Schweizer hat nach bisher enttäuschender Saison die Chance, zum fünften Mal in Folge die US Open zu gewinnen. Nadal will seinen ersten Titel in New York.
Vor Jahresfrist hätte wohl niemand gedacht, dass Roger Federer zu den US Open in New York nicht als Top-Favorit anreisen wird. Doch der Generationenwechsel scheint vollzogen, Rafael Nadal hat nicht nur seine Serie bei den French Open fortgesetzt. Der erst 22-jährige Spanier entthronte den Schweizer in einem historischen Finale auch in Wimbledon sowie in der Folge auch als Nummer 1 der Welt und machte sich in Peking auch noch zum Olympiasieger. Nadals erster US-Open-Titel scheint zum Greifen nahe.
Tief bei Federer
Federer hat nicht nur die zwei Grand-Slam-Finali
gegen Nadal verloren, er musste sich auch mehrmals vorzeitig geschlagen
geben. Zuletzt im Viertelfinale der Olympischen Spiele einem James Blake.
Der US-Amerikaner war ihm zuvor acht Mal in Folge unterlegen. Doch der
zwölffache Grand-Slam-Sieger hat nicht plötzlich das Tennisspielen verlernt.
Davon ist auch Jim Courier überzeugt. "Es hat nichts mit seinem physischen
Zustand zu tun, es fehlt ihm derzeit einfach an Selbstvertrauen. Sein Spiel
ist einfach zu komplett, als dass er nun weiter zurückfallen würde", war der
vierfache Major-Sieger im Rahmen der Auslosung in New York überzeugt.
Gute Auslosung
Daher kommt Federer, der dennoch auf seinen
fünften Titel in Flushing Meadows in Serie hofft, die Auslosung sicher
entgegen. Der erstmals seit Jahren "nur" als Nummer 2 gesetzte Eidgenosse
trifft zunächst auf einen unbekannten Argentinier, dann auf einen
Qualifikanten. Erster Prüfstein könnte in Runde 3 der Tscheche Radek
Stepanek werden, dem Federer heuer im Rom-Viertelfinale unterlegen war.
Programmgemäßer Viertelfinal-Gegner wäre Nikolaj Dawydenko (RUS-5), im
Halbfinale könnte der Gegner entweder der Australian-Open-Sieger Novak
Djokovic (SRB-3) oder Andy Roddick (USA-8) sein.
In Nadals Raster-Hälfte sind bis zum Viertelfinale Ivo Karlovic (CRO-14) oder Tomas Berdych (CZE-22) papierform-gemäß starke mögliche Gegner, in der Runde der letzten Acht könnte David Nalbandian (ARG-7) oder der Olympia-Vierte Blake (USA-9) warten. Aber auch David Ferrer (ESP-4), der zuletzt stärker gewordene Andy Murray (GBR-6) - übrigens möglicher Drittrunden-Gegner von Jürgen Melzer - und vor allem auch Juan Martin del Potro könnten Nadal ab dem Halbfinale gefährlich werden.
Finale Nadal - Federer?
"Natürlich wünschen wir uns alle eine
Neuauflage dieses unglaublichen Wimbledon-Finales Federer-Nadal", sprach
Courier an, was wohl alle denken. Grundsätzlich werde es interessant sein,
wie Nadal mit der Rolle der neuen Nummer 1 umgeht, meint der US-Amerikaner
und verwies damit auch auf Ana Ivanovic. Auch die Serbin ist erstmals in New
York topgesetzt, die Siegerinnen von 2006 und 2007 sind hingegen nicht am
Start. Maria Scharapowa laboriert an einer Schulterverletzung, Justine Henin
hat heuer kurz vor den French Open ihre Karriere beendet.
USA fiebern Williams-Duell entgegen
Daher konzentriert sich wohl
alles auf das Duell der Williams-Sisters Serena und Venus gegen die
Serbinnen Ivanovic sowie Jelena Jankovic, allerdings sind auch die Russinnen
um Olympiasiegerin Jelena Dementjewa, US-Open-Series-Siegerin Dinara Safina
oder Jelena Kusnezowa nicht zu unterschätzen. Kusnezowa fühlt sich in Queens
besonders wohl, hat dort 2004 den Titel geholt und im Vorjahr das Finale
erreicht.
Ein Wiederholung des Damen-Finales von Wimbledon wird es in New York hingegen sicher nicht geben: Die Auslosung bescherte Serena ihre große Schwester, Wimbledonsiegerin Venus, bei "normalem" Verlauf schon im Viertelfinale. Was Serena, Venus und Roger Federer gemeinsam haben? Das Trio schied bei den Olympischen Spielen jeweils enttäuscht im Einzel-Viertelfinale aus, holte dann aber im Doppel doch noch das ersehnte Gold. Nur knapp eine Woche später sind olympische Ehren wieder Vergangenheit, es geht neben Weltranglistenpunkten auch wieder um das große Geld - und für Federer um die letzte Chance, heuer doch noch einen Grand-Slam-Titel zu holen.