Doping: Wachstumshormon-Test ein "Meilenstein"

Teilen

IOC-Vizepräsident Thomas Bach hat den weltweit ersten Nachweis von Wachstumshormon-Doping als großen Fortschritt im Kampf gegen den Pharmabetrug gewürdigt. "Es ist ein Meilenstein, dass der Test gerichtsfest ist und nicht mehr nur im stillen Kämmerlein der Wissenschaft erprobt werden muss", sagte der Spitzenfunktionär im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) am Dienstagabend.

Erstmals werden die Doping-Proben bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver auf den Missbrauch des "Human Growth Hormon" (HGH) getestet. "Hier wird die ganze Palette getestet", betonte Bach. Bis Montag waren bereits 1.664 der geplanten rund 2.000 Kontrollen vorgenommen worden. Darunter waren 888 Trainingstests und 776 Wettkampfkontrollen. "Ich habe keinen Fall auf dem Tisch", berichtete Bach, gleichzeitig Vorsitzender der IOC-Disziplinarkommission.

Als Gründe dafür sieht er die um 70 Prozent gesteigerte Zahl der Doping-Kontrollen und das Einfrieren der Proben für acht Jahre, um Nachtests mit neuen Analyse-Methoden vornehmen zu können. "Das hat einen erhöhten Abschreckungseffekt", stellte Bach fest. Wichtig sei auch gewesen, dass die Ergebnisse aller Nachanalysen der Doping-Proben der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking im November 2009 bekanntwurden. Dabei wurden sechs Athleten der verbotenen Einnahme des Blutdoping-Mittels CERA überführt. "Die Peking-Nachtests haben gezeigt, dass es schnell gehen kann", sagte der frühere Weltklassefechter.

IOC-Präsident Jacques Rogge hatte vor den Vancouver-Spielen fünf Doping-Fälle erwartet. "Es sind noch einige Tage, und ich werde meine endgültige Beurteilung am Ende der Spiele machen", sagte der Belgier, verwies aber auch auf das Einfrieren der Proben für acht Jahre. "Wenn es neue Nachweisverfahren gibt, werden wir die Proben noch einmal prüfen lassen", sagte Rogge. "Mein abschließendes Urteil über die Peking-Spiele werde ich deshalb erst 2016 fällen und über die in Vancouver erst 2018."

Ob es noch weitere HGH-Fälle neben dem des britischen Rugby-Profis Terry Newton gibt, der für das Vergehen für zwei Jahre gesperrt wurde, konnte Bach nicht bestätigen: "Davon weiß ich nichts." Der Brasilianer Eduardo De Rose, Mitglied der Medizinischen Kommission des IOC hatte behauptet, dass es mehr Fälle als den des Rugby-Spielers gebe.

Nach dem gelungenen Nachweis von HGH hat bereits die amerikanische Major League Baseball (MLB) reagiert und Tests auf das Wachstumshormon in unteren Ligen angekündigt. Dies berichtete die Zeitung "New York Times" am Dienstag. Dafür sollen auch Blutkontrollen eingeführt werden - bisher werden in der MLB nur Urinproben genommen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.