Brite kürte sich in Mexiko zum Vierfach-Champ. Einen Seitenhieb inklusive.
Lewis Hamilton will nicht bei vier Formel-1-WM-Titeln stehen bleiben. "Vier ist eine tolle Nummer, aber jetzt möchte ich Nummer fünf", meinte der Brite am Sonntag nach dem Grand Prix von Mexiko, der die Entscheidung des Titelkampfes herbeiführte. Und auch in der Stunde des Triumphs konnte sich Hamilton eine Spitze gegen seinen Ex-"Intimfeind" Nico Rosberg nicht verkneifen.
Während der improvisierten Feierlichkeiten verkündete der 32-Jährige, er habe noch einiges in seinem Tank. Er verwies damit indirekt auf den Deutschen, mit dem er von 2013 bis 2016 bei Mercedes gefahren war. Es war nicht die erste Attacke dieser Art. "Ich möchte am Höhepunkt aufhören", sagte Hamilton. "Ich könnte jetzt das Einfache machen, was Nico offensichtlich getan hat, und aufhören und mich mit diesen vier Titeln zurückziehen. Aber ich denke, es ist noch mehr in mir."
Hamilton hatte zuvor in Mexiko mit einem wenig glamourösen neunten Platz seinen vierten Erfolg fixiert. Hauptrivale Sebastian Vettel wurde im Ferrari Vierter, nachdem es bereits nach dem Start zu einem Crash gekommen war, der beide Autos beschädigte und weit zurückwarf. Vor den letzten beiden WM-Rennen in Brasilien und Abu Dhabi hat Hamilton 56 Punkte Vorsprung auf den Deutschen. Vettel kann mit zwei Siegen höchstens noch 50 Punkte aufholen, wenn Hamilton zweimal ausfällt.
"Ich liebe das Rennfahren"
2016 war Rosberg ein härterer Konkurrent gewesen - und derjenige, der sich letztlich durchsetzte. Der Familienvater gewann beim letzten Rennen Ende November in Abu Dhabi seinen ersten Titel, wenige Tage später erklärte er in Wien seinen Rücktritt vom aktiven Sport. Wegen des Kräfteverschleißes durch den Zweikampf mit Hamilton sei er physisch und psychisch ausgebrannt, machte Rosberg deutlich.
Hamilton hat zwar haufenweise andere Interessen in den Bereich Musik, Film und Mode, wolle diese aber weiterhin für seine erste Passion Motorsport aufschieben. "Ich werde mit dem Rennfahren weitermachen, solange ich es liebe. Ich habe es dieses Jahr so genossen wie nie zuvor", verriet er. "Ich denke mir, ich werde nach 40 noch eine Menge Jahre in mir haben." Es würden sportlich auch wieder härtere Zeiten kommen, "und ich liebe das. Das ist eine Herausforderung, und ohne die wäre es so langweilig."
Während der kommenden Jahre wird das Duell Hamilton gegen Vettel wohl weiter eine Konstante sein. Dazu drängt eine neue Generation von extrem jungen Fahrern nach. Angeführt wird diese von Red-Bull-Youngster Max Verstappen, der in Mexiko-Stadt seinen dritten Grand-Prix-Sieg feierte. Altmeister Fernando Alonso sollte man auch nicht abschreiben, vorausgesetzt er pilotiert ein konkurrenzfähiges Auto.
Duell mit Vettel als Anreiz
"Es ist cool, mit ihm in diesem Kampf zu sein", sagte Hamilton über Vettel. "Er hat jetzt 50 Pole Positions, ich möchte ihm nicht noch mehr geben, damit er mir nicht näher kommt. Ich muss weitermachen. Das Gleiche ist es mit Siegen, das Gleiche mit Meisterschaften." Der Mercedes-Star hält mit 72 Pole Positions den Rekord, Vettel ist selbst vierfacher Weltmeister. Der Umstand, dass der Deutsche mindestens bis 2020 bei Ferrari bleibt, sei auch ein wichtiger Anreiz weiterzumachen, bestätigte Hamilton.
"Ferrari wird mich für die nächsten paar Jahre nicht mögen. Wir werden es so hart wie möglich für sie machen, Meisterschaften zu gewinnen", kündigte Hamilton, dessen aktueller Vertrag bis Ende 2018 läuft, an. Zur Unterzeichnung eines neuen Kontrakts hat er sich wohl innerlich schon entschlossen, schenkt man seinen Aussagen Glauben.
Für die tatsächliche Unterschrift wolle er sich aber Zeit lassen. "Wir haben noch ein weiteres Jahr, also genug Zeit", meinte er zuletzt. Die Teamführung um Toto Wolff und Niki Lauda sowie Daimler-Chef Dieter Zetsche hätten das Thema aber verständlicherweise lieber früher als später erledigt.