Überraschung beim Qualifying für den GP in Bahrain.
Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. So oder so ähnlich könnte man den Ausgang des Qualifying zum Formel-1-Grand-Prix von Bahrain interpretieren. Denn nicht WM-Favorit Lewis Hamilton oder sein Ferrari-Widersacher Sebastian Vettel, sondern Hamiltons Mercedes-interner Rivale Valterri Bottas schnappte sich am Samstag die Pole Position. "Das ist meine erste, Burschen!", jubelte der Finne.
Für Williams war Bottas schon dreimal in der ersten Startreihe gestanden: Vor den Grand Prix von Österreich und Deutschland im Jahr 2014 sowie in der Vorsaison vor dem Großen Preis von Russland. Ganz nach vorne hatte er es aber noch nicht geschafft. Bis zum 15. April 2017, da beendete er mit einer fulminanten letzten Runde den Lauf seines Teamkollegen, der saisonübergreifend sechs Mal in Folge auf der besten Startposition gestanden war.
Bottas hauchdünn vor Hamilton
Ganze 23 Tausendstelsekunden fehlten Hamilton auf Bottas. Ferrari-Star Vettel und Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo lagen auf den Plätzen drei und vier doch deutlich zurück. Vettel fast eine halbe Sekunde, Ricciardo klar darüber. In der dritten Startreihe stehen am Sonntag (17.00 Uhr MESZ/live ORF eins, RTL und Sky) Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari sowie Red-Bull-Teenager Max Verstappen.
"Es hat einige Rennen gedauert, bis ich eine Pole holen konnte, aber hoffentlich ist es die erste von vielen. Danke an das Team für dieses großartige Auto", sagte Bottas, der nach Keke Rosberg, Mika Häkkinen, Räikkönen und Heikki Kovalainen nun der fünfte Finne ist, der mindestens eine Pole Position in der Formel 1 für sich verbuchen durfte. Erstmals seit Ricciardo in Monaco im Mai 2016 wird am Sonntag wieder ein neues Gesicht von ganz vorne starten.
Stargast bei Hamilton
"Herzlichen Glückwunsch an Valtteri! Heute war er einfach schneller", gratulierte Hamilton, der vor dem Qualifying Star-DJ Steve Aoki in der Mercedes-Box empfangen hatte. Vettel war über Platz drei nicht unglücklich. "Alles in allem war es ganz gut. Insgesamt bin ich sehr zufrieden", sagte der Deutsche. "Es scheint, als hätten uns die beiden ein paar Eier ins Nest gelegt, ich hoffe, dass wir sie morgen finden können."
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zog im ORF-Interview hochzufrieden Bilanz: "Es freut mich für den Valtteri, nachdem er ein unglückliches Rennen in China hatte. Der Abstand zu Ferrari ist auch gut. Insofern ist heute alles gut." Bottas hatte sich zuletzt in Shanghai einen Patzer geleistet und während einer Safety-Car-Phase gedreht.
Im dritten Freien Training auf dem Bahrain International Circuit hatte noch Verstappen die Bestzeit aufgestellt. Speziell bei den hohen Temperaturen am Nachmittag war die Laufleistung des Red Bull besser, als die Protagonisten nach den bisherigen Darbietungen in dieser Saison selbst vermutet hatten. "Unser Auto scheint auf dieser Strecke deutlich besser zu funktionieren", meinte Verstappen. Am Abend war der Abstand zu Mercedes und Ferrari zwar kleiner, aber doch deutlich vorhanden.
Red Bull zufrieden
"Das wissen wir ja, im Qualifying dreht Mercedes gewaltig auf, Ferrari bis zu einem gewissen Grad auch. Es war schon der vierte Platz gewissermaßen ein Erfolg", sagte Helmut Marko, der sich allerdings nicht unzufrieden gab. "In Australien waren wir 1,7 Sekunden hinten, in China 1,2, jetzt sind es acht Zehntel. Also der Trend stimmt." Im Rennen könne Red Bull um einen Podestplatz kämpfen, gab sich der Steirer optimistisch. "Wir werden enger (an Ferrari und Mercedes; Anm.) dran sein morgen", sagte auch Verstappen.
Rückkehrer Pascal Wehrlein, der nach Verletzungspause seinen ersten Grand Prix in diesem Jahr bestreitet, landete im Sauber auf dem 13. Rang. Der baldige Indycar-Pilot Fernando Alonso musste sich mit Platz 15 zufriedengeben, in Q2 blieb er in der Box stehen - offenbar hatte seinen McLaren erneut ein Motorenproblem heimgesucht. Toro-Rosso-Mann Carlos Sainz überstand Q1 nicht. Bevor ihn sein Motor im Stich ließ, hatte der Spanier im ersten Sektor eine Teilbestzeit aufgestellt.
Im WM-Klassement liegen Vettel und Hamilton vor dem dritten Saisonrennen gleichauf. Beide gewannen je einmal, beide wurden je einmal Zweiter. Sie kommen jeweils auf 43 Punkte. Dritter ist Verstappen mit 25 Punkten vor Bottas (23).