Joel Quenneville ist nach den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs als Coach der Florida Panthers zurückgetreten.
Die elf Jahre zurückliegende Missbrauchsaffäre bei den Chicago Blackhawks hat in der nordamerikanischen Eishockeyliga NHL zum nächsten prominenten Rücktritt geführt. Joel Quenneville, damals Cheftrainer der Blackhawks, ist am Donnerstag nach einem Gespräch mit NHL-Chef Gary Bettman als Coach der Florida Panthers abgetreten. Auslöser sind Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs aus dem Jahr 2010, als Opfer hatte sich am Mittwoch der ehemalige Österreich-Legionär Kyle Beach geoutet.
Beach, mit RB Salzburg 2014/15 Meister und später auch für die Graz99ers und den VSV aktiv, war im Jahr 2010 ein 20-jähriges Talent aus dem Farmteam, das während des Play-offs in den Großkader der NHL-Mannschaft aufgestiegen war. Aus dieser Zeit stammen seine Vorwürfe von einem sexuellen Übergriff des damaligen Video-Coaches.
Die Chicago Blackhawks waren mitten im Kampf um den Stanley Cup, den sie in dieser Saison 2009/10 auch gewannen. Quenneville soll zu der Gruppe Verantwortlicher bei den Blackhawks gezählt haben, die trotz der Missbrauchsvorwürfe nichts unternommen hätten. Zu diesem Schluss war ein am Dienstag veröffentlichter Untersuchungsbericht gekommen, der bereits zum Rücktritt von Blackhawks-Präsident Stan Bowman führte. Bowman war auch als Manager für das US-Eishockey-Team bei den Olympischen Spielen in Peking vorgesehen gewesen.
"Ich habe das zehn, elf Jahre verdrängt"
Am Donnerstag folgte nun auch Quenneville, einer der erfolgreichsten Trainer der NHL und mit den Blackhawks dreimal Stanley-Cup-Sieger. Nach einem Gespräch mit Bettman seien sich alle einig gewesen, dass es "nicht länger angemessen ist, dass er als Floridas Cheftrainer arbeitet", teilte Bettman in einer Stellungnahme mit. Für die Florida Panthers arbeitete der 60 Jahre alte Quenneville seit der Saison 2019/20, als Interimstrainer verpflichteten die in dieser Saison nach sieben Spielen noch ungeschlagenen Panthers Andrew Brunette.
Beach hatte am Mittwoch in einem TSN-Interview von den damaligen Ereignissen erzählt. "Es ist ein großer Schritt für mich, mein Genesungsprozess, indem ich die Ereignisse, die passiert sind, verarbeite und mich wirklich mit den zugrunde liegenden Problemen beschäftige, die ich davon habe. Ich habe das zehn, elf Jahre verdrängt und es hat mich innerlich zerstört", sagte Beach. Der heute 31-jährige Stürmer, der für Erfurt in der dritten deutschen Liga spielt, äußerste sich dabei auch enttäuscht über die mangelnde Unterstützung der Blackhawks, der NHL und der Spielervertretung in Person von Exekutivdirektor Don Fehr.