Deutschland-Legionär ohne Pause

ÖHB-Kapitän Bilyk tippt auf Weltmeister Schweden

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Im Gegensatz zu vielen seiner Teamkollegen beim THW Kiel ist Österreichs Kapitän Mykola Bilyk bei der am Mittwoch beginnenden Handball-WM in Schweden und Polen zum Zuschauen verurteilt.

"Traurig" sei das, erklärte der Wiener, der aktuell in Topform agiert. Grund zum Feiern würde am 29. Jänner aber der Europameister haben. "Wenn ich mich festlegen muss, dann tippe ich auf Schweden", sagte Bilyk, der auch Frankreich, Dänemark, Spanien und Norwegen zum Favoritenkreis zählt. Mit Rune Dahmke (Deutschland), den Brüdern Niklas und Magnus Landin (Dänemark), Domagoj Duvnjak (Kroatien), Sander Sagosen, Harald Reinkind, Petter Överby (alle Norwegen) sowie Eric Johansson und Niclas Ekberg (beide Schweden) sind neun Kiel-Akteure bei der WM dabei, zwei weitere nur aus gesundheitlichen Gründen nicht. Das sagt alles über das Umfeld, in dem sich Bilyk bewegt - und behauptet.

In der deutschen Liga liegt man nur einen Punkt hinter Leader Füchse Berlin, in der Champions League zumindest auf dem Weg in die Play-offs. Bilyk, der sich nach seinem Kreuzbandriss und der völlig verpassten Saison 2020/21 erst wieder zu alter Form kämpfen musste, hat großen Anteil daran. "Ich fühle mich gut, spiele viel, habe keine Probleme mit meinem Körper und denke nicht mehr nach, bevor ich eine Bewegung mache", sagte Bilyk, mit 66 Toren aus 18 Partien der beste Feld-Torschütze Kiels in dieser Liga-Saison.

Qualitäten, die er bei der WM nicht einbringen kann. Denn die Qualifikation mit Österreich scheiterte - auch, weil man sich mit der schwachen Leistung bei der WM 2022 um eine bessere Setzung brachte und gegen Island im Play-off auf verlorenem Posten stand. Auf die Pause, die eigentlich keine ist, weil man zuletzt beim Yellow Cup in der Schweiz testete und auch in den nächsten Tagen noch auf Teamlehrgang weilt, hätte Bilyk gerne verzichtet. "Ich bin immer traurig, wenn wir nicht bei Großereignissen dabei sind. Selbst wenn man körperlich leicht angeschlagen und müde ist. "Du hast einfach Bock drauf, es ist trotzdem ein Tapetenwechsel. Das hilft manchmal auch und macht den Kopf auch ein bisschen frei", meinte Bilyk.

Fragezeichen hinter Teamkollege Sagossen

Neben den eingangs erwähnten Teams ist es für Bilyk auch Island um Routinier Aron Palmarsson, das als eine Art Geheimfavorit gelten kann. "Sie haben eine gute Entwicklung hingelegt, mit Omar Ingi Magnusson und Gisli Thorgeir Kristjansson (beide Magdeburg) zwei super Jungs dazubekommen. Eine Mannschaft mit offensiver, unangenehmer Abwehr, die alles hat", fasste es Bilyk zusammen. Dennoch. Schweden, das im EM-Finale 2022 die Spanier bog, ist für ihn die Nummer eins. "Dazu kommt noch, dass es für sie eine Heim-WM ist." Jim Gottfridsson und Co. spielen zuerst in Göteborg und würden für die Hauptrunde bzw. die Finalspiele nach Stockholm wechseln. Dort steigt in der 30.000er-Tele2-Arena auch das Finale.

Abzuwarten bleibt für Bilyk, welche Rolle sein Kieler Teamkollege Sander Sagosen für Norwegen spielen kann. Der Superstar, der auch schon bei Paris Saint-Germain aktiv war, kam erst im November von einer monatelangen Sprunggelenks- und Knieverletzung zurück. "Ein Weltklassespieler, der noch ein bisschen Zeit brauchen wird. Er ist dennoch wieder in der Lage, der Mannschaft zu helfen. Ich bin überzeugt, dass er ein gutes Turnier spielen wird."

Dass Sagosen mit nur 27 Jahren in der kommenden Saison zum norwegischen Club Kolstad geht, kommt für Bilyk nur mäßig überraschend. "Viele Außenstehende können das nicht nachvollziehen. Aber es ist seine Heimatstadt, man baut dort ein großes Projekt auf, will wie der FC Barcelona oder Veszprem sein. Natürlich kann das auch in die Hose gehen, aber die deutsche Liga ist körperlich doch sehr fordernd, das verlängert deine Karriere sicher nicht", nannte Bilyk nachvollziehbare Gründe für den Wechsel. Nachsatz: "Wenn es so etwas in Wien geben würde, würde ich mir auch meine Gedanken machen."

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