Amerikaner will in Berlin "meinen WM-Titel verteidigen".
Er ist dreifacher Weltmeister, hat WM-Geschichte geschrieben - und er will Gold im Giganten-Gipfel von Berlin. Wenn Tyson Gay bei der Leichtathletik-WM im August auf den dreimaligen Olympiasieger Usain Bolt trifft, will der US-Amerikaner die Hierarchie in der Sprint-Szene wieder zurechtrücken. "Bolt ist der Olympiasieger, aber ich war in Peking verletzt, und ich bin immer noch der Weltmeister", betont der 26-Jährige selbstbewusst. Gay gibt bei den am Donnerstag beginnenden US-Trials sein Saison-Debüt über 100 Meter.
Nebenrolle
Bolt, der am 17. Juni beim Grand-Prix-Meeting in
Ostrau mit etwas zu starkem Rückenwind fantastische 9,77 Sekunden lief,
startet zur gleichen Zeit knapp 5.000 Kilometer südöstlich bei den
jamaikanischen Titelkämpfen in Kingston. Er macht seit den Olympischen
Spielen in Peking die Schlagzeilen. Gay hingegen, der 2007 bei der WM in
Osaka als zweiter Sprinter nach seinem Landsmann Maurice Greene Gold über
die 100 m, die 200 m und mit der 4x100-m-Staffel gewann, spielt seither nur
noch die Nebenrolle.
Kampfansage
Innerhalb eines Jahres wurde er vom Helden zum
Herausforderer degradiert, vom Superstar zum Schattenmann - und das
keineswegs aufgrund seiner um 16 Zentimeter geringeren Körpergröße. "Ich
will einfach, dass er mich sieht, wenn ich auf meinem Höhepunkt bin, mein
bestes Rennen laufen kann", sagt Gay. Im Vorjahr zeigte er bei den Trials im
Vorlauf mit 9,76 Sekunden auf und lief im Finale mit 9,68 Sekunden sogar
Weltrekord - allerdings bei zu starkem Rückenwind. Anschließend zog sich Gay
im 200-Meter-Viertelfinale eine Zerrung zu, die ihn um seinen Traum vom
Doppelgold in Peking brachte.
Gigantenduell
"Ich konnte vier Wochen lang gar nichts machen, das
war eine grausame Zeit für mich", betont er noch heute. Zwar wurde Gay
rechtzeitig fit für Olympia, fand aber nie zu seiner alten Form und schied
im 100-Meter-Halbfinale mit indiskutablen 10,05 Sekunden aus. "Die Welt
hatte auf das Duell Bolt gegen Gay gewartet, es aber nicht bekommen. Deshalb
versuchen wir jetzt beide, in Berlin unser besten Rennen zu laufen."
Kein direktes Duell vor WM
Vor dem Showdown im Olympiastadion
wird es am 7. Juli beim Meeting in Lausanne bereits ein Beschnuppern geben.
Gay startet dann über 100 Meter, Bolt über die doppelte Distanz, auf der Gay
am 30. Mai mit 19,58 Sekunden die drittschnellste Zeit der Geschichte
gerannt ist. Beim bisher letzten Duell hatte er klar das Nachsehen. Am 31.
Mai 2008 sprintete Bolt im Regen von New York in 9,72 Sekunden zum neuen
Weltrekord, während Gay 13/100 Rückstand hatte.