Die Cleveland Indians müssen hingegen auf die Erfüllung des Kino-Mythos warten.
Das lange Warten hat nach 108 Jahren ein Ende: Die Baseballer der Chicago Cubs dürfen erstmals seit 1908 wieder den Triumph in den World Series feiern. Wie kleine Kinder freuten sich die Spieler des neues Champions nach dem 8:7-Erfolg bei den Cleveland Indians in einem hochklassigen und dramatischen Entscheidungsspiel.
Viele Tränen gab es dagegen bei den Indians, die nach einer 3:1-Führung in der "best of seven"-Finalserie am Ende aber nach drei Chicago-Siegen en suite noch mit 3:4 das Nachsehen hatten. Damit muss Cleveland weiter auf den dritten Titel in der Major League Baseball (MLB) nach 1920 und 1948 warten.
Tausende auf desn Straßen
In Chicago bejubelten indes Tausende Cubs-Fans auf den Straßen vor dem heimischen Wrigley Field den dritten Titel nach 1907 und 1908. Das Stigma als "Lovable Losers", liebenswürdige Verlierer, war damit nach 39.466 Tagen endgültig Geschichte. "Es ist passiert. Die Chicago Cubs haben die World Series gewonnen. Wollt ihr noch ins Weiße Haus kommen, bevor ich es verlasse", gratulierte US-Präsident Barack Obama via Twitter.
Es gibt wenig Menschen, die den Cubs diesen Titel nicht gönnen. Keine US-Profimannschaft in den Top-Sportarten Basketball, Baseball, Eishockey und American Football musste nach einem Titelgewinn länger auf die nächste Meisterschaft warten. "Unglaublich, wir haben es in einem der besten Spiele aller Zeiten geschafft", frohlockte Cubs-Präsident Theo Epstein.
"Episch"
Diese siebente Partie in der 112. Auflage der World Series geht als besonders nervenaufreibend in die Sport-Geschichte ein. Bis zum achten Inning führte Chicago scheinbar uneinholbar mit 6:3. Die Indianer aus Cleveland kamen aber zurück, glichen zum 6:6 aus und erreichten das Verlängerungs-Inning. Nach einer 17-minütigen Regenpause gingen die Cubs im zehnten Inning wieder mit 8:6 in Führung, die Indians konnten danach am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) nur noch auf 8:7 verkürzen. "Episch", nannte es "ESPN".
Der Titelgewinn der Cubs bedeutete gleichzeitig auch das Ende des ominösen Ziegen-Fluchs. Am 6. Oktober 1945 - die "Cubbies" führten in der World Series mit 2:1 gegen die Detroit Tigers - wollte der eingefleischte Fan Billy Sianis mit seiner Ziege Murphy ins Wrigley Field kommen. Doch der damalige Cubs-Besitzer P. K. Wrigley störte sich am Geruch von Murphy und verhinderte Anekdoten zufolge den Eintritt.
Sianis war außer sich und schrie: "Die Cubs werden nie mehr gewinnen. Die Cubs werden die World Series so lange nicht gewinnen, wie die Ziege im Wrigley Field keinen Zutritt erhält." Die "best of seven"-Finalserie von 1945 ging dann - ohne Murphy - noch mit 3:4 verloren. Chicago kam danach nie wieder so weit - bis jetzt.
In Cleveland herrschte nach dem Match tiefe Trauer. Es war erst das fünfte Mal in der MLB-Geschichte, dass ein Team in den World Series eine 3:1-Führung noch verspielte. Kurios: Im Sommer hatten die Cleveland Cavaliers um Basketball-Superstar LeBron James nach einem 1:3-Rückstand gegen die Golden State Warriors noch die NBA-Meisterschaft gewonnen. Beim Spiel sieben fieberte die Cavs-Profis mit den Indians mit - vergeblich.