Trainer lässt die letzten Wochen Revue passieren - nicht ohne Kritik.
Dominic Thiem hat sich am Donnerstag in Wien bei einem Termin seines Sponsors Bank Austria erstmals seit seiner verpatzten Asien-Tour wieder in Österreich der Öffentlichkeit gestellt. Der 24-jährige Niederösterreicher, der kommende Woche der große Hoffnungsträger beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle ist, wollte bei der Suche nach den Gründen dafür nicht ins Detail gehen und blickt voraus.
"Es war einfach schwach in Asien, das muss man so sagen", sagte Thiem. "Es gibt natürlich den einen oder anderen Grund dafür, aber ich will mich nicht zu viel damit beschäftigen", erklärte der zuletzt erstmals auf Weltranglistenplatz 6 vorgestoßene Tennis-Star. Grundsätzlich sei es aber vielleicht "eine positive Sache", dass er so früh wieder zurückgekehrt ist und sich so gut auf Wien vorbereiten kann. "Ich habe ganz gut trainiert die letzten Tage, ab heute kann ich jeden Tag in der Halle trainieren."
Seine Aussichten für Wien, wo er in bisher sieben Auftritten einmal (2013) im Viertelfinale gestanden ist, in den vergangenen drei Auftritten aber enttäuscht hat? "Na ja, ich fühle mich jetzt frisch. Ich will einfach wieder gut Tennis spielen, was ich in den letzten Turnieren sicher zu wenig gezeigt habe. Wenn ich das mache, werden die Ergebnisse auch zufriedenstellend sein."
"Nicht die Saison schwarzmalen"
Der zweifache French-Open-Halbfinalist ist froh, dass er diesmal die Qualifikation für die ATP-World-Tour-Finals schon vor Wien geschafft hat. "Im Rückblick waren einige Phasen in der Saison extrem gut und ich habe mich, glaube ich, vier Wochen vor Mastersbeginn qualifiziert. Generell habe ich viel mehr Punkte als letztes Jahr", erklärte Thiem, der trotz nicht nach Wunsch verlaufener vergangener Wochen, die Positiva sah.
"Man sollte nicht die ganze Saison schwarzmalen. Es sind jetzt auch drei sehr große und wichtige Turniere, wo ich wieder das Ruder herumreißen kann", sprach Thiem die bevorstehenden Events in Wien, Paris-Bercy und dann in der O2-Arena von London an.
Grundsätzlich rücke vieles in den Hintergrund, was man im Verlauf der Saison geleistet hat. "Weil quasi am Montag der nächsten Woche das Turnier von der vorigen Woche schon wieder vergessen ist. Ich habe bei drei großen Turnieren die Chance, dass ich das Jahr noch gut beende."
Nochmals nachgefragt, ob er spielerisch unzufrieden gewesen sei, beteuerte er, dass "einige Aspekte" nicht gut waren. "Und es war auch generell sehr viel los nach den US Open mit Davis Cup, dann Laver Cup. Ich habe eher weniger Zeit gehabt zum Trainieren und das hat sich vielleicht ein bisserl in Asien niedergeschlagen." Zudem hätte er zuletzt fast alle engen Matches verloren.
"Ich hoffe, dass sich das wieder ändert - schon ab nächster Woche", sagte Thiem und verließ nach dem offiziellen Teil der Pressekonferenz ungewöhnlich schnell die Bühne. So manche TV-Station bekam diesmal kein Interview mehr. Thiem-Coach Günter Bresnik, von dem sich Thiem unmittelbar nach dem Fragenteil auf dem Podium verabschiedete, begründete dies mit "Terminen. Er muss weg."
"Er hat Preis für Davis Cup bezahlt"
Bresnik resümierte die Asien-Tournee mit "maximal erfolglos". "Drei Auftakt-Niederlagen - viel schlechter geht es nicht", sagte der Trainer, wobei er die Leistung im Match gegen Viktor Troicki vergangene Woche in Shanghai (6:7 im dritten Satz, Anm.) als "nicht schlecht" einstufte. Natürlich sei es für das Selbstvertrauen seines Schützlings nicht zuträglich gewesen. Dennoch seien die Niederlagen knapp gewesen. "Man muss sich keine Sorgen machen, dass die Form extrem im Keller wäre."
Die vergangenen drei Tage beim Training in der Südstadt, u.a. auch wieder mit Ernests Gulbis, habe Thiem richtig gut gespielt. "Wenn er so spielen würde, wie da im Training, würde es diese Niederlagen auch nicht geben." Hocherfreut ist Bresnik über die neuerliche Masters-Teilnahme. "Allein die Tatsache, dass er sich zwei Jahre hintereinander für das Masters qualifiziert, ist super."
Auf der Suche nach den Gründen für die Asien-Performance bringt Bresnik den engen Terminplan nach den US Open aufs Tapet. "Das Programm nach den US Open war schon eng, der Wechsel von Hartplatz auf Sand, dann wieder auf Hartplatz." Bresnik ließ auch einmal mehr durchklingen, dass ihm persönlich der Davis Cup nicht wirklich in den Plan gepasst hat. "Aus sportlicher Sicht ist es für ihn absurd, dass man so einen Davis Cup spielt. Aber wenn man sich vom Unverständnis der Leute so beeinflussen lässt, dass man dann Dinge macht, die aus meiner Sicht sportlich nicht vernünftig sind, dann zahlst halt wieder den Preis dafür."
Die zuletzt auch teilweise kritische Berichterstattung nach Thiems Leistungen sieht Bresnik gelassen. "Wenn ich Nummer 7 der Welt bin und dreimal gleich verliere, was stelle ich mir vor? Lobeshymnen? Die Kritik ist berechtigt und sie war auch nie unter der Gürtellinie."