NHL

Vanek trotz Auftaktfrust gelassen

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Österreichs NHL-Superstar im Interview über Sport und Familie.

In der National Hockey League (NHL) geht es hart her. Österreichs Eishockey-Star Thomas Vanek muss viel einstecken, wenn er in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga für die Buffalo Sabres auf Torjagd geht. Abseits der Eishallen ist er ein freundlicher, zurückhaltender Familienmensch. Im Interview gibt er Einblicke in sein Leben abseits des Sports, in dem sich alles um seine Frau Ashley, Sohn Blake Thomas (3 Jahre) und die bevorstehende Geburt von Zwillingen dreht - und die sportliche Hoffnung, endlich den begehrten Stanley-Cup zu gewinnen.

Frage: Ihr bekommt in fünf Wochen Zwillinge, die Vorfreude wird schon groß sein.
Vanek: "Jetzt wird noch ausgemalt im Kinderzimmer, die Betten stehen. Die Finger tun schon weh vom Zusammenbauen der Möbel. Nach der Geburt kommt für drei Monate die Mutter von Ashley, danach kommen meine Eltern zum Aushelfen."

Frage: Sie kennen das ja schon von Blake, waren Sie da im Eishockey beeinträchtigt?
Vanek: "Nein, überhaupt nicht. Ich habe Glück mit Ashley, weil sie so viel gemacht hat. Sie weiß, dass mein Job für uns alle wichtig ist. Unter Tags habe ich geholfen, damit sie zur Ruhe kommt, und in der Nacht hat sie alles gemacht."

Frage: Ist es in dieser Zeit schwer, immer fokussiert auf den Sport zu bleiben?
Vanek: "Nein. Wenn ich in der Eishalle bin, versuche ich immer mein Bestes zu geben. Sobald ich rausgehe, ist wieder die Familie dran. Das kann ich ganz gut."

Frage: Spielt ihr Sohn Blake auch schon?
Vanek: "Er läuft schon mit den doppelten Kufen, das geht ganz gut. Mit dem Schlittschuh ist es noch schwerer. Aber wir machen heuer im Winter im Garten einen kleinen Eislaufplatz für ihn. Er redet den ganzen Tag vom Eishockey. Aber nach zwei Minuten spielt er dann gleich auch wieder Fußball, Baseball oder Football."

Frage: Sie machen auch sonst viel mit Kindern, wie sieht ihr Kinder-Eishockey-Programm im Sommer aus?
Vanek: "Ich habe in Minnesota ein AAA-Programm. Wir haben heuer sieben Mannschaften gehabt, die Kinder sind zwischen 9 und 16 Jahren. Die haben meine Freunde trainiert, ich bin immer mit einer Gruppe auf das Eis gegangen, das macht mir viel Spaß."

Frage: Arbeiten Sie auch in Buffalo mit Kindern?
Vanek: "Ich arbeite beim Boys and Girls Club. Das sind Kinder, deren Eltern sehr viel arbeiten müssen und nicht auf die Kinder aufpassen können. Dort bin ich alle sechs, sieben Wochen. Einmal im Jahr kommen die Kinder in die Eishalle, bekommen Pizza von uns und können auch
auf das Eis gehen."

Frage: Machen Sie das, um auch die andere Seite kennenzulernen?
Vanek: "Am meisten gefällt mir, dass es echt wichtig ist für die Kinder. Vor zwei Jahren haben wir mit 80 Kindern begonnen, mittlerweile sind es 250. Sie bekommen Sportschuhe oder Shirts von
uns. Meine Eltern haben auch nicht viel Geld gehabt. Aber was notwendig war, haben wir bekommen. Ich bin froh, dass wir nicht solche Probleme gehabt haben."

Frage: Gibt es auch Aktionen mit den Fans oder viel Kontakt mit ihnen?
Vanek: "Nein, weil Fanclubs wie in Österreich gibt es nicht. Wir haben einmal im Jahr eine Autogrammstunde. Ein Spielbesuch hier ist so wie wenn man ins Kino geht. Die Leute gehen vorher Essen und dann zum Spiel."

Frage: Trainer Lindy Ruff hat heuer erstmals dezidiert von einer echten Chance auf den Gewinn des Stanley-Cups gesprochen. Sehen Sie das auch so?
Vanek: "Vielleicht zu den Medien. Intern haben wir immer an uns geglaubt. Ich glaube auch, dass unsere Chancen gut sind. Wir haben mit Ryan Miller den besten Tormann der Welt. Das ist das Wichtigste. Ich glaube wir sind gut genug, dass wir oben mitspielen können."

Frage: Buffalo hat drei Spieler geholt und zwei Junge sind aufgestiegen. Was bringen diese Spieler?
Vanek: "Hinten sind wir besser geworden. Morrisonn ist groß, stark und ein guter Eisläufer. Und Leopold hat hat einen guten Schuss und einen guten ersten Pass. Niedermayer war oft in den Play-offs und hat den Stanley-Cup gewonnen. Der kennt sich aus."

Frage: Die jungen Ennis und Gerbe sind ungewöhnlich kleine Spieler. Was bringen die mit?
Vanek: "Beide bringen Schnelligkeit und Technik in die Mannschaft. Vor dem Lockout haben die Kleinen keine Chance gehabt, weil viel gehalten wurde und Größe und Kraft viel wichtiger waren. Jetzt kommt es wieder mehr auf das Eislaufen an."

Frage: Haben Sie bestimmte Rituale?
Vanek: "Gott sei Dank nicht. Jetzt, wenn ich frustriert bin, dass ich noch kein Tor geschossen habe, habe ich schon überlegt, ob ich was ändern soll. Aber ich fange jetzt nicht an damit. Es wird mir beim Toreschießen nicht helfen, wenn ich jetzt immer den linken Socken zuerst anziehe."

Frage: Haben Sie Kontakt zu den anderen Österreichern in der NHL?
Vanek: "Zum Andi (Nödl) immer wieder, (Michael) Grabner kenne ich kaum."

Frage: Wie sehen Sie Nödls Chancen in der NHL?
Vanek: "Er ist groß, stark und eisläuferisch gut. Und sein Vorteil ist, dass er genauso in den ersten beiden offensiven Sturmlinien spielen kann wie auch bei den hinteren defensiven. Ich glaube, er
wird lange in der NHL spielen."

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