Der "Fall Humanplasma" hat durch jüngste Berichte aus Deutschland wieder an Aktualität gewonnen. Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und Vize-Präsident des IOC, hat seinen österreichischen Kollegen Karl Stoss nach dessen im deutschen Fernsehen getätigter Aussage gebeten, Namen zu dieser Blutdoping-Affäre zu nennen.
Die Namen von Beteiligten aus Deutschland, sofern es diese gibt, müssten dort allerdings bereits bekannt sein. Denn die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) Austria hat laut ihrem Geschäftsführer Andreas Schwab der NADA Deutschland alle relevanten Daten übermittelt. Der deutsche Skiverband hat auch bereits bei der nationalen NADA nachgefragt, dabei sei laut DSV-Präsident Alfons Hörmann aber nichts Neues herausgekommen.
"Die NADA Austria hat in diesem Fall Akteneinsicht erhalten und alles, was für die NADA Deutschland relevant ist, dorthin übermittelt", erklärte Schwab am Mittwoch gegenüber der APA. Zudem habe die NADA Deutschland die Möglichkeit, über die Staatsanwaltschaft München Informationen aus Wien zu erhalten. Eine Anfrage zu diesem Blutdoping-Fall hat es laut Schwab übrigens auch aus Dänemark gegeben.
Namen oder auch nur eine Zahl von beteiligten Athleten könne er wegen der Verschwiegenheitspflicht der NADA nicht nennen, sagte Schwab. Die NADA habe jedoch bereits mit der Prüfung begonnen, ob in Österreich Verfahren einzuleiten seien. "Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen, die Rechtskommission ist noch mit großen Fällen wie Kohl, Hempel und Hoffmann beschäftigt", sagte der NADA-Geschäftsführer. Man sei aus personellen Gründen nicht in der Lage, dies "ruck-zuck" abzuarbeiten. Immerhin beträgt die Verjährungsfrist acht Jahre.
Die Firma Humanplasma hatte 2009 zugegeben, dass von 2003 bis 2006 in Wien bis zu 30 Personen außerhalb der Geschäftszeiten Blut abgenommen worden war und wegen unversteuerter Einnahmen von 300.000 Euro Selbstanzeige bei den Steuerbehörden erstattet.
Göttrik Wewer, der Geschäftsführer der NADA Deutschland, teilte der APA am Mittwochabend mit, dass nach seinen Informationen keine deutschen Sportler in die Humanplasma-Affäre verwickelt sind. "Sowohl unsere österreichischen Kollegen als auch die Staatsanwaltschaft haben uns ausdrücklich bestätigt, dass es in den vorliegenden Ermittlungsakten keinerlei Hinweise auf deutsche Sportler oder Sportlerinnen gibt", erklärte Wewer.
Aufgrund dieser eindeutigen Auskünfte habe die NADA Deutschland auch darauf verzichtet, das Aktenmaterial kopieren zu lassen oder dieses in Wien selbst durchzusehen.