dem Match am Freitag in der Mixed Zone. Die Strafe, die dadurch droht, nehme man in Kauf, hieß es vom Schweizer Verband (SFV).

Sportlich hat die Schweiz, die mit drei Punkten Gruppenzweiter ist, die bessere Ausgangslage: Bei einem Sieg ist man sowieso weiter, holt die "Nati" zum Abschluss der Gruppenphase ein Remis, dürfte gleichzeitig Kamerun nicht gegen Brasilien gewinnen. "Ich glaube an Wunder. Aber an dieses Wunder glaube ich nicht, bei allem Respekt für Kamerun", meinte Xhaka, der ergänzte: "Wir haben es in den eigenen Händen." Djibril Sow sagte: "Wir spielen auf Sieg. Alles andere wäre gefährlich."

Serbien kämpft um ersten Einzug in K.O Phase

Damit es Serbien als eigenständiges Land in den heutigen Grenzen erstmals in die K.o.-Phase schafft, muss schon etwas mehr passieren. Denn selbst ein Sieg über die Eidgenossen könnte am Ende nicht reichen. Kamerun müsste entweder gegen Brasilien verlieren oder zwar gewinnen, aber seine Tordifferenz relativ zu Serbien verschlechtern. Derzeit liegt das afrikanische Land genau um ein Gegentor weniger vorne. Das direkte Duell gegen Kamerun endete 3:3, würde also in keinem Szenario eine Rolle spielen.

Für die Truppe von Trainer Dragan Stojković, die bisher einen Punkt geholt hat, wäre daher ein hoher Sieg gegen die Schweiz zweckdienlich. "Wir wussten seit der Auslosung, dass Brasilien in dieser Gruppe in einer anderen Liga spielt und dass wir, die Schweiz und Kamerun dahinter den zweiten Platz ausspielen", sagte der frühere Dribbelkünstler. "Wir würde gerne über ihren Käse sprechen und ihre Schwachstellen finden, also die Löcher, um das Ergebnis zu erzielen, das wir brauchen", spielte er auf ein allseits bekanntes Schweizer Produkt an.

Stojković kündigte zudem an, dass der wegen einer Fußverletzung gehandicapte Stürmer Dusan Vlahović von Juventus Turin am Freitag zum ersten Mal bei dieser WM von Beginn an spielen könnte. "Vlahović ist bereit für das Spiel. Es geht ihm deutlich besser als an dem Tag, an dem wir in Doha ankamen", erläuterte er.

Technische Daten und mögliche Aufstellungen:

Gruppe G - 3. Runde: Serbien - Schweiz

Ras Abu Aboud, Stadium 974

Stadium 974
© Getty
× Stadium 974

Serbien: 23 V. Milinkovic-Savic - 4 Milenkovic, 5 Veljkovic, 2 Pavlovic - 14 Zivkovic, 6 Maksimovic, 17 Kostic - 10 Tadic, 20 S. Milinkovic-Savic - 18 Vlahovic, 9 A. Mitrovic

Schweiz: 1 Sommer - 3 Widmer, 4 Elvedi, 5 Akanji, 13 Rodriguez - 8 Freuler, 10 Xhaka - 23 Shaqiri, 15 Sow, 17 Vargas - 7 Embolo
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.