Anwalt sagt

"Mayer gab Dopingmittel nicht weiter"

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Während Walter Mayer weiter in U-Haft sitzt, geht sein Anwalt in die Offensive.

Während sein Mandant Walter Mayer wegen des Verdachtes der Weitergabe von Dopingmitteln in Untersuchungshaft sitzt, hat sein Rechtsvertreter Christian Pilz am Donnerstag im Rahmen eines Pressegesprächs, die Verdachtsmomente gegen den ehemaligen ÖSV-Erfolgstrainer zu entkräften versucht. "Mayer war nicht in die Beschaffung, Verschreibung oder Verabreichung von Dopingmitteln involviert", betonte Pilz, der auch Dokumente, die mehrere angebliche Verfahrensfehler beweisen sollen, vorlegte.

Über einen Informanten, der sich auf Aussagen aus dem Bundeskriminalamt stützt, sei ihm mitgeteilt worden, die Behörden seien mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt, dass Mayer "mit dem anhängigen Bodybuilding-Doping ebenso wenig zu tun hat, wie mit der Angelegenheit Stefan Matschiner und Humanplasma". Die Staatsanwaltschaft Wien hatte zuletzt von mehreren vorliegenden Haftgründen und einer dichten Beweislage gesprochen und die U-Haft um vier Wochen verlängert. Mayer wird demnach nicht nur von einer einzelnen Person belastet.

Nur ein konkreter Tatverdacht?
Der einzige Pilz bekannte aktuelle "konkrete Tatverdacht" gegen Mayer, wonach er dem 19-jährigen Felix P. im Herbst 2008 Testosteron verabreicht und dafür Geld kassiert haben soll, wurde von dem in einem Wiener Innenstadtlokal ebenfalls anwesenden P. in Abrede gestellt. Der an Muskelschwäche und Hormonmangel leidende, kleinwüchsige Steirer verneinte die Frage, ob er jemals von Mayer Dopingmittel verabreicht bekommen habe.

Über eine ebenfalls anwesende Ärztin, die P. EPO, Wachstumshormon und die Testosteron-Produktion anregende Medikamente gegen seine Krankheit verschreibt, hätte Mayer P. kennengelernt. Im Herbst 2008 nahmen sie gemeinsam an einem Therapieprogramm teil. Erstmals getroffen hätten sich die beiden in der Kanzlei von Pilz.

Belastende Aussagen angeblich widerlegbar
Die Aussagen eines Bodybuilders und wegen Bankraubes verurteilten Dachdeckers, er habe Mayer im Oktober 2008 Dopingmittel verkauft, seien dank Zeugenaussagen und durchgeführter Handypeilungen gleichfalls widerlegbar, erläuterte Pilz. Aus welchen Gründen der ebenfalls des Handels mit Dopingmitteln verdächtigte Bodybuilder seinen Mandanten belastet, sei Mayer rätselhaft, sagte Pilz. Mayer kenne R. seit dem Jahr 2005. Weitere etwaige Beweise und Zeugenaussagen seien ihm nicht zugänglich gemacht worden, ergänzte der Jurist.

Keinerlei Kontakt habe der Ex-ÖSV-Trainer mit dem im Zuge der Ermittlungen verhafteten Apotheker oder dem Radprofi K. gehabt. Auf den gleichfalls wegen des Verdachtes der Weitergabe von Dopingmitteln in U-Haft sitzenden Sportmanager Stefan Matschiner treffe Mayer jeden Tag. "Weil sie keine Komplizen sind und die Fälle nichts miteinander zu tun haben", erläuterte Pilz. Matschiner, der Mayer freundschaftlich verbunden ist, war als Gast von Mayer bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin.

Druck auf Behörden?
Als Grund für die Verlängerung der Untersuchungshaft vermutet Pilz den Druck auf die ermittelnden Behörden von höherer Stelle. "Es ist merkbar, dass in der Behörde ein großer Druck besteht, konkrete Ergebnisse, wie Verhaftungen, Strafanträge und Anklagen, zu liefern", sagte Pilz. Es sehe sehr stark danach aus, dass auch Mayers Dienstgeber, das Bundesheer, Druck auf die Verfolgungsbehörde ausgeübt habe. Verteidigungs- und Sportminister Norbert Darabos (S) fährt seit seinem Amtsantritt einen strikten Anti-Doping-Kurs und bezeichnete Mayer mehrmals als imageschädigend.

Der angebliche Druck von außen mache sich auch in etlichen Verfahrensfehlern bemerkbar. Pilz erklärte außerdem, er rechne trotzdem nicht mit einer Enthaftung Mayers in den nächsten Tagen. Mayer, der 2002 in Salt Lake City und vier Jahre später in Turin in die Dopingskandale der österreichischen Langläufer und Biathleten verwickelt war, sitzt seit 25. März in Wien in Untersuchungshaft.

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