"Zeit für Familie"

Totschnig hört auf

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Nach 13 Profijahren hat Georg Totschnig genug: Österreichs bester Radfahrer beendet seine Karriere.

Der 35-Jährige erklärte am Montag in Salzburg-Bergheim seine Karriere für beendet. In Erinnerung bleibt der Kletter-Spezialist aus dem Zillertal den Radsport-Fans vor allem mit seinem größten Sieg: Am 16. Juli 2005 gewann Totschnig in Ax-Trois Domaines in den Pyrenäen den 14. Abschnitt der Tour de France und schrieb als erster österreichischer Etappensieger seit 74 Jahren heimische Radsport-Geschichte.

Mehr Zeit für die Familie
Künftig werden im Leben des Familienmenschen Totschnig seine Gattin Michaela und die drei Kinder Emma (8), Max (2) und Josef (6 Monate) absoluten Vorrang genießen. In den vergangenen Jahren war dem Gerolsteiner-Profi die lange Abwesenheit von daheim immer schwerer gefallen - das war der Hauptgrund für den Abschied vom Spitzensport. "Denn man versäumt viel in der Familie. Und ich will meinen Kindern auch Vater sein", hatte Totschnig schon vor seiner letzten Tour de France erklärt.

Österreich-Sieg als Startschuss
Totschnig ist kein Mann großer Worte, doch er hat sich einen sehr guten Namen gemacht als Spezialist für die großen Etappenrennen. Nach seinem Sieg in der Österreich-Rundfahrt 1993 bekam der Tiroler Amateur auf Vermittlung seines Landsmannes Helmut Wechselberger einen Vertrag beim italienischen Polti-Rennstall, schon im Herbst 1993 bestritt er seine ersten Rennen an der Seite von Doppel-Weltmeister und Giro-Sieger Gianni Bugno aus Italien.

Kontinuität
Nur drei Arbeitgeber in der langen Laufbahn - auf Polti (1994-1996) folgten Telekom (1997-2000) und Gerolsteiner (2001-2006) - zeugen vom Willen nach Kontinuität. Beständige Spitzenleistungen bot Totschnig auch im Rennsattel - die Gesamtränge sieben in der Tour de France (2004), fünf im Giro d'Italia (2003) und sechs in der Vuelta a Espana (1996) seien als Top-Ergebnisse genannt.

Team-Leader bei Gerolsteiner
Siege waren eher selten, denn vor allem bei Telekom hatte sich Totschnig stets in den Dienst der Mannschaft gestellt. Doch bei Gerolsteiner, wo er auch mit seinem Gehalt in die Oberliga aufstieg, wurde er seiner Führungsrolle außer in der Tour de France u.a. auch mit einem Etappensieg in der Tour de Suisse und starken Vorstellungen in der Deutschland-Tour gerecht.

Fast Skifahrer geworden
Dem am 25. Mai 1971 in Innsbruck geborene Kaltenbacher, der nun in Ramsau im Zillertal lebt, war der Radsport durch seinen als Amateur-Fahrer engagierten Vater Hansjörg förmlich in die Wiege gelegt worden. In jungen Jahren schien sich bei dem "Nachbarn" von Stephan Eberharter zwar eher eine Karriere auf zwei Brettern anzubahnen. Totschnig besuchte die Ski-Hauptschule Neustift, ehe er den Skirennsport aufgab und 1987 sein erstes Jugend-Rennen auf dem Rad als Sechster beendete.

Damit war die Entscheidung über das weitere Engagement gefallen, der Radsport hat lange Zeit Totschnigs Leben bestimmt. Der Sport hat ihm viel gegeben, doch "Österreichs Sportler des Jahres 2005" hat im Gegenzug mit seinem Auftreten auch viel dazu beigetragen, dass Negativ-Schlagzeilen in seinem Sport in den Hintergrund gedrängt wurden.

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