Ex-Radprofi Christof K. muss wegen Weitergabe von EPO vor Gericht.
Der ehemalige Radprofi Christof K. ist der erste heimische Sportler, der wegen Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz vor Gericht gestellt wird. Die Staatsanwaltschaft Wien wirft ihm in einem Strafantrag vor, ab Mitte 2008 verbotene Präparate - darunter auch EPO - an mehrere Sportlerkollegen weitergegeben und damit in Verkehr gesetzt zu habe. Das gab der Sprecher der Anklagebehörde, Gerhard Jarosch, am Donnerstag auf Anfrage der APA bekannt.
Vor SOKO Doping geständig
Der mittlerweile 33-jährige K.,
ein während seiner aktiven Laufbahn auf nationaler Ebene mäßig erfolgreicher
Radprofi, war vor einem Jahr als "Dopingsünder" aufgeflogen
und von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) umgehend gesperrt worden.
Vor der "Soko Doping" gab Christof K. im weiteren Verlauf zu, seit
2004 von einer Wiener Apotheke regelmäßig EPO, Testosteron und andere
Substanzen zu Dopingzwecken bezogen zu haben.
Zweieinhalb Jahre lang soll er von dem befreundeten Apotheker wöchentlich nach telefonischer Voranmeldung die benötigten Mittel übergeben bekommen haben, ehe ihn dieser Ende 2006 an eine andere, ebenfalls in Wien ansässige Apotheke weiterverwiesen haben soll, weil ihm selbst die Sache offenbar zu brenzlig wurde.
Reger EPO-Handel
Von seiner neuen Bezugsquelle sollen ab 2007
mindestens fünf Sportler-Kollegen des Radprofis profitiert haben. Zu Angaben
über deren Identität war die Staatsanwaltschaft nicht bereit. Da Christof K.
den Betroffenen auch nach Inkrafttreten des Anti-Doping-Gesetzes im August
2008 verbotene Präparate abgegeben haben soll, muss er sich nun vor dem
Bezirksgericht Wien-Fünfhaus verantworten.
Verhandlungstermin gibt es noch keinen. Im Fall eines Schuldspruchs drohen Christof K. bis zu sechs Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen.
Apotheker schon vor Gericht
Im Wiener Straflandesgericht ist am
Donnerstag der Prozess gegen jenen Wiener Apotheker eröffnet worden, der den
ehemaligen Radprofi Christof K. von 2004 bis Ende 2006 mit EPO und
Testosteron versorgt haben soll. Als ihm die Sache zu heikel wurde, soll er
seinen guten Bekannten an einen anderen Apotheker vermittelt haben, der K.
laut Staatsanwaltschaft auch noch nach Inkrafttreten des
Anti-Doping-Gesetzes im Sommer 2008 mit Doping-Präparaten eingedeckt hat.
"Nicht schuldig"
Der Apotheker bekannte sich vor
Richter Walter Stockhammer "nicht schuldig", obwohl ihn der im Vorjahr als
Doping-Sünder aufgeflogene Christof K., dem selbst ein Prozess wegen
Weitergabe von verbotenen Substanzen bevorsteht, vor der "Soko Doping"
massiv belastet hatte. Nach Darstellung des Ex-Radprofis soll er wöchentlich
gegen telefonische Vorbestellung die benötigten Mittel in der betreffenden
Apotheke abgeholt haben, wobei ihm keine Rezepte abverlangt wurden.
Apotheker kann sich "an nichts erinnern"
Der Apotheker
leugnete, Christof K. näher zu kennen: "Ich kann mich nicht erinnern." Es
gebe in seinem Geschäft mehrere Ein- und Ausgänge, außerdem wären oft auch
nur Boten gekommen, um Medikamente abzuholen. Da falle es schwer, den
Überblick über die Kunden zu bewahren.
Der Angeklagte schloss aus, dass Mittel abgegeben wurden, ohne dass ein Rezept vorgelegt worden wäre: "Es sind Rezepte dagewesen. Was die draußen damit machen, ist nicht meine Sache." Die gegenständlichen Präparate seien nicht nur für Dopingzwecke zu gebrauchen, sondern auch "wenn jemand Krankheitsträger ist oder Gendefekte hat", merkte der Apotheker noch an.
Vertagt
Die Verhandlung wurde zur Ladung und zeugenschaftlichen
Einvernahme von Christof K. auf unbestimmte Zeit vertagt. Der zweite
Apotheker, der ab 2007 die "Betreuung" von Christof K. übernommen haben
soll, bekommt ebenfalls einen Prozess. Er soll bis in den März 2009 dem
Sportler anabole Steroide verkauft haben.