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Herzog erzählt irre Polster-Anekdote

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Andreas Herzog hatte in einem Interview eine feine Geschichte über Toni Polster parat.

Andreas Herzog, seines Zeichens Teamchef von Israel und ÖFB-Rekordspieler wurde von der Bild zu einem langen Podcast-Interview gebeten. Im ersten Teil sprach er über seine Zeit bei den Bayern: "Noch ein Jahr Bayern, und ich wäre in der Nervenheilanstalt gelandet. Wir waren der FC Hollywood, waren zerstritten, aber erfolgreich."

Im zweiten Teil beim "Phrasenmäher" geht es um Herzogs Freund und ehemaligen Mitspieler Toni Polster: "Es gibt Situationen in der Nationalmannschaft oder im Verein, wo du dir denkst: Es läuft jetzt nicht so, es müsste ein Spieler da sein, der aus dem Nichts ein Tor schießt. Und beim Toni haben wir in der Nationalmannschaft immer das Gefühl gehabt, wenn der Ball irgendwo im Strafraum ist, und er steht richtig – Betonung liegt auf „steht“, weil sprinten war ein Fremdwort für ihn – dann ist jederzeit etwas möglich. Er war ein extremer Torjäger. Immer lustig. Ein bisschen ein Egoist, aber immer so lustig, dass ihm nie jemand extrem böse war."

"Er war nie so ein Läufer"

Besonders in Erinnerung geblieben ist Herzog das entscheidende WM-Quali-Spiel 1989 gegen die DDR: "Mit seiner Klasse, mit seinen Toren hat er uns zweimal zu einer WM geschossen. Ich denke, Tonis größte Leistung  während unserer gemeinsamen Zeit war 1989 beim letzten entscheidenden Qualifikationsspiel gegen die DDR. Er war damals der einzige Legionär. In Österreich waren sie ein bisschen neidisch, weil er extrem viel Geld verdient hat und er war nie so ein Läufer, ein Fighter, der sich für sein Geld körperlich viel angestrengt hat. Er war halt einfach der Torjäger. Wenn‘s gut war, wurde er gefeiert, wenn’s nicht gut war, ist er immer beschimpft und beleidigt worden. Und gegen die DDR war eine Phase, wo er vor 60.000 Zuschauern in Wien ein gellendes Pfeifkonzert abbekommen hat. Die eigenen Fans haben ihn beleidigt und beschimpft – sogar während der Hymne. Und ich bin dagestanden und habe mir gedacht: Wenn das jetzt ich wäre, würde ich mich ins Flugzeug setzten und nach Spanien zurückfliegen. Danke das war’s. Dann haben wir 3:0 gewonnen. Alle drei Tore vom Toni. Und er ist halt jubelnd zu den Fans gelaufen. Und ich glaube die österreichischen Fans glauben heute noch, dass er ihnen zugejubelt hat. Was er ihnen aber zugeschrien hat, kann ich hier nicht sagen. Das wäre zu ordinär. Jedenfalls haben 60.000 Zuschauer auf den Rängen „Toni, Toni, super Toni“ gerufen. Und er hat ihnen von unten rauf genau das Gegenteil zugerufen. Das war für mich ein Wahnsinn. Ich habe mir gedacht: „Toni, nach all dem was du mitgemacht hast - beim Aufwärmen, bei der Hymne, …  - und dann diese Antwort zu geben, dass zeugt davon, dass du Nerven aus Stahl hast. Das vergess‘ ich ihm nie."

"Herzerl, mei schena Bua"

Eine der besten Geschichten stammt aus der Zeit als Herzog und Polster in der deutschen Bundesliga ihr Geld verdienten und mit ihren Klubs aufeinander trafen: "Wo der Toni zu Köln gekommen ist und das erste Spiel gegen Bremen bestritten hat, hat der Otto Rehagel zu mir in der Besprechung gesagt: „Wenn Sie da ihren Freund sehen, den anderen Wiener und vor dem Spiel auf Halligalli machen, dann hol‘ ich Sie noch vor dem Anstoß raus.“ Wir gingen uns aufwärmen und nach zehn Minuten schaute ich, wo der Toni ist. Ich dachte mir: spielt der gar nicht, ist der krank geworden oder verletzt? Auf einmal ruft das Publikum: „Toni, Toni“. Ist der zehn Minuten zu spät rausgekommen, hat erst mal geschaut wo ich bin und ich hab‘ gewusst: jetzt muss ich etwas machen. Denn ich kann ihn nicht begrüßen. Er ist einer, der grüßt jeden, als wäre er sein bester Freund. Küsschen links, Küsschen rechts. Und wenn das der Rehagel sieht, wird der wahnsinnig. Und dann bin ich immer vom Toni weggelaufen. Und nach ein paar Minuten hab‘ ich nicht aufgepasst, da kam er rüber gelaufen, steht fünf Meter neben Rehagel und mir, schnappt mich von hinten und schreit: „Herzerl mei schena Bua.“ Zum Fotografen hat er gerufen: „Komm‘ her amal. Mach a Foto von uns!“ Er hat mich umarmt, abgeküsst und der Rehagel ist dagestanden, hat die Augen verdreht. Pausenstand 0:2. Beide Tore Polster. Da kannst du dir ungefähr vorstellen, was mir Otto Rehagel in der Halbzeit gesagt hat."

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