Tom Brady ist einmalig. Niemand in der National Football League (NFL) hat je sieben Super Bowls gewonnen - er ist nur noch eine Partie davon entfernt.
Schon jetzt hat der 43-Jährige sechs Meisterringe und damit mehr als jeder andere in der NFL-Geschichte. Zehn Teilnahmen am wichtigsten Football-Spiel der Welt? Hat auch nur er. Brady ist zudem der älteste Quarterback, der je eine Super Bowl gewonnen hat.
Beim Triumph am 3. Februar 2019 in Atlanta, wo er nach einem 13:3-Erfolg über die Los Angeles Rams zum sechsten Mal mit den New England Patriots das NFL-Finale gewonnen hatte, war Brady bereits 41. Diesen Altersrekord kann der Spielmacher der Tampa Bay Buccaneers gegen die Kansas City Chiefs in der Nacht auf Montag (0.30 Uhr MEZ/live Puls 4 und Puls 24) ausbauen. Kurz: Der Mann aus San Mateo in Kalifornien ist eine lebende Sportlegende.
"Wenn du als junger Athlet nicht zu Leuten wie Tom Brady aufschaust, dann bist du verrückt", sagte Patrick Mahomes. Er ist der 25-jährige Quarterback der Chiefs, Titelverteidiger und in den Augen vieler Football-Experten in den USA der bessere Spieler. Einem Vergleich mit Brady kann er trotzdem noch lange nicht standhalten. Mahomes kommt seinerseits nach dem 31:20-Erfolg im Vorjahr gegen die San Francisco 49ers erst auf einen Super-Bowl-Triumph und nun die zweite NFL-Final-Teilnahme.
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US-Medien erlauben sich vor der 55. Super Bowl in Tampa alle möglichen Spielereien mit Bradys Karriere-Ausbeute. ESPN etwa rechnete vor, dass er an 18 Prozent aller Super Bowls beteiligt war. Ignorierte man zudem sein erstes Jahr als NFL-Profi, als er noch Ersatz war, und die verletzungsbedingt verpasste Saison 2008, habe er mehr als die Hälfte aller Super Bowls zu seiner aktiven Zeit erreicht.
"Vor 20 Jahren saß ich nicht da und habe gedacht, ich sitze hier mit 43 und spiele Football. Das wäre gelogen", erzählte Brady zu Wochenbeginn. Zur Wahrheit gehört auch: Viele Teams trauten ihm überhaupt keine NFL-Karriere zu, geschweige denn die Qualität eines Super-Bowl-Quarterbacks.
Rekordweg bei den Patriots
Denn als Brady im Jahr 2000 bei der Talentbörse der NFL, dem sogenannten Draft, von den Teams ausgewählt werden durfte, entschieden die sich für 198 andere Spieler vor ihm. Sieben Quarterbacks wurden als besser eingestuft, ehe die New England Patriots mit dem damals neuen Trainer Bill Belichick sich für ihn entschieden.
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Was dann passierte ist Sportgeschichte. Im zweiten Jahr verletzte sich Stammkraft Drew Bledsoe, Brady durfte spielen und behielt auch in der Super Bowl seinen Platz, obwohl Bledsoe wieder gesund war. Als krasser Außenseiter gewannen die Patriots am 3. Februar 2002 im Superdome in New Orleans 20:17 gegen die St. Louis Rams und holten die Vince Lombardy Trophy mit Brady als Anführer seither noch fünf weitere Male nach Foxborough. Im rund 35 Kilometer südwestlich von Boston gelegenen Ort tragen die "Pats" ihre Heimspiele aus.
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Die Patriots-Fans liebten das Duo Brady/Belichick für die unfassbare Dominanz, im Rest des Landes gelten die beiden dagegen als Feindbilder. Nicht nur wegen der Erfolg, sondern auch wegen der Skandale wie Bällen mit zu geringem Luftdruck oder ausspionierter Gegner und ihrer Nähe zu Ex-US-Präsident Donald Trump.
Eine ewige Diskussion in den Sport-Bars und -Shows im Fernsehen war, ob der eine ohne den anderen je zu den ganzen Erfolgen gekommen wäre. Nun: Brady hat es im ersten Jahr mit den Tampa Bay Buccaneers, wegen der Corona-Pandemie in einer Saison ohne Vorbereitungsspiele, erneut ins NFL-Finale geschafft. Die Buccaneers waren zuvor seit 2002 nicht mehr in den Play-offs dabei. Die Patriots dagegen haben erstmals seit der Saison 2008 - der Spielzeit, die Brady verletzt hatte aussetzen müssen - das Play-off verpasst. Das beantwortet die Frage für die meisten.