French Open

Li Na entthront Schiavone in Paris

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Chinesin schreibt mit 6:4, 7:6-Finalsieg Sportgeschichte.

Vermutlich braucht Li Na einige Tage, um zu realisieren, was sie da für ihre Nation, ja sogar für den gesamten Kontinent Asien geleistet hat. Die 29-jährige Chinesin hat am Samstag im Finale der French Open Sportgeschichte geschrieben. Nach 1:48 Stunden entthronte sie Titelverteidigerin Francesca Schiavone aus Italien mit einem 6:4,7:6(0)-Erfolg und kürte sich zur ersten Grand-Slam-Siegerin aus China (Damen und Herren). Li Na, die schon bei den Australian Open im Jänner das Finale erreicht hatte, scheint am Montag als Nummer 4 der Welt so hoch auf wie nie zuvor.

"War am Ende sehr nervös"
"Ich kann es noch überhaupt nicht glauben. Ich war am Ende sehr nervös, aber das durfte ich meiner Gegnerin natürlich nicht zeigen", meinte Li fast schüchtern auf dem Court Philippe Chatrier zu den rund 15.000 Zuschauern. Millionen Fans in China werden Li zur Nationalheldin küren und dem Tennis-Sport an sich wird dieser Sieg im Tischtennis verrückten Land einen enormen Schub geben. Li Na darf sich über einen Siegerscheck in Höhe von 1,2 Millionen Euro freuen, die ihr unterlegene Finalistin erhält die Hälfte. Schiavone gratulierte sportlich fair, wie sie ist: "Sie hat den Sieg verdient. Natürlich bin ich enttäuscht, aber ich bin froh, dass ich hier heute erneut um den Titel spielen durfte."

Nur Kimiko Date-Krumm aus Japan hatte im WTA-Ranking als Asiatin schon einmal Platz vier eingenommen, doch Li scheint durchaus das Potenzial zu haben, sogar noch höher zu klettern. Gegen Schiavone sah sie im Finale an einem bewölkten Tag in Paris lange sogar als sichere Siegerin aus. Nach 68 Minuten führte sie klar mit 6:4,4:2, ehe die wegen ihrer Kampfstärke "Löwin" genannte Schiavone sich noch einmal zurück ins Match spielte. Ein Rebreak zum 4:4 machte das "älteste" Damen-Finale seit 13 Jahren vorübergehend spannend, doch im Tiebreak war Li Na eine Klasse für sich. Nach dem wohl sehenswertesten Ballwechsel zum Auftakt lief das "Jeu decisif" auf einer schiefen Ebene zugunsten der Chinesin.

Schon ihren ersten Matchball nützte Li und sie ließ sich vor Freude auf den Rücken fallen. Sie wird wohl nicht an den Siegerscheck in Höhe von 1,2 Millionen Euro gedacht haben. Der Titel kam letztlich nicht mehr überraschend: Mit ihren Siegen über Wictoria Asarenka (BLR) und Maria Scharapowa (RUS) hatte die aus Wuhan stammende, 1,72 m große Rechtshänderin ausgerechnet auf ihrem vermeintlich schlechtesten Belag bereits zuvor für Staunen gesorgt. Ihr schneller und flacher Stil passt eher auf die schnelleren Plätze. Doch auch ihr sind die besonders raschen Bedingungen in Paris dank der Trockenheit und der neuen Bälle entgegengekommen.

Schon seit 1999 ist Li WTA-Profi. Doch erst heuer hat sie den Durchbruch in die absolute Weltspitze geschafft, obwohl sie schon 2006 mit dem Wimbledon-Viertelfinale erstmals für Aufsehen gesorgt hatte. Nach ihrem vierten WTA-Titel im Jänner in Sydney stürmte sie in der Folge in ihr erstes Major-Endspiel in Melbourne. Da war Kim Clijsters aus Belgien aber noch zu stark. Nun hat Li Na als erster Tennis-Profi aus Asien einen Markstein gesetzt.
 

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